Philologenverband macht PR

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Philologenverband macht PR

Beitragvon Laptop » So 6. Dez 2015, 02:27

http://www.faz.net/aktuell/politik/flue ... 50165.html

Ich frage mich, warum der Vorsitzende solche Äußerungen von sich gibt, seit wann ist er zuständig für gute Ratschläge zur moralischen Lebensführung? Ergebnis ist jedenfalls ein negativeres öffentliches Bild über Philologen ganz allgemein, etwa «die leben nicht nur hinterm Mond, sondern sind auch rassistisch!» Traurig, traurig.
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Re: Philologenverband macht PR

Beitragvon ille ego qui » So 6. Dez 2015, 12:59

Hoffentlich weiß die Öffentlichkeit, dass es sich hier weit eher um einen Verband von Lehrern als von Philologen handelt ... ;-)
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Re: Philologenverband macht PR

Beitragvon medicus » So 6. Dez 2015, 16:40

Ein interessantes Thema. Wen wollte der Vorsitzende mit seinem Artikel in der Verbandaszeitschrift ansprechen? Die Schülerinnen lesen diese Zeitung doch nicht.
Da fällt mir der Satz ein " Die Schule als moralische Anstalt". Inwieweit ist das heute ein Thema? :roll:
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Re: Philologenverband macht PR

Beitragvon Prudentius » So 6. Dez 2015, 17:56

Laptop hat geschrieben: ... seit wann ist er zuständig für gute Ratschläge zur moralischen Lebensführung?


@Laptop, da siehst du, wir sind nicht nur für die Wortverbindungen zuständig :-D .

Ergebnis ist jedenfalls ein negativeres öffentliches Bild über Philologen ganz allgemein


Auf jeden Fall ist ihm eine Lachnummer gelungen.

Aber vergesst nicht, die Schule hat einen allgemeinen Erziehungsauftrag, der über die Einzelfächer hinausgeht; die Gesellschaft lässt sich ja das Schulwesen einiges kosten, weil sie darauf rechnen muss, dass die nachrückende Generation willens und fähig ist, Bürgerverantwortung mitzutragen.

Wie dieses Bildungsziel der "Bürgerverantwortung" oder "moralischen Anstalt" genau auszusehen hat, darüber lässt die Gesellschaft die Lehrer im Regen stehen; ursprünglich, als diese Zielvorgabe formuliert wurde (etwa zu Humboldts Zeiten), da gab es einen Wertekosmos in der Gesellschaft, über den ein Konsens bestand; heute sind diese Werte ausgezehrt und verfallen. Und wenn die Folgen sichtbar werden, heißt es: "Die Schule / die Lehrer haben versagt".
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Re: Philologenverband macht PR

Beitragvon medicus » So 6. Dez 2015, 19:56

Ich frage mal aus Interesse nach, da in diesem Forum ja eine geballte Kompetenz besteht.
"Ist es völlig unüblich, dass im Unterricht ( es muss ja nicht Latein sein) über das Thema "Beziehung und ggf. Ehe mit einem Partner aus einem ganz anderen Kulturkreis" gesprochen wird? "
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Re: Philologenverband macht PR

Beitragvon sinemetu » Mo 7. Dez 2015, 11:34

medicus hat geschrieben:"Ist es völlig unüblich, dass im Unterricht ( es muss ja nicht Latein sein) über das Thema "Beziehung und ggf. Ehe mit einem Partner aus einem ganz anderen Kulturkreis" gesprochen wird? "


Da Ehe an sich kein Thema mehr ist, außer es geht um die etikettenschwindelmäßig sog. Homo Ehe, wird auch kulturdifferente Ehe kein Thema sein. Fragt doch mal die Leute, was der Unterschied zwischen einer WG und einer Ehe ist. Die Leute werden von gemeinsamer Kasse was faseln.
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Re: Philologenverband macht PR

Beitragvon Laptop » Mo 7. Dez 2015, 19:16

Bitte nicht naiv sein. Kinder werden zwar charakterlich-moralisch durch die Schule mitgeprägt, aber bestimmt nicht durch die Lehrerseite ;-) sondern durch die Schülerseite (Freunde, Kameraden, Klasse). Und wenn da etwas unmoralisches "okay" ist, dann ist das so. Die jungen Leute sind heute viel zu aufgeklärt, als daß sie sich moralisch etwas von Lehrerseite vorgeben lassen.
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Re: Philologenverband macht PR

Beitragvon Prudentius » Di 8. Dez 2015, 09:10

"Vorgaben machen" ist nicht Lehreraufgabe, sondern den jungen Leuten zu eigener Urteilsfähigkeit zu verhelfen, den Horizont auszuweiten, den Blick auf übergeordnete Verantwortlichkeiten öffnen.

Dass sie "aufgeklärt" sind, ist schon klar; aber sie müssen erst noch lernen zu erkennen, dass das nicht genügt, dass sie eingeordnet sind in eine Gemeinschaft des Gebens und Nehmens, dass sie sich selbst etwas abverlangen müssen und bereit sein müssen, sich von der Gesellschaft etwas abverlangen zu lassen.
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