Länge Lateinischer Sätze

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Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon Luna » Sa 20. Dez 2014, 21:38

Beim Durchgucken meines Lateinbuches für Prüfungslektüren Caesars und Ciceros
ist mir aufgefallen, dass viele lateinische Sätze scheinbar endlos sind.
Wie kommts?
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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon RM » Sa 20. Dez 2014, 22:04

Ich glaube, das ist in der höheren deutschen Literatur nicht sehr viel anders.
Außerdem hatten die Römer noch keine Satzzeichen ... :wink:

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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon cultor linguarum antiquarum » So 21. Dez 2014, 20:59

RM hat geschrieben:Außerdem hatten die Römer noch keine Satzzeichen ...


Du meinst, sie hätten gar nicht erkannt, dass ihre Sätze lang sind?
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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon RM » So 21. Dez 2014, 21:24

Nun, es hat sie offensichtlich nicht sonderlich gestört, wobei man allerdings sagen muss, dass die römischen Politiker ihre Redekunst gezielt trainiert haben.
Schaut man bei Plautus nach, wird man feststellen, dass es auch kurze lateinische Sätze gibt.

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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon cultor linguarum antiquarum » So 21. Dez 2014, 22:03

Kurze und lange Sätze gibt es wohl in fast jeder Sprache (abgesehen von konstruierten Sprachen mit gewollt kurzen Sätzen). Aber diese unterscheiden sich doch in der Satzordnung, die im Lateinischen weniger ausgeprägt als in anderen Sprachen ist (Bsp.: Adjektiv am Anfang eines Satzes, Substantiv am Ende desselbigen). Vielleicht wirken deshalb lateinische Sätze länger (und schwieriger). Dazu verzichtet das Lateinische auf Begleiter, Personalpronomen etc., womit sich noch mehr Informationen in eine Zeile packen lassen.
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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon RM » So 21. Dez 2014, 22:10

Man könnte einmal Reden von Cicero mal mit denen von Franz Josef Strauß oder anderen vergleichen und schauen, ob die Längen der Sätze gleich oder unterschiedlich sind. Oder man könnte eine Studie machen, ob sich die Satzlängen nach Textgattungen unterscheiden. Wie wär's? Setzt Du Dich mal dran?

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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon SursumDeorsum » So 21. Dez 2014, 22:20

Ein Beispiel hierfür liefern auch die sogenannten relativen Satzanschlüsse, wie sie die Grammatik nennt - eindeutig lässt es eh nicht entscheiden, ob ein echter Relativsatz oder ein Hauptsatz vorliegt, und das muss auch der Textherausgeber entscheiden. Entscheidet er sich für einen echten Relativsatz, setzt er vor das Relativpronomen ein Komma, sieht er einen relativen Satzanschluss, setzt er vor dem Relativpronomen einen Punkt und lässt einen neuen Hauptsatz beginnen - die Setzung von Satzzeichen durch den Herausgeber ist natürlich nur dessen Meinung, die sich der eigenen widersetzen kann. Am besten, du machst es original wie die alten Römer und verzichtest auf sämtliche Satzzeichen - ohne solche Hilfsmittel ist man als Leser gezwungen, sich intensiv mit dem Text auseinanderzusetzen und so in diesen einzudringen :wink:
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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon RM » So 21. Dez 2014, 22:51

Ich habe dafür zwar jetzt kein Beispiel an der Hand, aber ich glaube, in einigen Fällen - allerdings nur relativ selten - kann man eindeutig sehen, dass es kein Relativsatz sein kann. Es gibt also einen relativen Satzanschluss. Meistens ist es aber Sache des Herausgebers. Interessanterweise gibt es zwischen den modernen Sprachen Unterschiede in der Zeichensetzung, Rechtschreibung, Groß- und Kleinschreibung, Verwendung des u statt v, die sich in den Editionen deutlich bemerkbar machen. Genauso wie die griechische Schreibung, die heute in den Schulen verwendet wird, mehr mit den Gelehrten des spätmittelalterlichen Konstantinopel als mit Sophokles oder Platon zu tun hat.

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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon Zythophilus » So 21. Dez 2014, 23:22

Gibt es antike Grammatikeraussagen, die ein Verständnis eines relativen Anschlusses für die damalige Zeit nahelegen?
Das lat. Relativpronomen kann etwas mehr als unseres: Es kann sich auf ein die in einem Possessivpronomen enthaltene Person beziehen. Wenn ein Relativpronomen Teil eines AcIs ist, stoßen wir schon auf gewisse Schwierigkeiten. Relative Verschränkungen machen dann überhaupt ziemlich freie Übersetzungen nötig. Diese Schwierigkeiten sind aber eher die Schwierigkeiten der deutschen Sprache im Verhältnis zum Lateinischen bzw. seinem Relativpronomen. Daher wählt man - neben der Möglichkeit, so kürzere Sätze zu schaffen - im Deutschen das Demonstrativpronomen und spricht von einem relativen Anschluss.
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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon cultor linguarum antiquarum » Mo 22. Dez 2014, 13:15

RM hat geschrieben:Wie wär's? Setzt Du Dich mal dran?

Nein danke, ich verzichte.
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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon Prudentius » Sa 27. Dez 2014, 11:27

...viele lateinische Sätze scheinbar endlos sind.


Immerhin haben sie ein markantes Ende: einen Punkt :-D .
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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon RM » Sa 27. Dez 2014, 14:13

Prudentius hat geschrieben:Immerhin haben sie ein markantes Ende: einen Punkt :-D .

..., der allerdings nachträglich eingefügt wurde.

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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon cultor linguarum antiquarum » Sa 27. Dez 2014, 22:53

In der (natürlich deutschen) Lutherbibel trennt so mancher Punkt auch Haupt- und Nebensatz voneinander ab.
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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon Zythophilus » Sa 27. Dez 2014, 23:50

Die aktuelle Interpunktion der deutschen Sprache entspricht nicht der früherer Epochen, und auch in anderen Sprachen gibt es Unterschiede.
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Re: Länge Lateinischer Sätze

Beitragvon cultor linguarum antiquarum » So 28. Dez 2014, 00:08

Zum Beispiel werden im Französischen viele Satzzeichen von Leerzeichen umrahmt.
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