Y ist kein Vokal?

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Y ist kein Vokal?

Beitragvon Laptop » Mo 28. Sep 2015, 13:45

Neulich saß Ich mit anderen Erwachsenen in einer Grundschule und an der Tafel stand noch vom Deutschunterricht:
"Selbstlaute a, e, i, o, u"

Da kam von einem der Erwachsenen die Frage auf, warum "y" im Deutschen nicht als Vokal gilt. Ich konnte es nicht beantworten, vielleicht habt ihr eine Antwort darauf?
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Re: Y ist kein Vokal?

Beitragvon romane » Mo 28. Sep 2015, 15:37

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Re: Y ist kein Vokal?

Beitragvon iurisconsultus » Mo 28. Sep 2015, 21:15

Laptop hat geschrieben:...warum "y" im Deutschen nicht als Vokal gilt...

"Y" ist in deutschen Wörtern bald Vokal, bald Konsonat, also weder in die eine noch in die andere Schublade einordenbar. Da der Buchstabe aber ursprünglich zur Bezeichnung des i-Lauts in bestimmten Fremdwörtern verwendet wurde, ist er wohl - mag er auch nicht für sich allein ausgesprochen werden können - dem Vokal näher als dem Konsonanten.
Zuletzt geändert von iurisconsultus am Mo 28. Sep 2015, 21:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Y ist kein Vokal?

Beitragvon Tiberis » Mo 28. Sep 2015, 21:48

iurisconsultus hat geschrieben:"Y" ist in deutschen Wörtern bald Vokal, bald Konsonat

gibt es denn deutsche wörter, in denen ein Y vorkommt?
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Re: Y ist kein Vokal?

Beitragvon iurisconsultus » Mo 28. Sep 2015, 21:53

Ich meinte in "heutigen deutschen Wörtern". Ein "ursprünglich deutsches Wort" mit "Y" kenn ich nicht und dürfte es auch nicht geben.
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Re: Y ist kein Vokal?

Beitragvon Zythophilus » Mo 28. Sep 2015, 22:59

Wenn man die heutigen Rechtschreibnormen ansieht, kommt man wirklich zu der Erkenntnis, dass der Buchstabe "y" für Fremdwörter reserviert ist, zunächst für griechische, später auch für solche aus anderen Sprachen. Bis zu einem gewissen Grad scheint mir eine Art Systematisierung stattgefunden zu haben. In der Lutherbibel, also einem wichtigen frühneuhochdeutschen Text wird die Silbe "ei" am Wortende durchgehend als "ey" geschrieben. Im Nibelungenlied kommt das "y"auch immer wieder vor.
Mir scheint es so, als wäre der Buchstabe zunächst als normaler i-Laut verwendet worden - vielleicht in nach gewissen Regeln, wann i, wann y zu stehen, hatte - und erst im Lauf der Zeit aus "deutschen Wörtern" eliminiert worden. Ein Blick ins Englische zeigt sehr viele germanische Wörter, die das y noch aufweisen - dort wurde es nicht entfernt.
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Re: Y ist kein Vokal?

Beitragvon Laptop » Di 29. Sep 2015, 03:45

iurisconsultus hat geschrieben:"Y" ist in deutschen Wörtern bald Vokal, bald Konsonat, also weder in die eine noch in die andere Schublade einordenbar.


Sollte es dann nicht in beiden "Schubladen" Erwähnung finden, statt unter den Tisch zu fallen? "Y" als Konsonant ist nämlich extrem selten, ich mußte lange suchen bis ich auf "Yen" gestoßen bin, oder auch "Yersinia Pestis". Viel mehr fällt mir gerade nicht ein. Häufiger noch ist u ein Konsonant, wie in "Qualität, Quantum, Quark" etc. Nach der hier vertretenen Logik, müßten die Vokale also lauten: a, e, i, o. Und u darf nicht erwähnt werden, denn es ist ja auch ein Konsonant! :roll:
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Re: Y ist kein Vokal?

Beitragvon Prudentius » Mi 30. Sep 2015, 08:21

Hallo iurisconsulte,

Ein "ursprünglich deutsches Wort" mit "Y" kenn ich nicht und dürfte es auch nicht geben.


du lebst doch in OÖ., du musst doch Steyr kennen!; auch: Bayern, Speyer, von der Leyen, Meyer...

Hallo Laptop,

das u darfst du nicht aus der Liste streichen; es kommt so zustande: wenn man einfach die Stimmbänder aktiviert und den Mund aufmacht, erklingt das a; wenn du einen spitzen Mund machst, hast du o, und wenn du den Unterkiefer etwas anhebst, u.

Das u als Konsonant oder Halbvokal haben wir nicht, bei qu- ist ja das u in die Lautkombination eingebettet, ist nicht herauslösbar; es ist eine Schreibkonvention, die vllt. auf die Etrusker zurückgeht, vgl. das Wechselspiel quis - cuius, cum - quom; wie ja auch die Schreibungen ch, ph, th.

Bei der Tafelaufschrift fragt es sich, ob der Lehrer das Alphabet erklären wollte, oder Lautlehre (Phonetik),

:) .
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Re: Y ist kein Vokal?

Beitragvon linhart » Mi 30. Sep 2015, 09:10

Hallo Laptop,

wenn man den Duden aufschlägt, findet man ganz schön viele Wörter, die mit Y beginnen. Meistens ist dabei Y ein Konsonant, vor allem wenn man Eigennamen wie Ybbs oder Yvonne weglässt:

Yacht, Yak, Yakuza (japanische kriminelle Organisation), Yang, Yankee, Yard, Yawl, Yen, Yeti, Yin, Yippie, yippie, Yoga, Yogi, Youngster, Yuan, Yucca, Yuppie

Es gibt aber doch einige interessante Wörter, wo Y am Anfang ein Vokal ist:

Yngling (ein unsinkbares Segelboot), Ypsilon, Ysop, Ytterbium, Yttrium

(Für Scrabbler sind alle diese Wörter sehr relevant, weil das Y 10 Punkte zählt.)
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Re: Y ist kein Vokal?

Beitragvon Laptop » Mi 30. Sep 2015, 09:59

@Prudentius Ja, aber man zählt das U zu den Vokalen, und blendet dabei die Ausnahme "qu" aus. Und das Y zählt man nicht zu den Vokalen, obwohl Y als Konsonant auch eine Ausnahme ist. Wo ist dabei die Konsequenz?

@linhart Y als Konsonant ist die Ausnahme, auch wenn Wörter die auf Y beginnen in der Regel das Y als Konsonanten haben. Allgemein gesehen kommt Y überwiegend als Vokal mit dem Lautwert "ü" vor.
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Re: Y ist kein Vokal?

Beitragvon linhart » Mi 30. Sep 2015, 10:44

Das ist natürlich richtig. Es gibt ein paar tausend Wörter, die ein Y enthalten, und diejenigen, bei denen das Y nicht am Anfang steht und trotzdem ein Konsonant ist, muss man quasi mit der Lupe suchen. Hier sind ein paar:

Doyen, Foyer, loyal, Maya, Papaya, Pinyin, Voyeur
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Re: Y ist kein Vokal?

Beitragvon Prudentius » Mo 5. Okt 2015, 09:53

Das Ypsilon ist kein Vollmitglied unseres Alphabets, es ist ein gr. Buchstabe, wie Omega, sitzt nur auf einem Klappsessel hinten an der Wand, kurz vor dem Zet.

Für Lauteinteilungen ist es im D. völlig ungeeignet, da es je nach Sprachherkunft einen anderen Lautwert annimmt.
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