Festeregel

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Festeregel

Beitragvon Brakbekl » Di 29. Apr 2014, 12:21

Hallo,

es gibt das Sprichwort "Man soll die Feste feiern, wie sie fallen." Kann jemand zum Alter der Regel etwas sagen, eventuell ist sie schon klassisch. Voraussetzung ist, daß es Feste gab, die verschoben werden konnten. Dazu fällt mir eigentlich nur der jüd. Kalender ein. Gab es denn im altrömischen Kalender sowas, daß Feste auf ein anderweitig besetztes Datum fielen, und somit verschoben werden mußten.

Gruß
Zuletzt geändert von Brakbekl am Di 29. Apr 2014, 16:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Festeregel

Beitragvon Zythophilus » Di 29. Apr 2014, 14:45

Wenn wir einmal das jüdische Pascha- und das christliche Osterfest heranziehen, so fallen diese Feste - wie auch andere - nicht auf ein bestimmtes Datum, sondern auf einen bestimmten Wochentag innerhalb einer gewissen Zeitspanne - der Ostersonntag ist z.B. der erste Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Da das Datum dadurch nicht immer dasselbe sein kann, spricht man von "mobilen" Festen. Weihnachten und zahlreiche andere Feste sind aber sehr wohl an ein konkretes Datum unabhängig vom Wochentag gebunden. Da die Römer die Wocheneinteilung erst spät übernahmen, hatten sie keine mobilen Feste.
Die Redewendung scheint mir aber weniger auf die Art, wie ein solches Fest angesetzt wird, abzuzielen: Sie bedeutet m.E., dass man feiern soll, wenn es einen Grund dazu gibt.
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Re: Festeregel

Beitragvon Brakbekl » Di 29. Apr 2014, 16:50

Da ja mindestens seit dem Beginn der Christenheit Ostern auf irgendein Datum "fällt", und davon ausgehend dann auch Pfingsten, und Fronleichnam, kann die Wendung eigentlich nur aus dem jüd. Kalender kommen, denn dort kann Pascha auch auf einen Sonnabend fallen, das sog. "Große Fest". In der Tat kann die ganze Konstellation erst mit der Übernahme der laufenden Woche in den röm. Kleider gekommen sein. Nun, haben Kaiser nicht Ihren Regierungsantritt gefeiert, und wurden nicht in heidn. Zeit schon Jubiläen gefeiert? Der Geburtstag jedenfalls ist eine römische Sitte.

Dass allerdings das geflügelte Wort, laut Röhricht erst aus dem 19 Jahrh. stammen soll, von Herrmann Salingré, will mir angesichts des Alters des zugrundeliegenden Tatbestandes nicht ganz einleuchten. Hintergrund ist eher, daß Geburts- und Namenstage auf Arbeits- und Festtage fallen können, und daß man diese tunlichst nicht auf den nächsten Festtag bzw. Sonnabend, bzw. arbeitsfreien Tag verschieben soll. Ich denke, daß dies der Sitz im Leben des geflügelten Wortes ist, und daß die bei Duden angegebene Bedeutung "man soll sich keine gute Gelegenheit entgehen lassen" eher sekundär ist. http://www.duden.de/rechtschreibung/Fest
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