von Pyrrha » Fr 26. Apr 2013, 18:57
Moment, wie kommt ihr jetzt auf den Schwerpunkt? Eine Ellipse hat zwei Brennpunkte, der Schwerpunkt ist (aus Symmetriegruenden) der Mittelpunkt zwischen den beiden Brennpunkten. Das sind Konzepte, die nichts miteinander zu tun haben.
Kegelschnitte sind uebrigens auch ausserhalb des Zweikoerperproblems von Interesse, das ist nicht nur Kepler.
Dreikoerperproblem ist richtig, aber, wie Laptop angemerkt hat, in den meisten Faellen zu vernachlaessigen, und zwar aus zwei Gruenden.
1) Der Einfluss anderer Koerper verhaelt sich wie m/r^2, wobei m die Masse und r der Abstand ist. Pluto (klein und weit weg) hat somit einen sehr geringen Einfluss auf Jupiters Umlaufbahn um die Sonne. Man darf ja nicht vergessen, wie leer das Universum ist, und wie gross die Abstaende im Vergleich zur Groesse der Planeten (und Monde, und anderen Geroells).
2) Die Planeten kreiseln schon seit viereinhalb Milliarden Jahren um die Sonne und hatten genug Zeit, halbwegs stabile Bahnen zu finden, so dass die krassesten Unregelmaessigkeiten laengst ausgemerzt sind (auch wenn natuerlich neue Instabilitaeten entstehen koennen).
Anzumerken ist natuerlich, dass der Ausdruck "vernachlaessigbar" relativ ist: Wenn ich wissen will, wie sich die Planeten heute oder morgen oder in einem oder tausend Jahren bewegen, ist das eine Sache; in ein paar Milliarden Jahren kann sich da durchaus etwas veraendern. Wie gesagt, das Universum ist gross, und es dauert eine Weile, bis solche Effekte zu sehen sind. Insofern gibt uns die Himmelsmechanik - wie uebrigens die meisten anderen physikalischen Modelle auch - streng genommen nur eine Annaeherung an die Wirklichkeit, aber eben eine, die fuer unseren Erfahrungszeitraum zum groessten Teil ausreichend ist.
Andererseits gibt es viele Faelle, in denen der Einfluss anderer, groesserer Koerper durchaus spuerbar ist. Zum Beispiel sind die Bahnen zweier Koerper manchmal resonanzgekoppelt, d.h. die Umlaufzeiten stehen in einem kleinen ganzzahligen Verhaeltnis zueinander (z.B. Neptun und Pluto im Verhaeltnis 3:2, oder Ganymed/Europa/Io im Verhaeltnis 1:2:4). Diese Resonanzen haben i.d.R. einen stabilisierenden Einfluss; waeren sie instabil, waere das Ganze laengst auseinandergeflogen - genau das ist der Grund fuer die Luecken zwischen den Saturnringen.
Ausserdem gibt es etwa die Lagrangepunkte, in jedem Zweikoerpersystem fuenf Punkte - im Fall Sonne Erde waere das hinter der Sonne, zwischen Sonne und Erde, hinter der Erde, und je sechzig Grad rechts und links von der Erde - wo sich auch kleinere Objekte sammeln. Dieser Effekt ist bei z.B. Jupiter sehr ausgepraegt (siehe Trojaner).
Zusaetslich gibt es auch andere Effekte, die im Einzelnen alle sehr klein sind, aber sich ueber die Jahrmillionen aufsummieren. So beeinflusst der Temperaturunterschied zwischen der Tag- und Nachtseite eines Asteroiden seine Umlaufbahn, weil aufgrund der Rotation die Seite, wo die Sonne gerade untergegangen ist, Waerme abstrahlt. Interessant auch, dass Gezeiten Energie verbrauchen, und die Erdrotation sich wegen der Gezeiten verlangsamt, waehrend der Mond laengst aufgehoert hat, zu rotieren. Einige Monde der Gasplaneten sind im Inneren fluessig und haben eine sehr aktive Plattentektonik, weil sie staendig durchgeknetet werden - ohne Gezeitenkraefte waeren sie viel zu kalt fuer so etwas.
Gruss, Pyrrha.
Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?