Wiki's Schicksal

Beiträge zu Themen, die in keine andere Kategorie passen

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Wiki's Schicksal

Beitragvon Brakbekl » So 4. Dez 2011, 08:44

Hallo, mal ein anderes uns aber wohl auch interessierendes Thema,

Wiki, war eine gute Idee, ist aber am Scheitern. Sie werden sich an Sponsoren wenden müssen. Der Autorenstreik, diejenigen, die wirklich geschrieben haben, haben die Nase davon voll, das andere Leute in den Texten rummachen - scheint zu sonderbaren Maßnahmen zu führen (mehr weibliche Autoren - dafür extra Editor). Wer hat eigentlich die Frauen bisher gehindert, mitzumachen? (Und eigentlich hab ich nicht gemerkt, daß Frauen als Autoren bisher unterrepräsentiert waren) Wahrscheinlich wird jetzt zur Qualitätssicherung ein kleines Logo eingeführt: (Artikel von einer Frau)

Die Alternative wäre ein Paypedia. Ein Cent für jeden Artikel und ein Artikel gleich ein Autor, was nicht ausschließt, daß Wiki zu jedem Lemma mehrere Artikel auf unterschiedlichem Niveau anbietet. Der Nutzer könnte dann auf einer Vorseite die Besucherzahl jedes Artikels zum Lemma, dessen Ausstattung (Bilder, Tabelle, Textgröße, Links etc.) einsehen und entscheiden, ob ihm Schulniveau oder Uniniveau gut genug ist. Der Autor erhält einen Betrag / Besucher. Und schon wäre das Problem gelöst.
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Re: Wiki's Schicksal

Beitragvon romane » So 4. Dez 2011, 09:56

Nicht alles kann in der Ausführung perfekt sein.
---
Mich stören dennoch Sätze wie:
Wenn wir Zugang zu Freiem Wissen haben, dann sind wir bessere Menschen.

und im Spendenaufruf:
Wenn Sie für Wikipedia spenden, unterstützen Sie Freies Wissen für die ganze Welt. Sie hinterlassen nicht nur etwas für Ihre Kinder und Enkel, sondern Sie helfen allen Menschen auf der ganzen Welt, Anteil an diesem Schatz zu haben. Und Sie stellen sicher, dass dieser Zugang eines Tages für Jeden möglich sein wird.
---
Das scheint mir zu banal.
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Re: Wiki's Schicksal

Beitragvon Brakbekl » So 4. Dez 2011, 10:23

romane hat geschrieben:Nicht alles kann in der Ausführung perfekt sein.


Zugestanden ...

romane hat geschrieben:Wenn wir Zugang zu Freiem Wissen haben, dann sind wir bessere Menschen.

Zu Visionen gehören solche superstitiösen Sätze. Jungen Menschen seien sie überdies hinaus toleranterweise zugestanden, solange es nicht um die Einführung der Steinigung geht!

romane hat geschrieben:Wenn Sie für Wikipedia spenden, unterstützen Sie Freies Wissen für die ganze Welt. Sie hinterlassen nicht nur etwas für Ihre Kinder und Enkel, sondern Sie helfen allen Menschen auf der ganzen Welt, Anteil an diesem Schatz zu haben. Und Sie stellen sicher, dass dieser Zugang eines Tages für Jeden möglich sein wird.


Ja, Romane, wenn's denn so einfach wäre, würde man sich ja engagieren, auch ohne Gage. Die Idee eines gewaltigen, überall zugänglichen, zitierfähigen Lexikons in allen Sprachen bleibt trotzdem faszinierend! Jedoch scheint sich Albtraum eines jederzeit manipulierbaren, öffentlichen, anonymen Infozwanges zu verwirklichen, einer Think-Design-Mashine in der Hand verborgener Kräfte.
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Re: Wiki's Schicksal

Beitragvon romane » So 4. Dez 2011, 10:30

"Freies Wissen" - gib den Begriff mal ins Wiki ein

Die Manipulation in Lexika zeigte sich z.B. auch bei der Microsoft Enzyklopädie. Man vergleiche dort z.B. die Aussagen zu den Indianern in der engl. und dt. Fassung

oder der EU-Kalender ohne christl. Feiertage
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Re: Wiki's Schicksal

Beitragvon Laptop » So 4. Dez 2011, 13:13

Eine „PayPedia“ läuft dem Grundsatz der Wikipedia zuwider, sowas darf und wird es nicht geben. Aber zum Problem: eine naheliegende Lösung wäre, daß man parallel mehrere Artikel pro Lemma zuläßt, und den Leser vor die Wahl stellt:
„die Goldmark“ (Franz Faßbender)
„die Goldmark“ (Maike Mahlzahn)
„die Goldmark“ (…)
und dann durch ein Bewertungs-System den beliebtesten Autor als default läd. Den Leser aber nach wie vor auf die Wahlmöglichkeit aufmerksam macht auf einen anderen „nicht-default“ Autor umzuschalten. Man kann grundsätzlich eine so nüchterne Schreibweise verlangen wie man will, es bleibt immer ein Rest Subjektivität vorhanden. Man wird deshalb wohl nicht umhin kommen mehrere „Weltsichten“ zu ein und derselben Sache zuzulassen bzw. parallelzuschalten.
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Re: Wiki's Schicksal

Beitragvon Zythophilus » So 4. Dez 2011, 15:15

Ein Projekt wie Wikipedia ist schon faszinierend, allerdings muss man sich der Schwächen bewusst sein. Sind es wirklich immer die Besten in ihrem Fach, die die Artikel verfassen? Ein fundiert recherchierter wissenschaftlicher Artikel verlangt einen ziemlichen Aufwand. Es ist daher durchaus einzusehen, dass ein Autor dafür auch ein Honorar sehen will.
Manipulationen sind Tür und Tor geöffnet: Das mag bei Themen aus der Klass. Philologie nicht so relevant sein, bei aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen jedoch sind tendenziöse Artikel oder nachträgliche Änderungen an der Tagesordnung.
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Re: Wiki's Schicksal

Beitragvon Brakbekl » Mo 5. Dez 2011, 10:24

Zythophilus hat geschrieben:...
Manipulationen sind Tür und Tor geöffnet: Das mag bei Themen aus der Klass. Philologie nicht so relevant sein, bei aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen jedoch sind tendenziöse Artikel oder nachträgliche Änderungen an der Tagesordnung.


Genau, und dem sollte ein Riegel vorgeschoben werden. Denn der Mißbrauch des Wissens droht nicht durch tendenziöse Artikel, sondern durch die Produktion einer tendenziösen Darstellung der aktuellen Realität, sprich, die Regierung oder die Think-Tanks der Parteien, bearbeiten (aktualisieren) alle zu einem Thema relevanten Lemmas, bevor dieses in die Medien gebracht wird, mit dem Ziel, die Lesart eines wirklichen oder bestellten Ereignisses im Vorfeld festzulegen, um einen Eindruck im kollektiven Gedächtnis zu hinterlassen.
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Re: Wiki's Schicksal

Beitragvon Brakbekl » Mo 5. Dez 2011, 10:38

Laptop hat geschrieben:Eine „PayPedia“ läuft dem Grundsatz der Wikipedia zuwider, sowas darf und wird es nicht geben.


Das Problem der Umsonst-Welt ist, Laptop, deren Anhänger ich zu Harz4-Zeiten auch war, daß es dem Menschen die Möglichkeit nimmt, sich selbst seines Wertsystems erst bewußt zu werden. Erst das Geld gibt ihm die Möglichkeit, Werte zu setzen, indem er sich sagt: Bildung ist mir wichtiger als Fressen - hier ganz gegen Brecht! Im Übrigen: 1 Cent pro Tag, wem tut das weh? Man kann da auch Sozial-Tarife einführen. Ein Problem bleibt: Es kommt die Abrechnerei!


Laptop hat geschrieben: ..., es bleibt immer ein Rest Subjektivität vorhanden. Man wird deshalb wohl nicht umhin kommen mehrere „Weltsichten“ zu ein und derselben Sache zuzulassen bzw. parallelzuschalten.


Richtig, und der stört auch nicht, denn die Autorität des Lesers mag selber aus seiner Sicht Tendenziöses entdecken. Im Talmud wird übrigens ebenfalls ein differenztoleranter Umgang mit "Wissen" praktiziert, seit über 2000 Jahren.


Ganz wichtig halte ich die Zitierfähigkeit.
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Re: Wiki's Schicksal

Beitragvon Laptop » Mo 5. Dez 2011, 17:45

@Brakbekl Also zuerst mal darf man nicht glauben, daß Bezahlung die Qualität erhöht. Zum zweiten, wenn man einmal Bezahlung einführt, ganz gleich wie wenig, schraubt sich das mit der Zeit hoch. Mit einem Cent fängt es nur an …

Zum anderen sollte man nicht denken man könne „Wissen“ von Subjektivität trennen. Alles wird immer mehr oder weniger „tendenziös“ sein, je nachdem aus welcher Brille man es betrachtet. Für einen Rechtsradikalen sind alle Medien tendenziös. Es gibt kein „normal“. Ich denke man sollte mehrere Subjektivitäten zulassen, nur so bekommt man ein im Schnitt genaues Abbild der Realität. Die Subjektitäten kompensieren sich gegenseitig, und der Leser sollte die Möglichkeit haben zw. der Vielfalt der Subjekvitäten hin und her zuschalten.
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Re: Wiki's Schicksal

Beitragvon Brakbekl » Di 6. Dez 2011, 08:11

Laptop hat geschrieben:Also zuerst mal darf man nicht glauben, daß Bezahlung die Qualität erhöht.

...nicht automatisch aber wohl wahrscheinlich. Es besteht ja immer die Wahl zwischen mehreren Anbietern und die Möglichkeit der Benotung ...

Laptop hat geschrieben:Zum zweiten, wenn man einmal Bezahlung einführt, ganz gleich wie wenig, schraubt sich das mit der Zeit hoch. Mit einem Cent fängt es nur an …


Da hast Du wieder recht .... außerdem, es wird billige und teure Artikel geben.

Laptop hat geschrieben:Zum anderen sollte man nicht denken man könne „Wissen“ von Subjektivität trennen. Alles wird immer mehr oder weniger „tendenziös“ sein, je nachdem aus welcher Brille man es betrachtet. Für einen Rechtsradikalen sind alle Medien tendenziös. Es gibt kein „normal“. Ich denke man sollte mehrere Subjektivitäten zulassen, nur so bekommt man ein im Schnitt genaues Abbild der Realität. Die Subjektitäten kompensieren sich gegenseitig, und der Leser sollte die Möglichkeit haben zw. der Vielfalt der Subjekvitäten hin und her zuschalten.


Ja, genau ... volle Zustimmung
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Re: Wiki's Schicksal

Beitragvon Brakbekl » Di 6. Dez 2011, 08:35

Laptop hat geschrieben:Also zuerst mal darf man nicht glauben, daß Bezahlung die Qualität erhöht.

...nicht automatisch aber wohl wahrscheinlich. Es besteht ja immer die Wahl zwischen mehreren Anbietern und die Möglichkeit der Benotung ...

Laptop hat geschrieben:Zum zweiten, wenn man einmal Bezahlung einführt, ganz gleich wie wenig, schraubt sich das mit der Zeit hoch. Mit einem Cent fängt es nur an …


Da hast Du wieder recht .... außerdem, es wird billige und teure Artikel geben.

Laptop hat geschrieben:Zum anderen sollte man nicht denken man könne „Wissen“ von Subjektivität trennen. Alles wird immer mehr oder weniger „tendenziös“ sein, je nachdem aus welcher Brille man es betrachtet. Für einen Rechtsradikalen sind alle Medien tendenziös. Es gibt kein „normal“. Ich denke man sollte mehrere Subjektivitäten zulassen, nur so bekommt man ein im Schnitt genaues Abbild der Realität. Die Subjektitäten kompensieren sich gegenseitig, und der Leser sollte die Möglichkeit haben zw. der Vielfalt der Subjekvitäten hin und her zuschalten.


Ja, genau ... volle Zustimmung, denn wir werden uns noch wundern, wenn sich im deutschen Wiki wie im arabischen jetzt schon, das Fatwawesen ausbreitet, dann bekommt man dann eine ganz neue Mutation des Objektivitätsbegriffes ....
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