Hier im Bild auf einem Zehn-Mark-Schein der Vorwendezeit
der bundesrepublikanische Seemaster "Gorch Fock".
Rechts am Bug mehrere Kleinsegel. Focks, nein: Focken.
Zu welchem Behuf dieses Bild von einem Segelschiff?
Sinemetu fragt sich, nun ja, vor allem andere, warum der fremddeutsche Begriff "Artemon" in der Neuzeit abgelöst wird durch den nordisch anmutenden Begriff "Fock". Ob "Artemon" vielleicht ein Erfinder war. Ob "Fock" irgendwie zusammenhängt mit dem Schiff "Gorch Fock". Ob dieser "Fock" vielleicht auch ein Erfinder war. Und noch einiges andere mehr ..... so fragt er.
Um Gorch Focks Slogan "Seefahrt ist not" zu variieren: Da tut da tut Recherche not. Der Quästor nämlich recherchiert zögerlich, die Ergebnisse: oft unersprießlich. Bei Befragung des Quaerenten und kritischen Hinweisen zu bevorzugt rechtspopulistischen Quellen und zu problematischen Text-Deutungen: oft und gern Querulatorien. Als da wären: Meinungsfreiheit, Diktaturerfahrungen aus DDR-Zeit, nur sprachliches Interesse, Diktatur der politisch korrekten Kreise, Blockwartmentalität....
Quamvis et agedum medias in res!
Zuvor aber zur Übersicht ein
Überblick:(
1) Appetizer1.1 Draggen, Euschenducht, das Stag vor der Fock und der Geruch von Meer hinter den Klößen1.2 Basics: Fock und Artemon(2) Fock (Schorsch) und Fock (Takelage)2.1 Kinau, der deutsche Dichter der See2.2 Die Schiffe2.3 Der Gorch2.4 Die Fock(3) Stremel für den Quaestor_____________________________________________________________________________________
(1) Appetizer
1.1 Draggen, Euschenducht, das Stag vor der Fock und der Geruch von Meer hinter den KlößenDie Fahrensleute gingen in froher Stimmung, ehrlich erfreut über ihren Erfolg, gruppenweise über das Eis zum Deich zurück und sprachen von der Fahrt, denn jetzt war der Weg nach der See frei geworden. Was dem einzelnen noch zu tun blieb, die kleine Rinne von seinem Ewer nach dem großen Priel, war Sache eines Tages und ließ sich leicht beschicken. Die Schollenzeit war angebrochen für die Schollengreifer vom Neß: Hurra, hurra, hurra!
Auf H. F. 125 aber, dem Ewer Laertes, ließen sie den Draggen zu Wasser, schossen die Leinen auf, reinigten das Deck, hängten die Laterne ans Fockstag und kletterten dann in das Boot, um den Bärenhunger zu vertreiben, der alle befallen hatte.
Störtebeker saß auf der Euschenducht und quälte sich mit drei Dingen ab: daß der verdrehte Kerl von Schuster ihm die Stiefel noch nicht gemacht hatte, daß sein Vater morgen fahren wollte und ihn nicht mitnahm, und daß sein grüner Kahn noch im Neßgraben festsaß und er noch nicht schippern konnte.
»Du hest dat en betjen god, Seemann«, sagte er aus diesen Gedanken heraus und streichelte den Hund, der auch keine Kniestiefel hatte und noch viel kleiner war als er und doch immer mit nach See durfte. Seemann aber hielt die Nase hoch, denn vom Deichl kam ein Geruch wie von gebratenen Klößen mit dem Abendwind herübergeweht.
Klaus Mewes lachte und wriggte schneller, denn er roch hinter den Klößen schon die See und grüßte Helgoland.
(Gorch Fock: Seefahrt ist not! Viertes Kapitel)
1.2 Basics: Fock und ArtemonArtemon (griechisch, lateinisch)/die Fock(e)
Velum ad proram(Segel am Vorderdeck/Bug)
http://tinyurl.com/j57sm4m,
Trübners Deutsches Wörterbuch, Berlin 1940; S. 407 unten, dann vor allem rechte Spalte;
Kluge und Paul neueren Datums geben ähnliche Auskünfte
Etymologie von griechisch
artemon, lateinisch
artemon (B elege etwa bei Vitruvius, Seneca) ist umstritten, der deutsche Begriff
Focke seit dem 16. oder 17. Jahrhundert in Handbüchern zur Seefahrt oder in den Lexika üblich, vermutlich klientel- und praxisnäher und eben nicht Gelehrtensprache….
Jetzt also zu "Fock".
(2) Fock (Schorsch) und Fock (Takelage)2.1 Kinau, der deutsche Dichter der SeeGorch Fock, Pseudonym von Johann Wilhelm Kinau, (* 22. August 1880 in Finkenwerder; † 31. Mai 1916 in der Seeschlacht am Skagerrak; eigentlich Johann Wilhelm Kinau) , deutscherSchriftsteller. Bekanntestes Werk: "Seefahrt ist not", gern eindeutiger und verständlicher zu finden in der Formulierung „Seefahrt tut not!“.
Am 18. Dezember meldet sich Gorch Fock als Kriegsfreiwilliger; er wird im März 1915 einberufen, kämpft zunächst in Russßland, Serbien und Frankreich, wird dann auf seinen Wunsch hin zur Marine versetzt. Seit dem 18. April dient er auf der SMS „Wiesbaden“, nach nur sechs Wochen auf See findet der Dichtermatrose den Seetod in der Skagerrak-Schlacht, am 31. Mai 1916 nach schwerem Beschuss durch die britische Flotte: Wahrscheinlich gegen Abend geht Gorch Fock mit dem vorderen Mastkorb über Bord; von den 589 Besatzungsmitgliedern überlebt nur der Oberheizer Hugo Zenne. Zwei Wochen später wird Focks Leichnam an die schwedische Schäreninsel Trolleskären angespült und sodann auf der Insel Stensholmen bestattet.
2.2 Die Schiffe1917, ein Jahr nach seinem Tod, wird ein Vorpostenboot nach ihm benannt, später zwei Segelschulschiffe der deutschen Marine, die 1933 gebaute Gorch Fock und die 1958 gebaute Gorch Fock.
2.3 Der GorchSeit 1904 veröffentlicht Kinau plattdeutsch verfasste Gedichte und Erzählungen in Hamburger Zeitungen, unter den Pseudonymen Gorch Fock, Jakob Holst und
Giorgio Focco .
Der Vorname
Gorch - siehe
Giorgio - ist also wohl eine plattdeutsch stoßmümmelnde Kurzform von
Georg.
2.4 Die FockFock f. ‘Segel am Vordermast’. Das seit etwa 1500 bezeugte mnd. vocke ‘Focksegel, dreieckiges Vordersegel’ (vgl. mnl. focke, nl. fok) wird in hd. Glossare aufgenommen und verbreitet sich von Anfang des 16. Jhs. an langsam in der nhd. Literatursprache. Die Etymologie ist umstritten. Möglicherweise ist das Substantiv (das Ziehsegel im Gegensatz zum Hintersegel, dem Treiber) aus mnd. vocken ‘( mit der Fock) segeln’, nl. fokken ‘stoßen’ (z. B. ein Schiff von Land) rückgebildet. Die ursprüngliche Dreieckform der Fock spiegelt sich noch in fries. fok und in entlehntem norw. fokka ‘dreieckiges Stück Land’. Dazu Fockmast m. ‘Vordermast’, mnd. vockemast (15. Jh.), und Focksegel n. mnd. vockensēgel, seit dem 17. Jh. im Hd.
http://www.dwds.de/wb/Fock(3)Stremel für den QuaestorTui est: quaerere et qu(a)eri Seefahrt tut not!
Erster Stremel
"Insonderheit aber bitten wir dich für die, die auf dem Wasser ihre Nahrung suchen. Segne, segne die Fischerei auf der See und im Fluß, behüte Mann und Schiff in allen Gefahren!"
Pastor Bodemann beugte den grauen Kopf tiefer als zuvor. Da hatte er laut und warm für seinen alten Kaiser gebetet, laut und warm, wie es ihm von Herzen kam, nicht leise und kalt wie sein Vorgänger, ein zäher Welfe, der nur der kirchlichen Vorschrift nachgekommen war: »Laß deine Gnade groß werden über deinem Knecht Wilhelm, unserem Kaiser und Herrn, und über dem ganzen kaiserlichen Haus.«
Die gefurchte Stirn berührte fast das schwarze Tuch, mit dem die Kanzel vom Sonntag Reminiszere bis zum stillen Freitag bedeckt war. Es schien, als wenn die Stimme ihm versagte und er aufhören müßte. Und er hielt überwältigt inne und ließ die große Stille kommen.
Totenstill wurde es in der Kirche auf Finkenwärder. Regungslos saß die Gemeinde. In die Augen kam eine Dunkelheit wie von aufsteigenden Tränen.
Denn die See nahm das Wort, die Nordsee, die Mordsee – mit ihren jagenden, zerrissenen Wolken, mit ihrem pfeifenden, brausenden Sturm, mit ihren haushohen, schäumenden, brüllenden Seen, mit Brand und Wetterleuchten, mit Dünung und Gewitter – mit geborstenen Segeln, gebrochenen Masten, blakenden Notfackeln, verlorenen Wracks und hilferufenden Fahrensleuten.
Und es war niemand da, der nicht ihre Stimme vernommen hätte.