reife Frage

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Re: reife Frage

Beitragvon marcus03 » Sa 16. Jan 2016, 08:30

sinemetu hat geschrieben: es ging um reif


maturus/a/um ad insulam petendam ? ;-)
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Re: reife Frage

Beitragvon medicus » Sa 16. Jan 2016, 15:07

Hier noch Wissenswertes zu Reif und Raureif:
http://www.medienwerkstatt-online.de/lw ... hp?id=1395
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Re: reife Frage

Beitragvon Bussinatrix » Sa 16. Jan 2016, 17:42

:book:
Dateianhänge
Etymologie_reif.gif
reif, Reif, Reif → Duden, Band 7, Das Herkunftswörterbuch, 1989
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Re: reife Frage

Beitragvon medicus » Sa 16. Jan 2016, 18:49

Salve Bussinatrix, dein super Herkunftswörterbuch hat alles geklärt, ich hoffe sinemetu ist jetzt auch zufrieden. :)
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Re: reife Frage

Beitragvon sinemetu » So 17. Jan 2016, 21:59

medicus hat geschrieben:.. ich hoffe sinemetu ist jetzt auch zufrieden. :)



Wo denkst Du hin, Medicus? Dachtest Du, ich hatte das nicht längst gelesen. Ich hab das Buch, wie aus anderen Einträgen ersichtlich. In den Artikeln steht "vermutlich" und sowieso halb dasselbe, wie ich vermute, nur eben nicht begründet. Wenn man über ein TC nachdenkt, empfiehlt es sich, erst mal nicht in's etym. WB zu schauen, ganz einfach um unvorbelastet zu sein. Etym. WB sind, solange sie nicht begründen, nichts anderes als Denkempfehlungen für Autoritätsgläubige. Ich erinnere nur daran, wie Wegener (Kontinentaldrift) Anfang des 20! Jahrh. ausgelacht wurde.....

Z. B. steht nicht drin, warum Stamm reif(2) seltsamerweise von m nach f wechselt.

Ich selbst bin übrigens von meiner Ein-Stamm-Theorie bei "reif" und "reif" auch noch nicht überzeugt. Sie ist noch zu abstrakt, was die einfache Bildübernahme betrifft. Dazu kommt, daß sich mir langsam der Stamm Gedanke auflöst, als eherner diachron ideeller Wortkern. Ich denk langsam, das ist Lingualmystizismus.
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Re: reife Frage

Beitragvon Bussinatrix » Mo 18. Jan 2016, 00:26

sinemetu hat geschrieben: Dachtest Du, ich hatte das nicht längst gelesen. Ich hab das Buch, wie aus anderen Einträgen ersichtlich.

Dann werde ich mir in Zukunft die Mühe mit dem Einscannen und dem leidigen Komprimieren/Verkleinern der Datei auf unter 250 kB sparen. Sorry, ich hab nicht alle deine Einträge im Kopf.
Vielen Dank.
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Re: reife Frage

Beitragvon medicus » Mo 18. Jan 2016, 14:02

sinemetu hat geschrieben:Lingualmystizismus.


Kannst du auch die Bedeutungen von "Ball= Spielgerät" und "Ball= Tanzveranstaltung" auf einen gemeinsamen Ursprung zurückführen?
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Re: reife Frage

Beitragvon marcus03 » Mo 18. Jan 2016, 14:23

cf:

Im deutschen Sprachraum hieß ein Tanzfest zunächst Dantz. Erst im 18. Jahrhundert setzte sich das Wort Ball für eine öffentliche Tanzlustbarkeit durch. Dieses wurde schon im 17. Jahrhundert aus dem Französischen übernommen. Das dortige Wort bal ist eine Ableitung vom Verb baller (tanzen), welches selbst auf das spätlateinische ballare (tanzen, hüpfen) zurückgeht.

Ein Ball ist ein rundes, üblicherweise kugelförmiges, seltener ovales, elastisches Spielzeug oder Sportgerät aus Leder, Gummi oder Kunststoff. Der Begriff kommt nicht vom altgriechischen Verb βάλλειν ballein für „werfen“, sondern ist vielmehr ein germanisches Erbwort, welches sich von dem Wortfeld für „anschwellen“ ableiten lässt und mit griechisch φάλλος phallos urverwandt ist. Neben Bällen gibt es noch Spielkugeln, die üblicherweise aus hartem Material wie Holz, Kunststoff, Metall oder Elfenbein bestehen. Durch Spiele, die dem englischen Sprachraum entspringen, in dem es nur den Begriff ball gibt, wird die Grenze zwischen den Begriffen verwischt. Beispielsweise werden beim Billard oder Bowling beide Begriffe verwendet.

Ob es da einen Zusammenhang gibt ?
Weil beim Tanzball oft die Füße anschwellen, v.a. wenn man die falschen Schuhe anhat und lang tanzt. ;-)
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Re: reife Frage

Beitragvon medicus » Mo 18. Jan 2016, 14:53

@marcus03: Bei dem Sportgerät "Ball" hast vergessen auch auf den "Bullen" hinzuweisen, der wegen seines membrum virile auch in diese Wortgruppe zu gehören scheint. So sieht es jedenfalls der Duden.

Jetzt ist es die Aufgabe von sinemetu, die Verbindung zum Tanzvergnügen herzustellen.
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Re: reife Frage

Beitragvon sinemetu » Mo 18. Jan 2016, 15:52

marcus03 hat geschrieben: ein germanisches Erbwort, welches sich von dem Wortfeld für „anschwellen“ ableiten lässt und mit griechisch φάλλος phallos urverwandt ist.


Hast Du mal bei Pokorny gezählt, wieviele indg. Wortwurzeln "anschwellen" es gibt? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, die Inogermanen haben ziemlich nass gelebt, so daß ständig irgendwas anschwoll, was sich in einer der vielen Wurzel verewigt hat, oder Pokorny ist selber oft der Kamm geschwollen.

Spass beiseite: Gleichlautende fremdradicale Worte können sich in einer Sprache solange nebeneinander halten, solange sie sich nicht semantisch in's Gehege kommen. Das ist bei den beiden Bällen, die grammatisch schon im Deutschen zu einer Wurzel vereint sind, da in der Plural- und Artikelbildung identisch, was ja nicht selbstverständlich, wenig wahrscheinlich, weil sich die Sitze im Leben nur wenig berühren. Darüber hinaus ist der Tanzball eine sehr seltene Erscheinung geworden, die sich nur noch im Opernball und ähnlich exaltierten Erscheinungen hält, aber auf dem platten Lande längst zum Dorfbums degradiert wurde und dort auch schon seit langem von der Disko abgelöst worden war. Das sich die Worte dennoch in's Gehege kommen werden, halte ich darum für unwahrscheinlich, weil das Ballrund zwar tanzen kann, aber das intensiv lebendige Verbum ballern eindeutig mit dem Ballrund und nicht mit dem Tanzen assoziiert wird.
Im WK II wurde übrigens ziemlich viel geballert:
https://books.google.com/ngrams/graph?c ... en%3B%2Cc0

Ball, als Tanzveranstaltung blieb ziemlich einsam als fremdländische Wortwurzel stehen, es gibt außer den verschiedenen Arten von Tanzbällen, kaum Derivate, wie etwa Ballerina, und die auch nur substantive. Dagegen bringt "ballerte" 58 Tsd Findungen bei Google. "Er ballerte das Rund ins linke obere Eck." - Tausendmal gehört - kaum jemand wird die Wurzel der Tanzveranstaltung zuschieben. Man könnte höchstens umdrehen, das Verbum ballern als lautmalende altgerm. WurzelCreation titulieren und den Ball daraus hervorwachsen lassen.

Wie sinnvoll ist es, trotz semantisch eindeutiger Zweiwurzligkeit, grammatisch von zwei Wurzeln zu sprechen, wenn sie gleich lauten und identisch reagieren?
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