Blick auf Syrien

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Blick auf Syrien

Beitragvon Prudentius » So 13. Sep 2015, 19:45

Wenn uns jetzt die Syrer etwas näher kommen, können wir uns ja fragen, wie sich eigentlich Syrien aus unserem Blickwinkel darstellt.

Jedenfalls ist es mehr in die antike Kultur eingebunden als unsere Gegend.

Für den Welteroberer Alexander den Großen (4. Jh.) war Syrien eine der Etappen auf seinem Weg nach Osten, der ihn bis an den Indus führte. Nach seinem schnellen Ende zerfiel sein Reich bald und seine Generäle teilten sich das Erbe auf, es entstanden die Diadochenreiche (Alexander-Nachfolger-Reiche), eines davon war Syrien, regiert von den Seleukiden.

Interesant war, dass Judäa/Palästina dazugehörte; die Seleukiden versuchten, den Juden einen Herrscherkult aufzudrängen, es kam zum Aufstand, geführt durch die Familie der Makkabäer, die Erfolg hatten, aber bald miteinander in Streitereien vewickelt waren.

Die nächste Station war das Jahr 63 v. Chr., das Konsulatsjahr Ciceros, da war Pompeius (das war der, der dann im J. 49 als Gegenspieler dem Caesar entgegentrat und den kürzeren zog), genannt Magnus im östl. Mittelmeer aktiv mit der Abwicklung der Reste der Diadochenstaaten, er schuf die römische Provinz Syria.
Die Juden wandten sich um Hilfe an ihn, in ausweglosen Thronfolgestreitigkeiten befangen, und er setzte eine Dynastie ein, zu der dann später der König Herodes der Große gehörte.

Nach dem Tode des Herodes, 4 v.Chr., setzte Augustus keinen König mehr ein, sondern teilte das Gebiet in vier Zonen ein und setzte Vierfürsten ein, Tetrarchen.

Die Passions- und Osterereignisse fanden also in der Provinz Syria statt, unter Beteiligung der römischen Autorität, des procurators Pontius Pilatus, denn Palästina war ein Anhängsel der Provinz Syrien.

Dann ist noch erwähnenswert, die Bekehrung des Paulus, des zweiten Gründungsvaters der Kirche, in einer Vision fand in Damaskus, in Syrien statt.

Ich hoffe, ich habe alles einigermaßen richtig zusammengebracht, vllt. fällt euch ja noch was dazu ein,

lgr. P. :)
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon Tiberis » Mo 14. Sep 2015, 14:44

Prudentius hat geschrieben:wie sich eigentlich Syrien aus unserem Blickwinkel darstellt.

aus wessen blickwinkel ? ich denke, bei allem respekt für deine wertschätzung antiker geschichte wäre es dennoch angebracht, die kirche im dorf zu lassen. die vorgänge in jener zeit mögen zweifellos von akademischem interesse sein, aber ihnen auch nur eine geringe relevanz für die katastrophale lage zuzusprechen, in der sich Syrien heute befindet, ist vollkommen absurd.
:roll:
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 14. Sep 2015, 15:09

Ich denke auch, dass das jetzt nicht relevant ist, Prudenti...es gibt andere Probleme :(
Wir sind hier momentan im Berchtesgadener Land mit im Brennpunkt. Die Grenzen werden jetzt überwacht. Vorher konnte man jeden zweiten Tag Flüchtlingsgruppen unkontrolliert über die Grenze bei Marktschellenberg marschierend (und anderswo) am Strassenrand sehen...
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon sinemetu » Mo 14. Sep 2015, 22:28

Mich dünkt auch, die Flüchtlingswelle hat nicht so sehr mit Syrien was zu tun, immerhin ist da schon seit 4 Jahren Remmi Demmi. Jemand sendet mir gerade folgenden Link: https://m.kuruc.info/r/2/148068/ Wir befinden uns, von Spanien ausgesehen im Jahre 1935 und die internationalistischen, von New York finanzierten Truppen sickern gerade in's Land ein.

Und bei Haolam postet jemand sowas:
The time has come to open our eyes. There will be no isolated solution to the tragedy of the displaced people now flooding central Europe. The only answer is to acknowledge that the Middle East is a disaster-stricken area and initiate a comprehensive Marshall plan to deal with its fundamental problems, which are consuming the lives of its residents and refugees.
http://haolam.de/artikel_22404.html

Übrigens: Der Einfall des 3.Sittenkomplexes ist auch ein Intelligenz-Problem.

Ich bin sicher, daß sich nur die wenigsten meiner bedingungslosen Forderung anschließen werden, aber ich wette, daß in 5 Jahren es die Mehrheit sein wird. Wer hier nichts zu suchen hat, soll dahingehen, wo er das findet, was er sucht. Steinzeitsitten muß man aktiv ablegen.
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon sinemetu » Di 15. Sep 2015, 11:11

Hallo Medicus

irgendwo las ich, daß schon vor über eine Jahr Polen! den Syrern die vorrübergehende Aufnahme von 20 Tsd christlichen! Familien angeboten hat. Es ist dort bislang niemand eingetroffen. Die lieben halt ihr Land.

Ich finde den Vorschlag eines Amerikaners unbekannter Konfession gar nicht so schlecht, für die Zivilbevölkerung einen Asyltaat irgendwo hinter Kasachstan oder Algerien einzurichten mit einer Kapazität von ca. 100 Mio, der komplett von der Uno versorgt wird, und wohin die Zivielbevölkerung desjenigen Landes das Aufenthaltsrecht hat, welches gerade auf der Abschußliste von der Kastanienschmeißer vom Potomac und ihrer Stichwortgeber ist.
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon Roxane » Do 17. Sep 2015, 15:01

Auch wenn die damaligen Vorgänge im antiken syria für die Lage der heutigen Einwohner nicht von Relevanz sind - das hat ja auch keiner behauptet - den Beitrag von Prudentius fand ich sehr interessant. Mir fällt noch ein, dass sich die älteste christl. Kirche in Antiochia (damals syria, heute Türkei) befindet. Die wenigen Christen, die dort leben, werden verfolgt, so hat es uns jedenfalls ein Ehepaar aus Antiochia, das wir mal auf Reisen kennengelernt haben, berichtet. In Istanbul dagegen leben Moslems, Christen (und Juden) einigermaßen in Frieden miteinander. Und wie kommen in Deutschland Moslems und Christen miteinander aus? Ich denke an eine (kath.) Freundin von mir, die vor 20 Jahren einen Syrer geheiratet hat. Man "einigte" sich: Adventskranz ja, Weihnachtsbaum nein. Erster Vorname des Sohnes arabisch, zweiter Vorname deutsch. Dann der Tag, an dem die junge Mutter nur noch geheult hat: Ihr syr. Ehemann, ein Arzt, hatte den Sohn, ohne dass sie irgendwas geahnt hatte, höchstselbst beschnitten. Da gab es wohl nichts zu diskutieren...

Wieviele der Flüchtlinge, die über Österreich ins Land kommen, überhaupt Syrer sind, wissen wir nicht. Sie haben ja oft keinen Pass. Dass die Leute nach Deutschland und nirgendwo andershin wollen, kann man ihnen wohl nicht verdenken, sinemetu. Aber entsetzt hat mich, was mir gerade ein Richter erzählt hat: Er hat dafür zu sorgen, dass vier junge Männer, kürzlich aus Pakistan, Afghanistan und Bangladesch zu uns gekommen und alle (was für ein Zufall!) fast 18 Jahre alt, unter Vormundschaft gestellt werden sollen. Verschiedene Dolmetscher aus Berlin und anderswoher sind bestellt, ein Termin ist für morgen angesetzt. Zwei der jungen Männer, so wurde dem Gericht soeben mitgeteilt, haben sich aber nun aus dem Staub gemacht. Begründung: In der Provinz möchten sie nicht bleiben, nur drei Städte kämen in Frage: Hamburg, Berlin, München. Besagtem Richter, der schon einige Arbeitszeit in diese beiden Verfahren investiert hatte, ist dermaßen der Hut hochgegangen...
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon Prudentius » Fr 18. Sep 2015, 10:45

Hallo Roxane,

danke für die freundliche Unterstützung :klatsch: , ich bin ja ordentlich unter die Räder gekommen, ich dachte, für Leute mit einem antiken Hintergrund wäre es einmal relevant, Syrien irgendwie in unseren geistigen Kosmos einzuordnen. Forumskommunikation ist ja immer so eine Sache, man sitzt vor dem Bildschirm, spricht Menschen an, weiß aber nicht wen, und in welche Fettnäpfchen man tritt; tröstlich ist aber wieder, dass alles so schnell vorbeizieht.

Wisst ihr eigentlich, dass es einmal eine Flüchtlingsbewegung von Europa nach Syrien gab? Das war in den ersten christlichen Jh., zur Zeit der grundlegenden Konzilien von Konstantinopel, Nizäa, Chalkedon, damals zog die Kirche eine scharfe Trennungslinie zwischen Rechtgläubigkeit und Häresie, es gab leidenschaftliche Diskussionen um die Deutung Jesu, "wahrer Gott und wahrer Mensch", "gezeugt, nicht geschaffen", "eines Wesens mit dem Vater". Die ausgegrenzten Christen wurden verfolgt und mussten nach Osten ausweichen, wo man heute noch ihre Nachfahren findet: syrisch-malabarische Kirche, usw.

Antiochien war ja das erste Zentrum der Kirche, nachdem sie Jerusalem verlassen musste, eines der ersten Patriarchate.

Da gab es wohl nichts zu diskutieren...


Vllt. hätte die Frau mehr Islamstudien machen müssen. Dem Familienoberhaupt kommt eine Rolle zu, die wir im L. vom "pater familias" alten Stils kennen. Der Vater bestimmt, aber er hat nicht nur die Ehre, sondern auch die Last: er allein muss für die Familie aufkommen.
Die Vereinbarung der Eheleute war ganz im westlichen Stil getroffen: partnerschaftliche gemeinsame Beratung und Lösung der Fragen, das kann unter unseren westlichen Leuten funktionieren.

lgr. P. :)
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon Roxane » Sa 19. Sep 2015, 10:40

Gut so, Prudentius! Dann hast du dir wenigstens nicht allzu sehr die Laune verderben lassen und dir hoffentlich gedacht, dass viele deinen Beitrag mit Interesse gelesen und wieder was dazu gelernt haben. Was auf den ganzen Konzilien erörtert wurde, hatte ich natürlich nicht im Kopf, aber ich habe es kurz nachgelesen. "Unser" Syrer hat noch auf eine ganz andere Gruppe von Menschen hingewiesen, die von Westen nach Osten durch Syrien gezogen ist: Die Kreuzritter. Dass so viele Syrer blaue Augen haben, führt er auf sie zurück. Von gemeinsamen genetischen Wurzeln hatte ich nichts geahnt.

Das muss jetzt ein großes Missverständnis gewesen sein: Warum hätte sich denn meine Freundin mit Islamstudien beschäftigen sollen? Ihr Mann hat uns versichert, dass er alle seine Söhne (einen aus erster, zwei aus dieser zweiten Ehe) nur aus hygienischen Gründen beschnitten hat. Was dachtest du denn? :lol:
Übrigens war dieser Syrer, der so wunderbar arabisch kochen kann, mit in der Kirche, als bei uns Kindstaufe war!

Das noch: Wusstest du, dass es in Luxemburg sehr viele Flüchtlinge gibt? Nein? Doch! Die Steuerflüchtlinge! :lol:

Schönes Wochenende!
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon medicus » Sa 19. Sep 2015, 15:15

Roxane hat geschrieben:Dann der Tag, an dem die junge Mutter nur noch geheult hat: Ihr syr. Ehemann, ein Arzt, hatte den Sohn, ohne dass sie irgendwas geahnt hatte, höchstselbst beschnitten. Da gab es wohl nichts zu diskutieren...

Da hat sich der gute Vater und Arzt wohl strafbar gemacht, zumal die Einwilligung der Mutter nicht vorlag.Gesundheitliche Vorteile rechtfertigen die Risiken nicht.


http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... ufklaerung

http://www.tagesspiegel.de/politik/besc ... 06704.html
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon iurisconsultus » Sa 19. Sep 2015, 15:41

medicus hat geschrieben:Da hat sich der gute Vater und Arzt wohl strafbar gemacht, zumal die Einwilligung der Mutter nicht vorlag.

Das kann man ohne nähere Feststellungen nicht sagen. War der Vater (Ehemann) obsorgeberechtigt? Wann und wie wurde die Zurkumzision durchgeführt? - bis § 1631d BGB, der die Beschneidung unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt, war die Frage in D höchst strittig; es wurde so ziemlich alles vertreten.
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon medicus » Sa 19. Sep 2015, 15:54

Ich wollte auch keinen Rechtsstreit auslösen, zumal wir nicht wissen, wann der Eingriff stattfand. Ich wollte damit nur sagen, dass der syrische Vater gegen den mutmaßlichen Willen seiner deutschen Ehefrau den medizinisch nicht gebotenen Eingriff durchgeführt hat, was doch gewisse Rückschlüsse ziehen lässt. :chefren:
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon iurisconsultus » Sa 19. Sep 2015, 18:26

medicus hat geschrieben:Da hat sich der gute Vater und Arzt wohl strafbar gemacht

:nixweiss:
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon medicus » Sa 19. Sep 2015, 19:24

@iurisconsultus:Kannst du eine kurze Stellungnahme zu dem Thema abgeben. :prof2: Ich hätte mich mehr auf die moralische Sicht beschränken sollen.
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon Roxane » Sa 19. Sep 2015, 21:28

"Da hat sich der gute Vater und Arzt wohl strafbar gemacht"

Ihr kennt doch sicher den lat. Rechtsspruch "nullo actore nullus iudex".....

Macht euch keine Sorgen, der Vorfall liegt ungefähr 20 Jahre zurück, die beiden sind immer noch zusammen und die Geschichte von damals dürfte längst vergessen sein...
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Re: Blick auf Syrien

Beitragvon medicus » Sa 19. Sep 2015, 22:30

Roxane hat geschrieben: längst vergessen sein...


Et filius ille membrum virile non misratur :wink:
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