marcus03 hat geschrieben: ein germanisches Erbwort, welches sich von dem Wortfeld für „anschwellen“ ableiten lässt und mit griechisch φάλλος phallos urverwandt ist.
Hast Du mal bei Pokorny gezählt, wieviele indg. Wortwurzeln "anschwellen" es gibt? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, die Inogermanen haben ziemlich nass gelebt, so daß ständig irgendwas anschwoll, was sich in einer der vielen Wurzel verewigt hat, oder Pokorny ist selber oft der Kamm geschwollen.
Spass beiseite: Gleichlautende fremdradicale Worte können sich in einer Sprache solange nebeneinander halten, solange sie sich nicht semantisch in's Gehege kommen. Das ist bei den beiden Bällen, die grammatisch schon im Deutschen zu einer Wurzel vereint sind, da in der Plural- und Artikelbildung identisch, was ja nicht selbstverständlich, wenig wahrscheinlich, weil sich die Sitze im Leben nur wenig berühren. Darüber hinaus ist der Tanzball eine sehr seltene Erscheinung geworden, die sich nur noch im Opernball und ähnlich exaltierten Erscheinungen hält, aber auf dem platten Lande längst zum Dorfbums degradiert wurde und dort auch schon seit langem von der Disko abgelöst worden war. Das sich die Worte dennoch in's Gehege kommen werden, halte ich darum für unwahrscheinlich, weil das Ballrund zwar tanzen kann, aber das intensiv lebendige Verbum ballern eindeutig mit dem Ballrund und nicht mit dem Tanzen assoziiert wird.
Im WK II wurde übrigens ziemlich viel geballert:
https://books.google.com/ngrams/graph?c ... en%3B%2Cc0Ball, als Tanzveranstaltung blieb ziemlich einsam als fremdländische Wortwurzel stehen, es gibt außer den verschiedenen Arten von Tanzbällen, kaum Derivate, wie etwa Ballerina, und die auch nur substantive. Dagegen bringt "ballerte" 58 Tsd Findungen bei Google. "Er ballerte das Rund ins linke obere Eck." - Tausendmal gehört - kaum jemand wird die Wurzel der Tanzveranstaltung zuschieben. Man könnte höchstens umdrehen, das Verbum ballern als lautmalende altgerm. WurzelCreation titulieren und den Ball daraus hervorwachsen lassen.
Wie sinnvoll ist es, trotz semantisch eindeutiger Zweiwurzligkeit, grammatisch von zwei Wurzeln zu sprechen, wenn sie gleich lauten und identisch reagieren?
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...