Trema & Tremolo

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Trema & Tremolo

Beitragvon sinemetu » Mi 19. Nov 2014, 10:51

Hallo,

http://de.wikipedia.org/wiki/Trema

wenn man Trema bei Wiki studiert, fallen die beiden unterschiedlichen Funktionen auf.

1. http://de.wikipedia.org/wiki/Diärese_(Phonetik)
2. Umlautung

Welche Funktion ist älter? Es wird auch nicht gesagt, seit wann es das Zeichen in welcher Bedeutung gibt. Mir scheint die die Dihairäse - kommt das Wort nicht von haireo - wieso schreibt man Diärese? Das Ha wird doch gesprochen! - sekundär zu sein, denn die dihairetische Aussprache war doch Standard im Latein - (ne-uter). Wenn das Zeichen erst in der Renaissance mit dem griechischen Wort belegt ist, dann ist doch die Umlautung die primäre Funktion, oder? In welcher europ. Sprache wurde das Zeichen denn zuerst benutzt?
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Re: Trema

Beitragvon RM » Mi 19. Nov 2014, 20:29

Im Deutschen hat man zu Beginn des 19. Jhdts. noch kleine e's über die Vokale geschrieben, um Umlaute zu kennzeichnen. Diärese wird auf jeden Fall schon im Kirsch (1774) verwendet (s. unter Lemma "poeta").

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Re: Trema

Beitragvon Tiberis » Do 20. Nov 2014, 02:40

sinemetu hat geschrieben:Dihairäse - kommt das Wort nicht von haireo - wieso schreibt man Diärese? Das Ha wird doch gesprochen!

im grundwort schon. aber hier handelt es sich um ein kompositum, und da gibt es einige präfixe, die sich an den behauchten anlaut des grundworts anpassen, und solche, wo das nicht geschieht. zu letzteren gehört das präfix di- . daher heißt es einerseits αφαιρεσις (aphaíresis), aufgrund der assimilation des präfixes απο- , andererseits eben διαιρεσις (diairesis), wo eine solche assimilation fehlt.
also spricht man Diärese ohne das h dazwischen.
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Re: Trema

Beitragvon sinemetu » Do 20. Nov 2014, 08:48

Oké danke Tibi
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Re: Trema

Beitragvon Prudentius » Do 20. Nov 2014, 18:34

Denkt auch daran, im Gr. wird der h-Laut nur im Anlaut geschrieben, nämlich durch den Spiritus asper; im Wortinneren, wie bei den Komposita, wird h nicht geschrieben. Also heißt es zwar hodos Weg, aber nicht Perihode; Anode, Exodus, Synode; haima Blut, aber Anämie; der "Pferdefreund" heißt Philipp, nicht Philhipp; hippos Pferd.
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Re: Trema

Beitragvon Zythophilus » So 23. Nov 2014, 17:59

Da die Griechen keinen Buchstaben für den H-Laut verwendeten, konnten sie ihn im Wortinneren oft nicht notieren. Dort wo es ging, taten sie es aber durchaus: μετά + ὁδός = μέθοδος
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Re: Trema

Beitragvon RM » So 23. Nov 2014, 18:51

Nun, wenn man sich die Papyri so aus der Nähe anschaut, haben die Griechen zunächst ja weder einen Spiritus noch Akzente noch ein Iota Subscriptum geschrieben. Nicht einmal Minuskel haben sie verwendet. Ob sie den Spiritus Asper wirklich gesprochen haben bzw. wann und wo er gesprochen wurde, ist eine interessante Frage.

Die diakritischen Zeichen wurden im Griechischen übrigens erst 1982 abgeschafft - durch einen Erlass des Staatspräsidenten.

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Re: Trema & Tremolo

Beitragvon sinemetu » So 7. Dez 2014, 08:29

Nun zum Zusammenhang der auf den ersten Blick nicht zusammengehörenden Worte.

Ital. Tremolo, jenes stimmlich soprane Zittern, (dt: Trillern) geht auf lateinisch tremere - zittern. Wir erinnern hier an eine der drei Bestimmungen R. Ottos als Kennzeichen des Religiösen, an das Tremendum.

Dagegen meint Trema ursprünglich Loch. Ein Loch muß gebohrt werden. Bohren ist ein drehendes punktförmiges Reiben. Dafür steht lat. Terere. Was haben reiben und zittern gemeinsam? Wer zittert, der beginnt sich zuerst zu reiben. Zuerst reibt man sich die Hände, dann zur man einen harten Stock zwischen die Hände und sucht sich ein Stück weiches trockenes Weidenholz und dort mit dem Stock darin. usw. usf. Das ma von Trema ist übrigens Endung, welches im Lat. dann in den Stamm von Tremere einwächst.

Es kann sein, daß die Erde übrigens als das Zerriebene begriffen worden ist und daß der Terror ein Zerrieben werden, also erlebte Zerreibung ist.

Wisst Ihr, was eine Zitterelf ist?
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Re: Trema & Tremolo

Beitragvon Tiberis » Mo 8. Dez 2014, 00:23

sinemetu hat geschrieben:zum Zusammenhang der auf den ersten Blick nicht zusammengehörenden Worte.

diese worte gehören auch auf den zweiten und dritten blick nicht zusammen.
tremolo kommt von lat. tremere (zittern) und hat kurzes e, Trema ist griechisches substantiv (τρημα =bohrung, loch) und leitet sich her von τετραινω (nbf. τιτρημι) = durchbohren und hat, wie man sieht, langes e.
sinemetu hat geschrieben:Wer zittert, der beginnt sich zuerst zu reiben. Zuerst reibt man sich die Hände, dann zur man einen harten Stock zwischen die Hände

aha. :roll:
sinemetu hat geschrieben:und daß der Terror ein Zerrieben werden, also erlebte Zerreibung ist.

tatsächlich? :lol:
sinemetu hat geschrieben:Wisst Ihr, was eine Zitterelf ist?

vermutlich eine fußballmannschaft, die eine zitterpartie abliefert. :lol:
:cry:
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Re: Trema & Tremolo

Beitragvon sinemetu » Mo 8. Dez 2014, 09:16

Hallo Tiberis,

"Das zugehörige Wurzelpräsens ist im Lat. Tero ......" - Frisk s. 885

Das M kann auch in beiden Sprachen selbständig dazugewachsen sein, wie das ma- in vielen gr. Substantiven als Endung (Rhema, Thema, Komma, proBlema, Klima u. v. a. m. zu finden ist.

Vllt hab ich das falsch verstanden?
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Re: Trema & Tremolo

Beitragvon Tiberis » Mo 8. Dez 2014, 18:58

sinemetu hat geschrieben:Das M kann auch in beiden Sprachen selbständig dazugewachsen sein, wie das ma- in vielen gr. Substantiven als Endung (Rhema, Thema, Komma, proBlema, Klima u. v. a. m. zu finden ist.

-μα ist ein grch. substantivsuffix, das an einen entsprechenden verbalstamm angehängt wird. beispiel: κλιν-ω (ich neige) >* κλινμα > κλιμα (neigung); πραττ-ω (aus *πρακ-jω :ich handle, tue) > πραγ-μα (die tat, handlung) usw.
so dann auch τρημα (bohrung ; aus dem stamm τρη- , wie in τι- τρη- μι bzw. τρη-σ-ω, beides nbf. von τετραινω ich bohre)
dass τετραινω (schwundstufe -τρ- sich von τειρω (lat. tero , ich reibe) herleitet, ist natürlich richtig, nur mit dem zittern (τρεμ-ω , lat. tremo) hat das nichts zu tun, hier gehört das -m zum stamm !
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Re: Trema & Tremolo

Beitragvon sinemetu » Mo 8. Dez 2014, 20:00

Tiberis hat geschrieben:dass τετραινω (schwundstufe -τρ- sich von τειρω (lat. tero , ich reibe) herleitet, ist natürlich richtig, nur mit dem zittern (τρεμ-ω , lat. tremo) hat das nichts zu tun, hier gehört das -m zum stamm !


Deswegen meinte ich, daß das m nicht mit übertragen wurde, sondern selbständig im Italischen wieder eine neue Wurzel gebildet haben muß, wahrscheinlich in vorhistorischer Zeit, was nicht dem widerspricht, daß die Urwurzel ter/tre eine Grundbedeutung/assoziatives Bedeutungsfeld mitgeschleppt haben kann.

Jemanden erschrecken heißt doch ihn z´zittern machen.... mach gleich weiter .... Moment ...
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