Prudentius hat geschrieben:Beitrag von Prudentius » Fr, 28 Aug,2015 15:44
Jugoslawien war doch bis zum Ausscheren Titos 1948 voll in den Ostblock integriert; in der Triestfrage machte Stalin Druck auf Italien, auch gegenüber Österreich in der Frage der slowenischen Minderheiten, er hätte gern Gebietsabtretungen durchgesetzt (wenn ich mich recht erinnere); auf jeden Fall war Jugoslawien eingebunden. Aber vor allem gab es in Griechenland einen Bürgerkrieg gegen eine radikale kommunistische Bewegung, die vom Ostblock aus gesteuert wurde;
da muß ich dir ein wenig widersprechen, geschätzter Prudentius.
die gebietsansprüche an Österreich stellte Jugoslawien, nicht Stalin. Die Sowjets haben anfangs diese ansprüche, wenn auch nur halbherzig, unterstützt, spätestens mit dem bruch zwischen Tito und Stalin waren die jugoslawischen ansprüche mangels jeglicher unterstützung jedoch obsolet. die griechischen kommunisten wurden zwar anfangs auch von der Sowjetunion unterstützt, vor allem aber von Jugoslawien, das von einer "balkanföderation" träumte. gerade bezüglich dieser bestrebungen geriet es mit den Sowjets in konflikt.
die frage, ob nun Jugoslawien in den ersten jahren nach dem krieg als "ostblockland" angesehen werden kann (was ich bestreite) oder nicht, ist insofern müßig, als der politische kampfbegriff "ostblock" sich vor der gründung von Warschauer vertrag und RGW nicht genau definieren lässt. im allgemeinen versteht man darunter wohl die Sowjetunion zusammen mit den von westlicher seite als "Satellitenstaaten" bezeichneten ländern, die ein wirtschaftliches, vor allem aber politisches abhängigkeitsverhältnis zur UdSSR kennzeichnete. eine nicht mit Moskau akkordierte außenpolitik war für diese staaten - wenigstens anfangs - kaum denkbar.
anders Jugoslawien. die tatsache, dass die dortigen partisanen als einzige ihr land aus eigener kraft von den faschisten befreien konnten, verlieh Tito naturgemäß weit mehr popularität und politisches selbstbewußtsein als es andere kommunistische staatschefs hatten, die ihre position letztlich der Roten Armee und also den Sowjets zu verdanken hatten. obwohl der BdKJ nach dem krieg mitglied des Kominform war - auch die französischen und italienischen kommunisten waren dabei - , war doch die jugoslawische KP zu keiner zeit bloßer befehlsempfänger Moskaus, auch wenn sie sich beim aufbau der staatsstrukturen anfangs am sowjetischen system orientierte.