Übertreibung 2

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Übertreibung 2

Beitragvon sinemetu » Sa 9. Jul 2016, 09:49

immer wieder findet man in den Medien solche Übertreibungen, häufig bei Zahlen.

Satz eins:
"Die Bestände Gold-ETFs haben gerade die Marke von 2000 Tonnen überschritten", weiß Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank. Das sind 64,3 Millionen Unzen zu 31,1 Gramm - fast zwei Drittel der Jahresproduktion aller Bergwerke weltweit. Nur Staaten wie USA, DeutschlandNach diesen 28 Fakten werden Sie Deutschland mit anderen Augen sehen und Frankreich besitzen größere Reserven.


Ich kann's nicht nachprüfen, gehen wir aber mal davon aus, daß es stimmt. Wenig später finden wir den Satz:

Für Marktkenner sind die Gold-ETF alte Bekannte. Schon während der Goldrallye von 2009 bis 2011 trieben sie den Preis an. Zu ihren besten Zeiten vereinigten die Investmentvehikel mehr als 80 Millionen Tonnen des gelben Metalls auf sich.
Quelle: http://www.focus.de/finanzen/geldanlage ... 09477.html

Ich behaupte: 80 Millionen Tonnen Gold sind finanztechnisch überhaupt nicht verfügbar. Im ganzen Weltall mag es soviel geben.

Im Jahr 2012 die weltweite Produktion von Gold erreichte einen neuen Rekordwert, wird es bei 2 700 Tonnen Gold (USGS) geschätzt. Ein höherer Wert als 2600 Tonnen Gold im Jahr 2001 (früheren Hochs). Dieser Anstieg verbirgt große Veränderungen in der Struktur der Produktionskosten von Goldminen weltweit. Im Jahr 2001
Quelle: http://www.dani2989.com/gold/goldprod4413de.html

Gehen wir mal davon aus, daß 2500 Tonnen die durchschnittliche Jahresproduktion ist. Dann braucht man 400 Jahre für 1 Mio Tonnen. Für 80 Mio Tonnen bräuchte man 32 000 Jahre. Ich behaupte jetzt mal, daß die Cro Magnon Menschen und die letzten Neandertaler andere Sorgen hatten, als 2500 Tonnen Gold pro Jahr zu fördern .....

Fazit. Man fragt sich, ob die heute nicht mehr Korrektur lesen in den Redaktionen. Ich gehe davon aus, daß ein Focus Redakteur in jeder Ausgabe ungefähr einen Artikel unterbringt. Demnach hätte der eine Woche Zeit um den Fehler zu finden oder zu korrigieren. Liest denn dort niemand mehr gegen? Haben die keinen Begriff mehr von Zahlen und Größen? Besonders beim Hantieren mit Zahlen fällt einem das auf. Das fängt übrigens im Kleinen in der Familie an. Ich habe mal Schätzübungen gemacht .... die Tendenz siegte fast überall über die Wahrheit. Dabei lernen wir schon in der 1. Klasse zählen.
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Re: Übertreibung 2

Beitragvon marcus03 » Sa 9. Jul 2016, 13:12

Ich hab mal gehört, dass sich sämtliches Gold, das seit Bestehen der Menschheit gewonnen wurde, in einen Würfel mit der Kantenlänge von ca. 20 m = 200 dm einschmelzen ließe.
1 dm^3 Gold wiegt ca. 19,3 kg.

Damit wiegt das gesamte Gold der Welt: (200 dm)^3*19,3kg/dm^3 = 154,4 Mio kg = 1 544 000 Tonnen.

Bei einem Goldpreis von aktuell ca. 40000 Euro pro kg entspricht dies einem Wert von ca. 6,2 Billionen Euro.
Die US-Staatsverschuldung von ca. 19,3 Billionen Dollar = 17,4 Billionen Euro ist damit fast 3-mal so hoch wie
der Wert des gesamten Weltgoldes.

Der Aufgabe der Goldbindung (anno 1971) hat die Gelddruckmaschine erst richtig in Schwung gebracht. Was die Amis vor über 40 Jahren begonnen haben und seit der Lehman-Pleite in gigantischem Ausmaß betrieben haben, ist nun auch endgültig in Europa angekommen: Gelddrucken auf "Teufel komm raus".
Dass Gelddrucken keine Dauerlösung sein kann, weiß eigentlich seit 1923 fast jeder.
Dennoch macht Draghi mangels Alternative munter weiter und kauft jeden Anleiheschrott gegen Bares auf.
Wenn man dann noch bedenkt, dass 600 Billionen Dollar (das 10-Fache der jährl. Weltwirschaftsleistung) in
in spekulativen Geldanlagen angelegt sind, kann man erahnen, auf welchem Pulverfass das Finanzwesen und die Weltwirtschaft sitzt. Lehman hat gezeigt, welche Sprengkraft da lauert.
Vllt. ist es gut, dass man die Zusammenhänge im Letzten nicht überblicken kann. Man würde wohl nicht mehr ruhig schlafen, wenn man alle möglichen Konsequenzen zuende denkt.

PS:
Ohne die Lehman-Pleite hätte Deutschland gut eine halbe Billion Schulden weniger.
Wenn die Rettungsschirme nicht halten und die Bürgschaften fällig werden sollten, kommen noch einige 100 Milliarden dazu. Was soll's: Der Steuerzahler wird' schon dafür geradestehen. Das war schon immer so und wird immer so bleiben. Und sollte auch dem die Puste ausgehen, wird halt nach einer notwendigen Währungsreform aus dem Euro der Neuro (new euro).
Wenn die Null- bzw. Negativzinspolitik nicht ausreicht, wird man zu noch drastischeren Maßnahmen greifen müssen nach dem Motto: Was mit den Euro nicht geklappt hat, wird der Neuro schon richten.

Eine Umfrage hat einmal ergeben, dass die Deutschen mehr an die Bundesbank als an Gott glauben.
In Sachen EZB scheint das nicht (mehr) der Fall zu sein. Bei der kann man nur beten, dass Gott das Schlimmste verhüten möge.
"Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen", sagte mal einer, der wusste, dass sich hinter dem Geld oft "der Vater der Lüge" verbirgt. Auch beim Geld steckt der Teufel in den Details, die -Gott sei Dank- keiner
genau kennt.
Beatus, qui nescit, quali in nave quassata sedeat.Nonnullus desperet.
marcus03
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