Das gehört in den größeren Problemkreis Relativismus; das alte Weltbild hatte noch die Vorstellung von der einen, einzigen Wahrheit, Galilei steht noch auf diesem Boden.
Der Wahrheitsbegriff basiert auf dem w/f-Dualismus, Aussagen sind entweder wahr oder falsch, aber man sieht leicht, dass es im Leben eigentlich nur Zwischenwerte gibt, man muss sich irgendwie behelfen, es geht nicht anders als dass man Wahrheitsbereiche einführt, abgezäunte Bezirke, in denen bestimmte w/f-Operationen widerspruchsfrei ausgeführt werden können. Getrennte Systeme haben getrennte Wahrheiten, der Beobachter des einen Systems beobachtet etwas anderes als der des anderen Systems.
Geschichtlich gesehen: Der Relativismus beschäftigt die Philosophen von Anfang an, bei Heraklit ist er voll da: Wir steigen in denselben Fluss und nicht in denselben; der Weg hinauf und hinunter ist derselbe; die Sophisten vertreten ihn programmatisch; Satz des Protagoras: Der Mensch ist das Maß aller Dinge. Platon baut mit seiner Ideenlehre einen Damm dagegen auf, um die Wissenschaft zu retten, denn sie droht mit dem relativischen Fluss den Bach hinunter zu gehen. Dazu wäre noch viel zu sagen
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lgr P.