Latein und Präzision

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Re: Latein und Präzision

Beitragvon Medicus domesticus » Fr 3. Mär 2017, 09:31

Tiberis hat geschrieben:Die Mathematikfans unter uns werden sich ihre Überzeugung ohnehin nicht nehmen lassen

Naja, man kann auch beides mögen. Es soll ja kein Kampf der Fächer werden. Viele Lateinlehrer haben natürlich schematisch unterrichtet, da die Lehrbücher so waren, Zwang des Lehrplans. Da bist du sicher nicht ausgenommen gewesen.
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon Zythophilus » Fr 3. Mär 2017, 23:18

Niemand will den Mathematikern etwas nehmen. Ein schematisches Unterrichten, zumal im Elementarunterricht, ist m.E. nicht falsch.
Schwierig wird es allerdings im vierjährigen Lateinunterricht - der schon seit längerer Zeit viel stärker als der sechsjährige ist. Formen wie der Imperativ 2 oder - horribile dictu - das Supinum fehlen generell schon in den Lehrbüchern, zusätzlich fällt im aktuellen Lehrplan das Futur II weg. In den aktuellen Lehrbüchern erfahren Schüler der "Kurzform" nicht einmal, dass es sechs Tempora gibt.
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon medicus » Sa 4. Mär 2017, 08:47

In Bayern lernen die Schüler in drei Jahren Grammatikunterricht auch kein Supinum und Imperativ 2, aber das Futur II. :prof2:
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 4. Mär 2017, 12:11

Jetzt sind wir wieder an der Diskussion, ob Supin oder Imperativ 2 das Problem sind. Denke ich nicht. Da sie dafür zu selten auftreten, wenn ja, werden sie angegeben. Dürfte nicht das Problem sein. Latein ist nicht so wichtig, dass man den Lehrplan so streng gestalten muß. Eine "Sprachkompetenz" wie bei den aktiven Sprachen ist doch nicht notwendig in der heutigen Zeit. Reden wir doch einmal realistisch. Deshalb wäre im Lateinunterricht eine verhältnismäßig große Möglichkeit des Experimentierens vorhanden. Es würde kaum jemanden stören. LINGVA LATINA PER SE ILLVSTRATA u.a., warum nicht? Hab es bei meinen Kindern getestet, macht Spaß. Ich denke auch im Unterricht wäre es lustiger.
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon iurisconsultus » So 5. Mär 2017, 09:14

Mir ist die Abneigung gegen lingua latina per se illustrata ohnehin nicht klar. Das Lehrwerk beinhaltet nicht nur eine Vielzahl von Bänden mit Originaltexten, sondern auch einen sehr ausführlichen Grammatikband. Die einzige Besonderheit des Lehrwerks besteht darin, dass die Vokabelerläutetungen und Übersetzungshilfen in den Marginalien komplett in Latein gehalten sind. Gerade das aber ist seine Stärke.
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon Prudentius » So 5. Mär 2017, 10:56

Zythophilus hat geschrieben:Mir fehlt auf jeden Fall in der Mathematik das Persönliche, Gedanken, Gefühle oder Meinungen kommen nicht vor.


So einfach ist das nicht, die Mathematik hat sich extrem gewandelt, sie stand in der Anfangszeit des Humanismus, bei Platon, an der Wiege der geistigen Bewegung, die durch die Jahrtausende ging.
Zur Zeit Platons gingen gerade philosophische Denkanstöße von der Mathematik aus, man entdeckte die arithmetischen Grundlagen der musikalischen Harmonielehre, den Zusammenhang der Intervalle, Quinte, Quarte und Oktave bauen sich auf den ersten 5 Zahlen auf; es wurden die Gesetze der Proportionslehre entdeckt, Platon ließ den Weltschöpfer die Seele nach der gleichen Harmonie wie den Kosmos erschaffen.

Erst in relativ jüngerer Zeit hat sich die Mathematik durch die Formalisierung (z.B. Galilei) aus den Geisteswissenschaften gelöst, wie auch andere Wissenschaften.
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon Medicus domesticus » So 5. Mär 2017, 12:54

iurisconsultus hat geschrieben:Mir ist die Abneigung gegen lingua latina per se illustrata ohnehin nicht klar. Das Lehrwerk beinhaltet nicht nur eine Vielzahl von Bänden mit Originaltexten, sondern auch einen sehr ausführlichen Grammatikband. Die einzige Besonderheit des Lehrwerks besteht darin, dass die Vokabelerläutetungen und Übersetzungshilfen in den Marginalien komplett in Latein gehalten sind. Gerade das aber ist seine Stärke.


Das sprichst du mir aus der Seele, iurisconsulte. Die neueren Ausgaben von Pars I Familia Romana sind auch schöner aufgemacht mit farbigen Zusätzen (Vivarium Novum-Ausgabe), auch in der Anmerkungszeile. Pars II Roma Aeterna ist eine reine Textsammlung. Es gibt jede Menge Material. Ein Unterricht auf Latein läßt sich durchführen. Eigentlich nur eine Sache des Lehrplans und was man von Latein erwartet. Meinen Kindern hat Pars I und die Sendungen auf youtube zumindest gefallen.
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon iurisconsultus » So 5. Mär 2017, 13:07

Das freut mich optime medice!
Es gibt in anderen Ländern auch Lehrer, die mit LLPSI arbeiten (zB http://www.lingvalatina.com/?m=1).
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon Medicus domesticus » So 5. Mär 2017, 13:32

Aha! Ich denke auch, dass mit dieser Methode Latein vom Image einer mathematischen Sprache wegkommt, um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen.
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon Medicus domesticus » So 5. Mär 2017, 14:06

medicus hat geschrieben:In Bayern lernen die Schüler in drei Jahren Grammatikunterricht auch kein Supinum und Imperativ 2, aber das Futur II. :prof2:

In Pars I LLPSI wird Futur II gelehrt (Cap.XXX). Supinum (Cap.XXII).
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon medicus » So 5. Mär 2017, 14:13

Medicus domesticus hat geschrieben:In Pars I LLPSI wird Futur II gelehrt (Cap.XXX). Supinum (Cap.XXII).


Ich hätte nicht verallgemeinern dürfen, am hiesigen Gymnasium wird nach Campus in 3 Bänden gelernt.
Aber gibt es denn in den Universitäten Kurse, in denen die Studenten Lateinisch sprechen lernen? Nur so könnte diese Fertigkeit in die Schulen gelangen.
Ich denke, Latein ist eine tote Sprache, und alle Wiederbelebungsversuche sind frustran. :x
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon Medicus domesticus » So 5. Mär 2017, 14:24

medicus hat geschrieben:Ich denke, Latein ist eine tote Sprache, und alle Wiederbelebungsversuche sind frustran.

Es gibt Zirkel. Einen großen Anteil hat natürlich Vivarium Novum, die auch nach der Orberg-Methode lehren. Die Sprachkompetenz ergibt sich da automatisch.
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon marcus03 » So 5. Mär 2017, 18:12

Medicus domesticus hat geschrieben:Die Sprachkompetenz ergibt sich da automatisch.


Das kann jeder behaupten. Belege? Sprichst du halbwegs fließend Latein, obwohl du dich dauernd damit beschäftigst?
Es ist absurd zu glauben, dass im Rahmen des Schulsystems auch nur ein Schüler lernt, Latein aktiv zu sprechen, es sei denn er ist ein Freak und opfert seine Freizeit dafür. Mit den paar Schulstunden kann nur das Allernötigste vermittelt werden. Das weiß eigentlich jeder, außer man ist realitätsblind.
Fakt ist: Die Allermeisten legen Latein so schnell wie möglich ab. Das war schon immer so und wird es bleiben.
Es gilt: Man muss halt irgendwie durch, bis man es ablegen kann.
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon Medicus domesticus » So 5. Mär 2017, 18:17

Frag mal die Absolventen bei Vivarium. Sprachkompetenz heißt ja nicht fließend. Die Methode verbessert das Verständnis. Du kennst halt LLPSI nicht.
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Re: Latein und Präzision

Beitragvon marcus03 » So 5. Mär 2017, 18:28

Medicus domesticus hat geschrieben:Sprachkompetenz heißt ja nicht fließend.


Ich sagte, halbwegs fließend.

Und das alles ohne echtes Pauken?
Was ist denn Sprachkompetenz? Kann einer von denen, Cäsar oder Cicero problemlos verstehen? :?
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