Zythophilus hat geschrieben:aber im Falle von Kim wäre vermutlich auch ein Bruch desselben besser, als ihn weiter herumexperimentieren zu lassen.
Die nordkoreanische Führung weiß ganz genau, dass- wenn überhaupt - nur die atomare Aufrüstung gewährleisten kann, nicht Ziel einer US-amerikanischen Aggression zu werden. Kim Jong-un ist das Schicksal Ghaddafis oder Saddam Husseins nicht unbekannt, das ihn ohne sein Abschreckungspotential wohl schon ereilt hätte. Im übrigen besteht für mich kein Zweifel, dass in diesem Konflikt die überwiegende Mehrheit der nordkoreanischen Bevölkerung hinter ihrer Führung steht. Nur zu gut ist noch in Erinnerung, welche Verbrechen die Amerikaner im Koreakrieg verübt haben und wie knapp damals die Region an einer atomaren Katastrophe vorbeigeschrammt ist.
Was mich an der Debatte über dieses Thema so abstößt, ist diese grenzenlose Verlogenheit und Kriegsgeilheit insbesondere der "westlichen" Medien, die noch jede US-Intervention geradezu hysterisch begrüßt haben. Nach der obligaten Dämonisierung des Gegners, wonach Kim Jong-un seine Widersacher angeblich wilden Hunden oder Krokodilen zum Fraß vorwirft, wenn er nicht gerade kleine Kinder frisst, ist es ein Leichtes, die breite Masse von so lästigen Nebensächlichkeiten wie dem Völkerrecht abzulenken und das Ganze wieder einmal als Kampf Gut gegen Böse darzustellen.
Auch wenn ich mich jetzt also in die Rolle eines advocatus diaboli hineinversetzt sehe - ich bin überzeugt, dass von Kims Atomwaffen die Sicherheit der USA ebenso viel oder wenig bedroht wird wie von den Atomwaffen Pakistans, Indiens, Russlands oder Chinas. Mehr noch: ein Atomangriff auf die USA wäre gleichbedeutend mit der totalen Zerstörung Nordkoreas. Niemand, der seine sieben Sinne beieinander hat, wird Kim ernstlich unterstellen, das zu wollen, auch wenn diesem immer wieder , vermutlich aufgrund seiner exzentrischen Frisur, geistige Unzurechnungsfähigkeit attestiert wird.
Umgekehrt sind die Amerikaner die einzigen, die Atomwaffen bereits eingesetzt haben und darüber hinaus mehrfach mit deren Einsatz gedroht haben. Sie sind also die letzten, die das moralische Recht hätten, von anderen den Verzicht auf ein eigenes Abschreckungspotential zu fordern.