1. Ursprungsbedeutung, lateinischDiocles hydropicis cum centaurio aut in fico duplici ad evacuandum alvum, quod efficacius praestat viride cum coriandro in mero potum;
Plinius Nat 20.52
2. Das Fremdwort und sein Konzept2.1 Das Leeren des Raumes: Haupt- und BegleitvorstellungDie Semantik von
evacuare/evakuieren scheint mit ein bestimmtes Konzept aufzuweisen:
Es geht um das "Leeren eines Gefäßes, dann eines Raumes" - und damit auch um die Begleitvorstellung "Wegtransportieren von Entitäten im Raum aus dem Raum heraus".
2.2 Ein Missverständnis als Grundlage des Objektwechsels?So ist denn auch der
Objektwechsel des transitiven Verbs "ein Land evakuieren .. seine Bewohner evakuieren" kaum auf ein Missverständnis des Fremdwortes (Sinemetu) zurückzuführen, denn:
a) das Wort gehört der Bildungssprache und ihren Soziolekten an und wird daher kaum von Codeunkundigen verwendet und selbst wenn, es wird dann kaum im "offiziellen, geltenden" Sprachgebrauch dominant;
b) Die Begleitvorstellung und der Objektwechsel findet sich in verwandten Verben des gleichen Sinnbezirkes; jedesmal geht es um ein affiziertes Objekt, dessen Behandlung dann einen neuen Zustand hervorruft oder effiziert, man vergleiche:
- einen Platz räumen/ich räume den Platz verknüpft sich mit dem latenten ich bewege mich und meinen Anhang weg
- einen Platz "von Schnee räumen" lässt sich explizieren als "den Platz räumen" und "Schnee räumen "
- einen Teppich saugen lässt sich gut verknüpfen mit den Staub (vom Teppich) saugen/wegsaugen.3. FazitUnser "ausleeren" signalisiert das komplementäre "Wegräumen" und "Leere erzeugen", analog die (mögliche) Struktur in "evacuare"
Von einer
Depri- oder Depravation (Verlieren und Verschlechtern, Sinemetu) kann kaum die Rede sein.
p.s.Übrigens hat Goethe mit der Mehrfachbedeutung von "evakuieren" (purgieren und wegräumen und...) erhellend gespielt
, man vergleiche die Beispiele ganz hinten hier; S. 325:
http://www1.ids-mannheim.de/fileadmin/lexik/fremdwort/pdf/Evaneu.pdfwilli wamser