von Prudentius » Fr 26. Feb 2016, 17:16
Ort - locus - topos, ich glaube, das führt auf die urspr. gr. Rhetorik zurück, es gab das rh. Lehrbuch der Verfahrenstricks, topoi; einen Fall erörtern hieß dann, den topos im Regelbuch auffinden, nach dem der Redner den Fall aufrollen sollte. Wir kennen ja diese Literatur, Cic. rhetorische Schriften wie "de oratore", ein dickes Buch, aber wenig gelesen, gehörte nicht zum humanistischen Lesekanon.
Die Rhetorik stand ja hoch im Kurs, war die führende Geisteswissenschaft, bis sie, v.a. in D. durch Klassik und Romantik abgelöst wurde (Erlebnisdichtung, Originalität, Genievorstellung), die Germanisten kennen sich damit besser aus. Seitdem gilt der "Gemeinplatz" als verächtlich.
"Erörterung" ist für die Schule v.a. ein Aufsatzthema, sie kam dann mit der Kollegstufe auch in unsere Fächer, bei den "Zusatzfragen" gab es u.a. "Erörtern Sie...".