Schavan.plag

Beiträge zu Themen, die in keine andere Kategorie passen

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

Schavan.plag

Beitragvon Brakbekl » Mo 15. Okt 2012, 21:01

Hallo, wir hatten das Thema je schon bei the former Minister of Defense of the FRG.

Aber lest doch mal diesen FAZ-Artikel: http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 27003.html

Und hier sind die Kommentare: http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 27003.html

Die Sache scheint delikat bei Frau Schavan zu sein.

Die FAZ will die Leute, die das recherchieren, anschmieren:

Gescheiterte Akademiker, Informatiker, Pedanten oder Zeitgenossen, die eine Leidenschaft dafür entwickelt haben, promovierten Prominenten Fehler nachzuweisen und sie im Zweifel auch „abzuschießen“? Noch bei der Guttenberg-Affäre konnte man den Eindruck gewinnen, dass es den Plagiatsjägern um korrekte Regeln des Zitierens, um Eigenständigkeit, um Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, also um hehre wissenschaftliche Ideale geht.



--- hat er so akribisch aufgeführt, als gehe es darum, einen apokryphen Text des Alten Testaments zu kollationieren. Wort für Wort wird verglichen, die Reihenfolge von Wörtern mit hochgestellten Ziffern bezeichnet, um Umformulierungen und Änderungen in den Texten der benutzten Quellen zu verdeutlichen.


Hier noch der etwas politischere Welt-Artikel: http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... r-Amt.html

http://schavanplag.wordpress.com

Schlußfrage: Was ist eigentlich mit Merkel's Diss? Diese Frage sollte mal etwas lauter gestellt werden.
fide et virtute famam quaere
Benutzeravatar
Brakbekl
Senator
 
Beiträge: 3264
Registriert: Sa 18. Aug 2007, 15:07

Re: Schavan.plag

Beitragvon Oedipus » Mo 15. Okt 2012, 21:30

Die Prüfung nach Vorbild zu Guttenbergs geht auf folgender Seite nach wie vor mit mehr oder weniger Prominenten weiter:
http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Home

Der Barcode zeigt an, dass die meisten gerne copy-pasten.
Der Erfolg ist beachtlich. Einer hat wirklich aus Wikipedia übernommen :D
Chima: Hodie erat heri iam cras!
Benutzeravatar
Oedipus
Censor
 
Beiträge: 699
Registriert: Sa 22. Mai 2010, 12:07

Re: Schavan.plag

Beitragvon Brakbekl » Di 16. Okt 2012, 13:57

fide et virtute famam quaere
Benutzeravatar
Brakbekl
Senator
 
Beiträge: 3264
Registriert: Sa 18. Aug 2007, 15:07

Re: Schavan.plag

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 17. Okt 2012, 00:44

brakbekl hat geschrieben:Schlußfrage: Was ist eigentlich mit Merkel's Diss? Diese Frage sollte mal etwas lauter gestellt werden.


Bei naturwissenschaftlichen Doktorarbeiten ist plagiieren nicht im Vordergrund, da oft auch experimentell gearbeitet werden muß, insbesondere in der Physik. Man arbeitet da oft jahrelang. "Schwarze Schafe" gibt es immer. Auch vor der Internet-Zeit gab es diese...nur sie wurden nicht so leicht entlarvt wie heute. Ich möchte persönlich :-D alle Doktoranden loben, die sich ehrlich einsetzen... und dass ist die überwiegende Mehrheit. Und genau diese haben leider mit solchen Leuten zu kämpfen, die unehrlich gearbeitet haben.
Medicus domesticus
Dominus
 
Beiträge: 7284
Registriert: Di 9. Dez 2008, 11:07

Re: Schavan.plag

Beitragvon RM » Mi 17. Okt 2012, 07:53

Was bei naturwissenschaftlichen Arbeiten gelegentlich vorkommt, ist, dass empirische Daten erfunden oder geschönt werden, was aber z. T. sehr schwer nachzuweisen ist, weil man die entsprechenden Ergebnisse experimentell überprüfen muss. Eine naturwissenschaftliche Arbeit lässt sich jedoch nicht so einfach mit <Ctrl><C>-<Ctrl><V> zusammenkopieren, was auch an der i. d. R. direkteren Betreuung durch die Professoren liegt.

8) RM
RM
Augustus
 
Beiträge: 4522
Registriert: So 22. Sep 2002, 22:08
Wohnort: Bayern

Re: Schavan.plag

Beitragvon paulos » Sa 9. Feb 2013, 19:30

Tja, nun ist es passiert. Frau Schavan muss gehen und wir haben eine neue Bildungsministerin. So ganz habe ich nicht mitbekommen, wie viel sie denn nun abgeschrieben hat. Sie hat ja die Plagiatsvorwürfe abgestritten und will ja auch dagegen klagen. Wenn es damals schon solche ghost writing Firmen gegeben hätte, die Plagiatsprüfungen machen, wäre das nicht passiert. Die haben sicher jetzt Hochkonjunktur, stehen viele Jobangebote im Netz. Vielleicht sollte man sich da mal bewerben.
Zuletzt geändert von paulos am Di 12. Feb 2013, 20:43, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
paulos
Servus
 
Beiträge: 10
Registriert: Mo 21. Jan 2013, 19:48

Re: Schavan.plag

Beitragvon Zythophilus » So 10. Feb 2013, 21:43

Die Hauptfrage ist m.E., ob eine Arbeit ein eigenständiges Ergebnis aufzuweisen hat, das heißt ob die konkrete Dissertation eigene Schlussfolgerungen und Erkenntnisse des Autors enthält. Wenn das der Fall ist, dann sind ein paar nicht gekennzeichnete Zitate nicht so schlimm.
Ich fürchte freilich, dass viele solche Arbeiten zwar die formalen Kriterien einhalten, aber de facto nichts Neues bringen.
Immerhin sollten sich die empörten Universitäten jetzt an der Nase nehmen. Auch dort ist es jahrelang nicht aufgefallen.
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 16940
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: Schavan.plag

Beitragvon Brakbekl » So 10. Feb 2013, 21:56

Ich finde Bierfreund, wenn in einem Roman ein paar nicht gekennzeichnete Paraphrasierungen drin sind, mag das angehen, nicht aber in einer Nicht-naturwissenschaftlichen Promotion, die ja offensichtlich nicht dazu angestrebt werden, seinem Intellekt eine Spielwiese zu verschaffen, sondern um ihn vor sich herzutragen und, wie man so schön formuliert "im Gesellschaftlichen Leben" einen gewissen Vorteil einzukassieren.

Ich denke, wer seinen Intellekt als Ausweis vor sich herträgt, es ist ja eine gewisse akzeptierte Form der IQ-Anbeterei, der sollte auch wirklich nur seinen Intellekt vor sich hertragen, und nicht den anderer Leute. Ich finde die Aberkennung gut. Man sollte ebenso alle anderen Dissertationen der letzten 30 Jahre durch die Maschine jagen. Daß sie nun gleich deshalb ihr Ministeramt aufgibt, leuchtet mir nicht, ein, wie mir auch nicht einleuchtet daß das Ministeramt beschädigt würde. Um in so ein Amt zu kommen, muß man dahin kommen wollen. Und dazu gehört ein gewisser Charakter, das sollte allen klar sein. Insofern halte ich das Amt nicht beschädigt.
Zuletzt geändert von Brakbekl am So 10. Feb 2013, 22:17, insgesamt 1-mal geändert.
fide et virtute famam quaere
Benutzeravatar
Brakbekl
Senator
 
Beiträge: 3264
Registriert: Sa 18. Aug 2007, 15:07

Re: Schavan.plag

Beitragvon Zythophilus » So 10. Feb 2013, 22:35

Ich will einmal erklären, was man als Plagiat verstehen sollte und was nicht.
Nehmen wir ein Thema aus der klassischen Philologie, etwa die Verwendung einer bestimmten Konstruktion bei einem bestimmten Autor. Der Verfasser der wissenschaftlichen Arbeit behauptet, er habe etwas Neues dazu herausgefunden. De facto hat er aber bloß die Erkenntnisse anderer zusammengefasst und so umformuliert, dass man die Vorlagen nicht mehr erkennt. Das ist ein Plagiat für mich.
Sollte der Verfasser allerdings wirklich etwas Neues herausgefunden haben, dann ist es nicht so schlimm, wenn er Teilaspekte - wie etwa die Verwendung dieser Konstruktion bei einem anderen Autor - ohne genau zu zitieren übernimmt. Natürlich sollte das auch nicht sein, aber der Verfasser hatte wenigstens eigene Gedanken.
Bei Schavan weiß nicht, worum es sich tatsächlich handelt. Vermutlich ist es in Deutschland nicht anders als in Österreich, wo viele Dissertation, die vor 30 Jahren durchgingen, heute nicht mehr angenommen würden.
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 16940
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: Schavan.plag

Beitragvon Brakbekl » So 10. Feb 2013, 22:48

Ja, Bierfreund, prinzipiell hast Du recht, es geht um die Schöpfungshöhe. Ohne hier aber die Diskussion zu vertiefen, dünkt mich, daß bei allen nichtnaturwissenschaftlichen Sachen die Schöpfungshöhe proportional zum eigenen Textanteil in einem Text ist. Und je mehr als Zitat gekennzeichnet ist, desto geringer fällt der eigene Anteil aus. Man sollte aber wissen, daß Darstellungen des Wissensstandes etwa per se aus dem zu beurteilenden Text rausgemessen gehören, denn hier geht es ja um die Darstellung der Früchte anderer. Aber ich denke, daß werden die damit befassten Leute schon gemacht haben.

Mich würde eher interessieren, gegen welchen Code die Ministerin verstoßen hat, und wem sie auf den Fuß getreten ist, daß sie wie Wulf auf die Abschußliste kam, wer also wirklich dahinter stand. Vielleicht kann Aspeninstitut nicht vergessen, daß sein Liebling gehen mußte, und sie untätig blieb. Wer hat eigentlich das Video in's Netz gestellt, auf dem sie so süffisant lächelt?

http://www.youtube.com/watch?v=BIvUdZpY88s

Wie gesagt, die Diss. von Merkel müsste auch mal gecheckt werden. Soll aber in Moskau verschwunden sein. Ich nehm an, Putin hat sie unterm Kopfkissen.

Bezeichnend nur, daß es andauernd CDU und FDP Leute sind, die gehen müssen. Ich bin überzeugt, die SPD hat auf die Masse mehr Müll verzapft, wenn man das mal durchkämmen würde, aber Müll, wenn es eigener ist, schlägt nun wieder bei Schöpfungshöhe positiv aus.
fide et virtute famam quaere
Benutzeravatar
Brakbekl
Senator
 
Beiträge: 3264
Registriert: Sa 18. Aug 2007, 15:07

Re: Schavan.plag

Beitragvon Laptop » Mo 11. Feb 2013, 00:04

Zythophilus hat geschrieben:Die Hauptfrage ist m.E., ob eine Arbeit ein eigenständiges Ergebnis aufzuweisen hat, das heißt ob die konkrete Dissertation eigene Schlussfolgerungen und Erkenntnisse des Autors enthält. Wenn das der Fall ist, dann sind ein paar nicht gekennzeichnete Zitate nicht so schlimm.


Die Frage wurde, so denke ich, dadurch beantwortet, daß die Universität Düsseldorf ihr den Doktortitel – nach eingehender Prüfung! – aberkannt hat.
SI·CICERONEM·ÆMVLARIS·VERE·NON·VIVAS (get a life!) OBITER·DICTVM·BREVITAS·DELECTAT (keep it short and simple = kiss)
Benutzeravatar
Laptop
Augustus
 
Beiträge: 5737
Registriert: Sa 12. Mai 2007, 03:38

Re: Schavan.plag

Beitragvon Zythophilus » Mo 11. Feb 2013, 00:21

Das heißt umgekehrt aber auch, dass die Universität zunächst einmal keine eingehende Prüfung durchführte.
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 16940
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: Schavan.plag

Beitragvon romane » Di 12. Feb 2013, 14:02

"Konkret bedeutet dies, dass beispielsweise der schwere sexuelle Missbrauch eines Kindes theoretisch bis zur Vollendung des 38. Lebensjahres des Opfers strafrechtlich verfolgt werden kann. Der „einfache“ sexuelle Missbrauch eines Kindes, kann dementsprechend bis zur Vollendung des 28. Lebensjahres des Opfers verfolgt werden." (http://strafverteidigung-hamburg.com/95 ... issbrauch/)

Wissenschaftsmissbrauch gegen Kindesmissbrauch :hairy:
Die Freiheit ist ein seltsames Wesen - wenn man es gefangen hat, ist es verschwunden

www.mbradtke.de
Benutzeravatar
romane
Pater patriae
 
Beiträge: 11669
Registriert: Fr 31. Mai 2002, 10:33
Wohnort: Niedersachsen

Re: Schavan.plag

Beitragvon LatinusMann » Mi 27. Feb 2013, 09:27

Paulos,

ich habe die von dir angegebene Seite nochmal angeschaut (die hier gwriters.de) und wollte fragen ob du weißt wie sie funktionert? Ich hatte mal in der Uni einen Prof der quasi selbst (ka wie) alle bei ihm geschrieben Hausarbeiten mit einer Software kontrollierte. Er war 2006 einer der Vorreiter. Heute scheint das anscheinend Standard zu sein, nur wüsste ich gerne den Mechanismus dahinter. Macht das einfach eine Software, die das Internet durchforstert oder sind da wirklich Mitarbeiter involviert?
Benutzeravatar
LatinusMann
Servus
 
Beiträge: 8
Registriert: Fr 15. Feb 2013, 06:04


Zurück zu Sonstige Diskussionen



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 37 Gäste