von Laptop » Sa 19. Mai 2012, 01:18
Man denke an “Werbungâ€, “behindertâ€, “senilâ€, “Altersheimâ€, etc. Dieser Abwertungsprozess spiegelt das unendliche Ringen zwischen zwei Parteien wider. Auf der einen Seite die Mehrheit der Sprachteilnehmer, die fast jedes Wort bewertet, so ist der Mensch nun einmal. Auf der anderen Seite die Interessengruppen, denen aus vielerlei Gründen diese Wertung am Wort nicht gefällt. Diese Gründe sind z. B. wissenschaftliche Objektivität, politische Täuschung der Öffentlichkeit, unternehmerischer Eigennutz, behördliche Neutralität oder auch einfach nur die Umschreibung aus Höflichkeit. Diese Interessengruppen prägen nun neue Wörter mit andersartiger – oft wertfreier – Wertung. Doch bald belegt die Mehrheit der Sprachteilnehmer diese Wörter erneut mit der alten Wertung, und der faule Zauber ist verflogen. Es ist der Kampf gegen die Wertung in unseren Köpfen, und der kann immer auf kurze Zeit gewonnen werden. Z. B. empfinden wir “Reklame†als lästig. Man erfindet ein neues Wort, “Werbungâ€, doch nach einiger Zeit ist auch dieses negativ besetzt, und nun schaue ich in meinen Briefkasten und finde “Infopostâ€. Und so geht das immer weiter. Wenn man nun nur oft genug hört oder sagt “sie ist eine Frau, sie kann das nicht so gutâ€, dann wird auch irgendwann “Frau†negativ besetzt sein.
SI·CICERONEM·ÆMVLARIS·VERE·NON·VIVAS (get a life!) OBITER·DICTVM·BREVITAS·DELECTAT (keep it short and simple = kiss)