de la revolution

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de la revolution

Beitragvon sinemetu » Fr 27. Mär 2015, 08:46

Zum Herzog von Liancourt, der ihm noch in später Nacht diese Vorgänge meldete, bemerkte der König bestürzt und schlaftrunken: »Aber mein Gott, das ist ja eine Revolte!« »Nein, Sire«, erwiderte der Herzog, »das ist die Revolution.«

Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/buch/kultur ... eit-4950/3

Ich bezweifle dieses, nicht wegen des eleganten Wortspieles, sondern wegen "die Revolution". Das klingt ja so, als ob jemand im christlichen Kulturkreis von der Wiederkunft des Herrn, oder im Schiiismus von der Erscheinung des Mahdi gesprochen hätte. Das wären lange erwartete Ereignisse.
Die Stilisierung der Vorgänge in Frankreich am Ende des 18. Jahrhunderts ist ein Werk, welches erst nach diesen Vorgängen, durch die siegreiche Macht Szene gesetzt wurde. Gerade weil dieser Umsturz bis heute in tendenziöser Geschichtsschreibung als "die Revolution" gilt, wird das Wort so nicht gefallen sein.

so zitiert denn die franz. Wiki auch:
« — Mais c'est donc une révolte ? s'écriait Louis XVI effrayé de l'agitation du peuple.
— Non, sire, fit gravement le duc ; c'est une révolution ! »


Das ist eben ein gewaltiger Unterschied zwischen dem bestimmten und dem unbestimmten Artikel. Ich weis nicht, inwieweit Revolution in der franz. Sprache vor diesen Ereignissen schon die Bedeutung politischer Umsturz, Putsch, colpe d'etat hatte. Das müßte man in Wörterbüchern erforschen. Natürlich hat es revolutionäre Propaganda gegeben. Aber, hat die das Wort Revolution benutzt? Politisch, kann ich nicht umhin, Fridell als Mythologen zu bezeichnen. Der ist der "revolutionären Mythologie" voll auf den Leim gegangen.
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