Verbum = Werk?

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Verbum = Werk?

Beitragvon sinemetu » So 6. Mär 2016, 19:34

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unten, 4. Zeile von unten steht verbum = ergon. Was mag Kluge gemeint haben? Ich kann weder bei Frisk noch bei Walde einen Hinweis entdecken ....

Hilfe.... Kluge dt. Sprachgeschichte s. S. 167 unten
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon Zythophilus » So 6. Mär 2016, 20:53

Er scheint zu meinen, dass aus der Sicht der Etymologie das lat. uerbum dem griech. ἔργον entspricht.
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon marcus03 » So 6. Mär 2016, 22:10

Auch ein Wort will erarbeitet/"exergiert" sein. :) Wann genau hat wohl wer zum ersten Mal "ergon" bzw. "verbum" gesagt ?

Ganz andere Herleitung:
verbum, ī, n. (Wz. *wer, *wre [erweitert *wer-dh] sagen, altind. vratám, Gebot, Satzung, griech. εἴρω [aus Ϝερjω], ῥημα, Wort [aus Ϝρημα], gotisch waúrd, ahd. wort

http://www.zeno.org/Georges-1913/A/verbum?hl=verbum
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon medicus » So 6. Mär 2016, 23:19

marcus03 hat geschrieben:Wann genau hat wohl wer zum ersten Mal "ergon" bzw. "verbum" gesagt ?


Ich weiß es, verrate es aber nicht! :sleep:
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon linhart » Mo 7. Mär 2016, 18:27

Wenn man der Bibel glaubt, dann war VERBUM am Anfang von allem:
In principio erat verbum (Joh. 1, 1) :)

Leider steht in der griechischen Bibel aber logos und nicht ergon.
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon sinemetu » Mo 7. Mär 2016, 18:55

Von Verbum nach ἔργον:

Der Narr kommt immer bei der Tat raus.

Geschrieben steht:
"Im Anfang war das Wort!" Hier stock ich schon!
Wer hilft mir weiter fort? Ich kann das Wort
so hoch unmoglich schätzen, Ich muß es anders übersetzen, Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin. Geschrieben steht:
Im Anfang war der Sinn. Bedenke wohl die erste Zeile, Daß deine Feder
sich nicht übereile!
Ist es der Sinn,
der alles wirkt und schafft? Es sollte stehn:
Im Anfang war die Kraft! Doch, auch indem
ich dieses niederschreibe, Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe. Mir hilft der Geist!
Auf einmal seh ich Rat Und schreibe getrost:
Im Anfang war die Tat!
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon marcus03 » Di 8. Mär 2016, 11:07

linhart hat geschrieben:Wenn man der Bibel glaubt, dann war VERBUM am Anfang von allem:


Wenn man der modernen Physik glaubt, war am Anfang die Quantenfluktuation, die zum Urknall führte.
An Sekunde 10 hoch minus 43 ist alles nachvollziehbar.
In principio erat fluctuatio et fluctuatio erat apud quanta et ...

http://www.tagesspiegel.de/wissen/vor-d ... 79340.html

Wie sähe die Welt wohl aus, wenn die Quanten vor 13,8 Milliarden Jahren nicht in der beschriebenen Form fluktuiert hätten ? Es gäbe uns und die mit unserer Existenz verbundenen Probleme nicht: Keine Flüchtlingsströme, leere Staatskassen, Erdogans & Co. etc. , aber auch keinen "Faust", Beethoven, herrliche Landschaften, nette (Mit)Menschen ...
Das eine scheint ohne das andere nicht zu haben zu sein. Talis est mundus.
Die Welt - eine einzige (unheilbare ?) bipolare Störung ? ;-)
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon sinemetu » Di 8. Mär 2016, 12:21

Der Gedanke mit der Fluktuation ist nicht schlecht, Markus. Denn im Prinzip ist ER der große Fluktuator. Deswegen heißt es auch: τὰ πάντα ῥεῖ καὶ οὐδὲν μένει. Eigentlich solte der Herakleitos Rheaklit heißen. Aber vllt ist die rindsäugige Hera ja nur eine konsonantenverschobene späte Version von Rhea. Zurück zum Fluktuator. Das ist ja wirklich das Einzige, was sich von Ihm aussagen lässt. ER ist fluktuativ, und zwar massiv. Man darf den ganzen Kampf um Creatio e verbo und Darwin, irreduzible Komplexität und Urknall ja auch als innerrabinisches Gezänk um die rechte Interpretation begreifen. Man kann machen, was man will: Man kann Ihn nicht greifen, noch begreifen. An einem jedoch lässt Er sich sicher erkennen. Er macht Witze. Und darum gilt: In principio erat verbum ...

z. B. hier: http://www.lamprechts.de/gerd/php/pi-Na ... -suche.php

Wenn die 3 die erste Stelle von Pi ist, dann ist die 6 einer 360 die 360 Stelle von Pi, der Kreiszahl! Jetzt behaupte niemand, die 360 Grad seien von den Babyloniern eingeführt worden, weil Pi an der 360 Stelle eine 6 von einer 360 hat.

Beachte: Nicht die Nachkommastelle, sondern die Vorkommadrei mitgerechnet, denn diese ist die erste Stelle von Pi, unsere Kommaangabe ist nur eine optische Position.

Man sollte ein Essay schreiben: De magno fluktuatore ... oder über den großen Selbstdieb.
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon marcus03 » Di 8. Mär 2016, 13:09

sinemetu hat geschrieben: Denn im Prinzip ist ER der große Fluktuator.


Warum ist dieser Fluktuator ausgerechnet vor 13,8 Mill. Jahren "auf die Idee gekommen", so zu fluktuieren, dass
aus Energie Materie wurde? Ist reines Fluktuieren auf die Dauer langweilig ?
Auf alle Fälle hat er nun genug "action", nicht nur mit uns hier auf der Erde, sondern z.B. auch mit den vielen Supernovae, die im Kosmos ständig stattfinden. Da ist mächtig was los. Es kracht und scheppert überall.
Mir wär das zu laut und zu heiß. ;-) Aber ohne die Milliarden von Kelvin bei einer Supernova-Explosion gäbe es weder Gold noch Silber oder gar Uran, freilich auch keine Gier danach. Es hat halt alles seine zwei Seiten.
Goldene Zeiten brechen im All ständig an, wenn wieder eine Supernova ihre Spuren hinterlässt.
Indes: Gold ist nicht alles, man kann es ebensowenig essen wie Geld, auch wenn es wohl inflationssicherer ist.
Unser Fluktuator- ein echter Goldjunge ? :)
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon sinemetu » Di 8. Mär 2016, 13:28

marcus03 hat geschrieben:Warum ist dieser Fluktuator ausgerechnet vor 13,8 Mill. Jahren "auf die Idee gekommen", so zu fluktuieren, dass ...



ist eine interessante Frage - übrigens ist die Abkürzung Mill. im Dt. nicht eindeutig -, denn es sind, amerik. gesprochen, 13,8 Billion of Years.

Fluktuation setzt vorraus, daß man sich verdünnisieren kann, also klein machen kann, in Milliarden kleine Teile, gr. meroi, oder sagen wir Elementardauern. Hebräisch hat das einzelne Teil den Zahlenwert 138 .... wieder so ein fluktuativer, witziger Hinweis.
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon Prudentius » Di 8. Mär 2016, 21:40

"Fluktuation" ist ein ungeeigneter Vorschlag für ein Urphänomen zur Welterklärung, Fluktuation ist ja eine Spielart von Bewegung, und Bewegung ist relativ, d.h. ein System ist nicht "an sich" bewegt, sondern nur bewegt im Verhältnis zu einem anderen System; etwas fluktuiert nur vom Standpunkt eines nicht-fluktuierenden Beobachters aus.
Gegen diese Fluktuation erhebt sich also derselbe Einwand wie gegen den aristotelischen "Ersten Beweger", seit Einstein sind wir eben schlauer (oder verlegener?) geworden.
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon marcus03 » Mi 9. Mär 2016, 09:41

Im Bereich der Quantenphysik sind alle Begriffe relativ und nur Bilder, von denen man weiß, dass sie die ihnen zugrunde liegende Realität nie wirklich ausdrücken können. Die Quantenphysik kann eigentlich nur in mathematischen Formeln beschrieben werden, unter den man sich überhaupt nichts mehr vorstellen kann.
Alle Bilder sind daher höchst problematische Versuche über eine Realität zu sprechen, die sich jeder Vorstellung entzieht, also prinzipiell unsagbar ist.
Wer kann sich schon vorstellen, was es etwa bedeutet, wenn gesagt wird, dass es Dimensionen gibt, in denen alle bekannten physikalischen Gesetze "zusammenbrechen". Oder was soll man sich unter einer Singularität "konkret" vorstellen?
Auch Fluktuation ist in diesem Kontext nur ein höchst unbefriedigendes Bild. Offenbar aber hat man kein besseres. :)
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 9. Mär 2016, 11:01

Die Quantenmechanik hat einen Vorteil, dass sie Voraussagen treffen kann, was Elementarteilchen betrifft, die experimentell nachweisbar sind. Aber: eben nur in der atomaren Ebene und häufig auch nur statistische Aussagen. Einstein war zeitlebens ein Gegner der Quantenmechanik und versuchte sie immer wieder zu wiederlegen. Er schaffte es nicht. Das Problem ist die Kompatibilität der einzelnen Theorien (Gravitation, Elektrodynamik, Quantenmechanik, Relativitätstheorie usw.). Die M-Theorie als Zusammenfassung der Stringtheorien ist zwar der aussichtsreiche Kandidat für eine allumfassende Theorie, nur sind gerade Stringtheorien, zumindest heute, nicht experimentell nachweisbar. Da fehlt die große Säule der Physik: Nachweisbarkeit der Theorien auf ihre Richtigkeit im Experiment. Ich denke, dass ein großer Kopf momentan fehlt (ähnlich wie Einstein), der die Physik wieder mal auf den Kopf stellt.
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon marcus03 » Mi 9. Mär 2016, 11:09

Medicus domesticus hat geschrieben:zumindest heute,


Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wie ich neulich in einer Dokumentation sah.

Medicus domesticus hat geschrieben:Ich denke, dass ein großer Kopf momentan fehlt (ähnlich wie Einstein),


Kommt Zeit, kommt Kopf, kommt neue Physik.
Auch gut' Physik will Weile haben. ;-)

Fakt aber bleibt wohl:
Die Natur ist in der Sprache der Mathematik geschrieben und nur mit dieser "erklärbar"/beschreibbar.
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Re: Verbum = Werk?

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 9. Mär 2016, 11:16

marcus03 hat geschrieben:Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wie ich neulich in einer Dokumentation sah

Mal sehen... Der Aufwand und die Kosten sind enorm, siehe Teilchenbeschleuniger oder das Instrumentarium beim Nachweis der Gravitationswellen. Ein berühmter Kritiker dieser Art der Physik ist ja Dr. Unzicker. Der Mensch ist aber halt ein Geschöpf, der es einfach genau wissen will. Stephen Hawking bevorzugt auch die M-Theorie (bereits in seinem Buch: Der große Entwurf). 11 Dimensionen... :wink:
Die Mathematik ist auch unsere beste und erfolgsversprechende Methode und Beschreibungsmöglichkeit in der theoretischen Physik.
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