Finis Germanie

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Finis Germanie

Beitragvon sinemetu » Do 29. Mai 2014, 10:02

Ich lese gerade Wilhelm Marr "Der Sieg des Judentums über das Germanenthum", eine im Zuge des promulgierten Antisemitismus wieder aufgelegte Kampfschrift aus dem Jahre 1879 im Faksimile Verlag in der Reihe "Wissenschaftliche Quellentexte". Frage mich nun, was alles so "Wissenschaft" ist, aber egal, das Buch endet mit "Finis Germaniae", ein Diktum, das bei mir irgendwie mit der Nazizeit assoziiert und dem Untergang. Kann jemand sagen, woher das Wort eigentlich kommt und ob es wirklich klassisch ist?
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Re: Finis Germanie

Beitragvon Prudentius » So 1. Jun 2014, 07:50

Das ist eine Abwandlung von "Finis Poloniae", das war ein im 19. Jh. bekanntes Historiengemälde, auf dem die Niederlage der Polen in einer Schlacht dargestellt war; danach soll auch die Hymne "Noch ist Polen nicht verloren" gedichtet worden sein.
Vllt. spielt auch eine Rolle. dass nach dem 1. Weltkrieg Finis Poloniae, die Grenze Polens, nicht festgelegt war.
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Re: Finis Germanie

Beitragvon juergen » Mo 2. Jun 2014, 17:42

Hier noch was Gemaltes: http://www.duesseldorf.de/stadtmuseum/s ... 0288.shtml
Bild
(Unter dem Link gibt es eine größere Version)


Da noch was Wikipedisches:
http://de.wikipedia.org/?title=Liste_lateinischer_Phrasen/F#Finis

Finis Germaniae
„Das Ende Deutschlands“ – Mit diesen Worten kommentierte im Ersten Weltkrieg Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg den unbeschränkten U-Boot-Krieg, der seiner Ansicht nach den sicheren Kriegseintritt der Vereinigten Staaten und das Ende Deutschlands bedeutete.
Gruß Jürgen

Achja: meine Übersetzungen sind alle mit großer Vorsicht zu genießen
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Re: Finis Germanie

Beitragvon Brakbekl » Fr 6. Jun 2014, 09:04

Ich muß den Begriff "Kampfschrift" zurücknehmen. Erstens entstammt der Verfasser laut Vorwort des jetzigen Herausgebers selber dem "jüdischen Milieu" und zweitens trägt die Schrift im Gegensatz etwa zum Manifest der kommunistischen Partei keinerlei programmatischen Charakter, sondern, sosehr ihre Analyse alles "jüdischen" in unserer Kultur auch zuzustimmen ist, ist sie eher krampfhaft auf der Suche in der Wesensbestimmung des "Germanischen". Wenn aber das "Germanische" nur zu haben ist, als Nichtjüdisches, dann ist es nichts als eine politische Fiktion, - was an sich nicht so tragisch, denn alles Politische ist fiktiv, - die niemals in den Status einer schöpferischen Realität treten wird, denn es wäre dann eine rein negative Bestimmung die an ihrer Quelle hängt, so von ihrer Herkunft geformt und bestimmt, wie der rezente Antifaschismus vom autochthonen Nationalsozialismus.

Einige Sätze, geschrieben 1879, lassen allerdings aufhorchen: "… und wie die Dinge stehen und liegen, ist die Kapitulation Russlands nur eine Zeitfrage. In diesem vielgliedrigen Grossstaat findet das Judentum den archimedischen Punkt, den es braucht, um die abendländische Welt vollständig aus den Angeln zu heben. Die jüdische elastische Leichtlebigkeit wird Russland in eine Revolution stürzen, wie die Welt vielleicht noch keine Ähnliche gesehen hat." s. S. 33

soweit so gut: "Aus dem Antisemitismus könnte schon etwas werden, wenn sich die Juden seiner annehmen würden." Roda Roda

und dazu Theodor Herzels Frohlocken: "Die Antisemiten werden unsere zuverlässigsten Freunde, die antisemitischen Länder unsere Alliierten." Diaries s. S. 84

http://www.shalom-magazine.com/Article.php?id=430202

Man kann den historischen "Antisemiten" zumindest zweierlei vorwerfen: Wenn man in einen Krieg zu ziehen gedenkt, macht man vorher eine Kosten-Nutzen-Analyse, eine Kräfteanalyse und eine Zielanalyse. Wenn wird jetzt die 12-Jahre "NS" Zeit als Sieg des "Germanentums über das Judentum" gelten lassen wollen, so muß man schon fragen, was im NS-Staat eigentlich so super anders gewesen ist, als in den "Judenrepubliken"? Ich behaupte einmal, all drei Analysen sind ausgeblieben. Das Element "Führertum" kann doch nicht im Ernst gegen den gesamten Aufbau des modernen Staates in Stellung gebracht werden. Ja, das Parteiwesen selbst, die Domestizierung desselben, ist ja schon das, was das "Germanische" nicht haben will. Es wird halt dabei bleiben, daß allein die Bevölkerungsmenge altgermanische Helden- und Raubkönigtümer als Verfassungsideale unmöglich erscheinen lässt. Nunja, mancher wird fragend einwenden, wo denn nun der Unterschied zwischen ersterem und unserer demokratischen Kleptokratur liege, eine Frage, die zu beantworten auch mir schwerfiele, allein, ich muß es hier nicht.
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Re: Finis Germanie

Beitragvon Tiberis » Mo 16. Jun 2014, 20:14

brakbekl hat geschrieben:Ich muß den Begriff "Kampfschrift" zurücknehmen

na also, jetzt ist endlich bewiesen, woran ohnehin kein zweifel bestand :
sinemetu = brakbekl
:roll:

jetzt sind, meine ich, die moderatoren gefordert.
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Re: Finis Germanie

Beitragvon Zythophilus » Mo 16. Jun 2014, 22:32

Ist es explizit untersagt?
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Re: Finis Germanie

Beitragvon Prudentius » Di 17. Jun 2014, 10:55

Es ist aber nicht so schlimm als wenn sich einer als Einstein bezeichnet.
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