Ara und arare

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Ara und arare

Beitragvon sinemetu » Mi 22. Feb 2017, 00:02

Da colere ungefähr gleichhäufig die beiden Accusative Deum und Agrum führt, steht auch zu vermuten, daß Ara und arare selbwurzlig sind, bzw, sich zumindest semantisch gekreuzt haben. Die unterschiedlichen Längen im Anlaut widersprechen dem nicht, sondern sind eher Ausweis einsetzender Bedeutungsdifferenzierung. Daß das Pflügen, d.h. Aufritzen des Bodens, dem Opferschnitt, das Ausbluten des Opfertieres dem Ausdörren (areo) des seiner Narbe beraubten Bodens entspricht, und der Boden quasi selber der Altar ist, ist zu aufdringlich, als das man es ignorieren könnte.

Es fällt auch auf, daß der Priester als späte Entwicklung gegenüber dem ursprünglichen Arator, ein neues, fremdstämmiges Wort erhält. Dem widerspricht auch nicht, daß das Tieropfer insgesamt älter ist, als das Pflügen.
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Re: Ara und arare

Beitragvon marcus03 » Mi 22. Feb 2017, 09:19

sinemetu hat geschrieben:Da colere ungefähr gleichhäufig die beiden Accusative Deum und Agrum führt, steht auch zu vermuten, daß Ara und arare selbwurzlig sind,

Die Logik dieses rein statistischen Arguments verstehe ich nicht, ebenso wenig die von dir konstruierten etymologischen Zusammenhänge zw. ara,arare und ager. :?

sinemetu hat geschrieben: Daß das Pflügen, d.h. Aufritzen des Bodens, dem Opferschnitt, das Ausbluten des Opfertieres dem Ausdörren (areo) des seiner Narbe beraubten Bodens entspricht, und der Boden quasi selber der Altar ist,

Diesen Vergleich kann ich nicht nachvollziehen. Ich bitte um nähere Erläuterung v.a. der fett Markierten. :?
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Re: Ara und arare

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 22. Feb 2017, 09:34

Das würde mich auch interessieren. Mich wundert immer wieder wie man zu so einer Denkweise kommt und alles unter gleichlautenden Anlauten subsumiert. Sehr erstaunlich, aber wenig sinnvoll. :-o
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Re: Ara und arare

Beitragvon medicus » Mi 22. Feb 2017, 11:55

sinemetu hat geschrieben:zu vermuten, daß Ara und arare selbwurzlig sind, bzw, sich zumindest semantisch gekreuzt haben.


Ein Blick in den Georges zeigt die unterschiedlichen Wurzeln:

http://www.zeno.org/Georges-1913/A/aro?hl=aro
http://www.zeno.org/Georges-1913/A/ara+%5B1%5D?hl=ara
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Re: Ara und arare

Beitragvon sinemetu » Mi 22. Feb 2017, 12:32

Ich möchte nur aufzeigen, wie sich Wurzeln ins Gehege kommen und beeinflussen.

Daß die Alten die Erde als belebtes Wesen dachten, dürfte keinem Lateiner fremd sein. Terra war quasi ein Tier, ein Mensch, ein Wesen, ein Gott. Sie hatte einen Umbilicus (Omphalos). Sie hatte faeces, Blut und Gedärme. Und sie hatte eine Haut. Dies war analogerweise die Erdoberfläche.

Das vorsätzliche Verletzen der Erdoberfläche war das Pflügen, welches wir im Deutschen heute noch etymologisch unbewusst mit dem Bild des Pflegen's (colere) assoziieren. Das vorsätzliche Verletzen der Haut eines Tieres war das Opfern auf dem Altar.

Diese beiden Tätigkeiten (opfern und pflügen) - ersteres ist älter - müssen irgendwann sich in die Quere gekommen sein, denn sonst wäre das agere bei ager hängengeblieben als pflügen. arare scheint aber dies verhindert zu haben.

Wenn man davon ausgeht, daß die Urbedeutung von Ara nicht Acker sondern Brandplatz ist (area - freier Platz), dann darf man nicht vergessen, daß der Brandplatz der ist, wo eine gewisse Zeit lang keine Vegetation kommt, und wo man zuerst vermuten darf, daß dies als Wunde auf der Haut empfunden wurde, die man heilen wollte. Die Heilung sah nun so aus, daß man den Boden umwarf, mithin pflügte, daher wohl arare. Ebenso war man bedacht, das Blut eines Opfers immer gleich dem Boden zu übergeben. Es durfte tunlichst nicht mit der Vegetation in Berührung kommen. Daher der Brandplatz, die Bedeutung gebauter Altar scheint mir sekundär.

Die Dehnung bzw. Differenzierung von areo und ardeo setzte ein, als der Sachzusammengang aus dem Oberbewußtsein verschwunden war und die Bedeutungsdifferenzierung in ihre Rechte trat. Mit ager betritt dann ein vollkommen neuer Stamm die Szene. Darum Agrum colere und nicht Aram colere.

Ich hoffe, die Idee verständlich vorgetragen zu haben.
Wie könnte man dies verifizieren? Man müßte die Übergangszeit vm Nomadenleben zum Ackerbau abschätzen und mit dem Zeitrahmen sprachlicher Prozesse vergleichen, aber mich dünkt, dies wäre nicht beweiskräftig, weil beides sehr kurz gewesen sein könnte. Der aus auch aus dem griech. bekannte Stamm für pflügen (aroo) muß in Italien mit dem für brennen (*asa) in Berührung gekommen sein. Beide haben sich gegenseitig beeinflußt (Brandrodung). Vllt hat er den Wandel von s zu r in Ara bewirkt? Auch Artos (Brot) und rus, ruris scheinen hierher zu gehören.
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Re: Ara und arare

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 22. Feb 2017, 12:54

Naja, das ist mir alles zu verschroben. Ehrlicherweise kannst du schreiben, was du willst, denn du bist für mich keine etymologische Autorität. Andere mögen denken, was sie wollen. Das ist meine Meinung.
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Re: Ara und arare

Beitragvon medicus » Mi 22. Feb 2017, 13:10

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Rizologie und Etymologie :?
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Re: Ara und arare

Beitragvon sinemetu » Mi 22. Feb 2017, 13:27

Hallo Hausarzt,

Ich schreibe übrigens immer, was ich will - außer das Rechtschreibprogramm funkt dazwischen.
Es wäre hilfreich, Medicus, wenn Du Deine schon oft geäußerte Meinung über meine Person etwas zurücknähmest, aber Argumente zur Sache brächtest, ob nun dafür oder dagegen, mag der Leser entscheiden. Wenn Du nicht willens bist, die Sache sachdienlich zu kommentieren, lass es doch einfach bleiben.

Es geht doch nicht darum, uns zu fetzen, sondern Ideen zu betrachten, ob sie uns dem Sprachverständnis
etwas näher bringen oder nicht.

Der Lautwandel tritt nämlich nicht ein, weil die Sterne es so wollen, sondern weil es in einer Bevölkerung zu einer gewissen Zeit Verständniskonflikte gib, die lautliche Differenziationen bedürfen und hervorrufen, und an diese sich dann wie eine Kette Schwäne an den ersten Schwan, sich andere Worte anlehnen in ihren Veränderungen.
Zuletzt geändert von sinemetu am Mi 22. Feb 2017, 18:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ara und arare

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 22. Feb 2017, 14:21

sinemetu hat geschrieben:Wenn Du nicht willens bist, die Sache sachdienlich zu kommentieren, lass es doch einfach bleiben.

Ich schreibe auch, was ich will. OK, dann wird auch kaum mehr jemand übrigbleiben, der irgendetwas kommentiert. Wer schreibt denn dazu groß noch etwas, außer dann vielleicht noch Willimox? Ich wüßte gerne, welche Bildung du dazu hast, weil du so selbstsicher über etymologische Fragen schreibst. Unsinn zu verbreiten muß auch nicht sein. Das ist übrigens auch ein Zeichen der Demokratie, dass man sich nicht alles gefallen lassen muß... Und bitte die Schreibfehler ausbessern!
Interessant ist auch, dass du direkten Fragen meinerseits und auch des Users marcus03 ausweichst. Es geht nicht darum dich bloßzustellen, sondern, dass du endlich mal Stellung dazu nimmst. Denke an den Kampf Brakbekl/sinemetu usw.
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Re: Ara und arare

Beitragvon sinemetu » Mi 22. Feb 2017, 23:11

medicus hat geschrieben:Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Rizologie und Etymologie :?


Also, ich würde Rhizologie schreiben, wegen des s. asper. Unsere heutige Etymologie ist ja längst nicht die der Alten, die nach dem "Eigentlichen" suchten ..... das ist bekannt. Während die Rhizologie meint, daß es "ewige" Wurzeln gäbe, die sich diachron durch die Zeiten schlängeln, mal in dieser, mal in jener Sprache auftauchen, und wohinan mal dieses Präfix, mal diese Vokalisierung und mal jene Suffixe bzw. andre Wurzeln sich hängen, die aber immer mit einem Mehr oder Weniger bestimmbaren Bedeutungskomplex beladen sind, meint die Etymologie, daß es zwischen Wurzel als zeitlicher Erscheinung und Bedeutung als temporären Phänomens keinerlei feste Verbindung besteht. Seme haften sich an Phoneme. Mehr nicht! Der eigentliche sprachliche Motor ist die Anlehnung oder Assoziation.

Das muß ich noch ausarbeiten ...!
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