Lateinische Kommandos für den Hund

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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 22. Dez 2012, 14:19

@ille:
Ich möchte das nicht verurteilen, aber da ist halt die Grenze zum Experiment an Kindern, was mir überhaupt nicht gefällt als Vater von 3 Kindern. Latein ist eine Sprache, die keine Muttersprachler hat und die nicht mehr in dem Sinne gesprochen wird.
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon Tiberis » Sa 22. Dez 2012, 14:23

ille ego qui hat geschrieben:ich weiß nicht, ob man das so hart verurteilen sollte ...

wenn die eltern verschiedensprachig sind und mit dem kind in der jeweiligen muttersprache (!) sprechen, ist das natürlich in ordnung. es ist ja für das kind kein nachteil, zweisprachig (und somit interkulturell) aufzuwachsen. völlig unnatürlich und geradezu verwerflich ist es hingegen, wenn ein elternteil meint, seine persönliche eitelkeit dadurch befriedigen zu müssen, dass er das kind mit einer sprache, die nicht seine muttersprache ist, malträtiert. das ist nichts anderes als ein experiment am lebenden objekt und daher schärfstens abzulehnen! :x
(ich sehe gerade, medicus hat sich in ähnlicher weise geäußert - meinen beitrag lasse ich trotzdem stehen)
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon ille ego qui » Sa 22. Dez 2012, 14:36

es ist nicht so, dass ich keine bedenken hätte - diese sind aber, wie mir bewusst ist, rein intuitiver art. daher meine fragte: was, denkt ihr, könnte konkret im schlimmsten falle passieren?
der bekannte von mir ist ein sehr bescheidener kerl, von daher scheint mir der vorwurf der eitelkeit als motiv aus der luft gegriffen. und was den punkt der muttersprache angeht: das ist schon wahr, jedoch gehört er zu den sehr, sehr wenigen, die latein nicht nur schriftlich, sondern auch mündlich so gut beherrschen, dass er sich in einer differenziertheit und korrektheit ausdrückt (soweit ich es beurteilen kann), die manch ein muttersprachler in seiner muttersprache kaum hinbekommen dürfte.
also noch mal meine frage: welche konrekten gefahren seht ihr?
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 22. Dez 2012, 14:40

ille, überlege doch mal selbst. Das ist doch experimentieren. Latein sollte nicht zu Fanatismus führen. Und welches Latein bringt er dem Kind bei? Doch hoffentlich nicht das von Ciceros Reden und aus Stilübungen an der Uni! Das Volk sprach doch gar nicht so.
Übrigens bedenke immer: Latein haben alle von uns immer nur gelernt, aber nur einen Ausschnitt aus schriftlichen Überlieferungen der Oberschicht. Keiner von uns hat jemals eine Person lateinisch (muttersprachlich) sprechen hören. Allein deswegen ist die ganze Sache verwerflich (da gehe ich ganz konform mit Tiberis).
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon stephanus » Sa 22. Dez 2012, 15:08

Das erinnert mich an Eliezer Ben Jehuda. Von seinen Kindern sagt man, sie seien die ersten Kinder nach zweitausend Jahren gewesen, die Hebräisch wieder als Muttersprache sprachen.
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon ille ego qui » Sa 22. Dez 2012, 15:11

das bleibt alles so vage im philosophischen.
konkrete gefahren seht ihr nicht? :?

(er spricht schon eher hochsprachlich, natürlich, aber seine ausdruckspalette ist sehr breit.)
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 22. Dez 2012, 15:21

Gefahren...natürlich nicht, aber ethische Bedenken! Du kannst einem Kind auch Altgriechisch beibringen... :roll: . Ich sehe da aber die Eitelkeit eines Vaters, der sich bestätigt fühlen will.
Das Beispiel von stephanus ist etwas Anderes: Da ging es um jüdische Identität eines heute existierenden Volkes. Im Sinne der lateinischen Sprache gibt es so etwas nicht mehr.
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon stephanus » Sa 22. Dez 2012, 15:30

Als Gefahr sehe ich nur, daß sich der Vater im Umgang mit seinen Kindern isoliert. Für gewöhnlich gibt es bei zweisprachig aufwachsenden Kindern eine Sprache, die sie zwar lernen, die aber weniger präsent ist, für die es allerdings irgendwo eine weitere Sprechergruppe gibt. Im Urlaub oder bei Besuchen gibt es dann Kontakt zu dieser Sprechergruppe.
Für das Lateinische sehe ich das nicht. Der Vater mag ja mit seinen Kindern erfolgreich Latein sprechen. Es fehlt aber der Kontakt zu einem lateinisch sprechenden Umfeld. Das erscheint mir sehr einseitig.
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon romane » Sa 22. Dez 2012, 15:53

und nun diskutieren wir weiter...
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon Laptop » Sa 22. Dez 2012, 16:02

Ich kann nur mit dem Kopf schütteln. Eltern zwingen ihre Kinder üblicherweise zu diesen oder jenen Tätigkeiten, seien es Hausarbeiten oder Hausaufgaben, oft mit Schlägen. Und nun spricht ein Vater mit seinem Kind lateinisch, und es gibt einen großen Aufschrei das Kind werde “malträtiert”. Malträtiert hat mich mein Vater wenn ich rechts und links eine gelangt bekommen habe. Wie schön wäre es wenn er mit mir Indonesisch oder von mir aus Klingonisch gesprochen hätte! Und Latein – die Sprache der Intellektualität – erweitert den geistigen Horizont wie keine andere. Ich möchte mal von einem menschlichen Experiment erzählen. Die stärkste Schachspielerin aller Zeiten, Judith Polgar, ist ein Versuchskaninchen ihres Vaters, ein Psychologe, der beweisen wollte, daß man nicht nur zum Genie geboren wird, sondern zu einem “gemacht” werden kann. Ich denke sie verdient jetzt ganz gut damit “malträtiert” worden zu sein.
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 22. Dez 2012, 16:12

@Laptop:
Zwei Bemerkungen meinerseits, da ich gerade noch online bin:
- ich wurde nie geschlagen und zu Hausaufgaben gezwungen von meinen Eltern und mache das bei meinen Kindern auch nicht...also:persönliche Ansicht.
- ein Kind, nur weil es lateinisch vom Vater gelernt hat, ist es deswegen intelligenter?.., natürlich nicht! Da spielen viele andere Faktoren eine Rolle.
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 22. Dez 2012, 17:55

Laptop hat geschrieben:Eltern zwingen ihre Kinder üblicherweise zu diesen oder jenen Tätigkeiten...

üblicherweise ...das finde ich ja ganz extrem, Laptop. Hast du überhaupt Kinder?
Ich glaube eher nicht.
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon romane » Sa 22. Dez 2012, 18:22

nicht die Eltern! Die Gesellschaft.
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon Laptop » Sa 22. Dez 2012, 18:47

romane hat geschrieben:nicht die Eltern! Die Gesellschaft.

Die Eltern / Lehrer setzen gesellschaftliche Vorgaben unmittelbar am Kind um.
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Re: Lateinische Kommandos für den Hund

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 22. Dez 2012, 19:02

Mich hat etwas an deinem Statement gestört:
Laptop hat geschrieben: Eltern zwingen ihre Kinder üblicherweise zu diesen oder jenen Tätigkeiten...oft mit Schlägen.

Das zeigt mir deine eigene Erfahrung. Bitte mixe das nicht mit allgemeinen Statements. Auch dein letztes Statement zeigt das. Ich habe Erfahrung mit Schule, Gymnasium usw. mit den eigenen Kindern. Vieles liegt einfach an der Zusammenarbeit: Bei uns ist das kein Problem.
Zuletzt geändert von Medicus domesticus am Sa 22. Dez 2012, 19:06, insgesamt 1-mal geändert.
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