postumes versus posthumus

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postumes versus posthumus

Beitragvon sinemetu » Mi 26. Jul 2017, 08:55

Hallo, ist das h der einen Version einer Anlehnung an Humus zu vergleichen, angedenk der Ablautend von Homo und Humus oder Adam und Adamah?

https://de.wikipedia.org/wiki/Posthumus

Rhizologisch scheint es falsch zu sein.... da von postremus abgeleitet ... oder?
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Re: postumes versus posthumus

Beitragvon marcus03 » Mi 26. Jul 2017, 09:42

Etymologie

Es geht zurück auf lateinisch postumus (letzter, Superlativ von posterus ‚nachfolgend‘, vgl. lat. post ‚nach‘).[2] Im klassischen Latein heißt postumus mit Bezug auf die Lebenszeit ausschließlich ‚zuletzt geboren‘,[3] und Postumus war in dieser Bedeutung eine Zeit lang auch als männlicher Vorname für den Letztgeborenen üblich. Nur in der Fachterminologie der römischen Juristen bedeutet postumus in klassischer Zeit auch ‚nachgeboren‘ (d. h. nachdem der Vater sein Testament abgefasst hat, nicht notwendig nach dem Tod des Vaters).[4] Man spricht in diesem Sinn von einer postumen Geburt. An diese Sonderbedeutung, die den Bezug auf den Tod einer anderen Person beinhaltet, knüpft der neuere Wortgebrauch an, bei dem dann aber stets der Tod derselben Person gemeint ist, auf die das Wort angewendet wird.

Seit Isidor von Sevilla wurde die Wortbedeutung von post humationem (‚nach dem Begräbnis‘) hergeleitet.[5] Dem entspricht die Wortschreibung posthumus, die seit dem Mittelalter im Lateinischen üblich wurde. Nach sprachwissenschaftlichen Maßstäben trifft diese Etymologie nicht zu.

https://de.wikipedia.org/wiki/Postum#Etymologie

Adam ist das hebräische Wort für „Erdling“ und bezeichnet im Tanach den ersten Menschen. In Gen 2,7 wird dieser Name in Bezug gebracht zum hebräischen Wort adamah für den Erdboden, aus dessen „Staub“ (hebr. afar) der Mensch von Gott gebildet wurde. Wahrscheinlich kann man adam und adama zurückführen auf die Grundbedeutung „Haut, Oberfläche“.[1]

Theologische Ätiologien halten sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht immer/selten? stand.
Das gilt offenbar auch für viel Rhizologisches, bei dem Fantasie und freies Assoziieren oft federführend/"wurzelführend" und daher oft irreführend zu sein scheinen.
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Re: postumes versus posthumus

Beitragvon sinemetu » Mi 26. Jul 2017, 20:10

Danke ... naja, so ganz falsch lag ich nicht, denn humation für Beerdigung ist sachlich nicht weit von Humus für Erde. Es fand also doch eine Erklärungswandel statt, der eben auf neue Assoziation zurückgeht. Kann natürlich erst in christlicher Zeit stattgehabt haben, als man begann zu beerdigen.
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Re: postumes versus posthumus

Beitragvon Zythophilus » Do 3. Aug 2017, 20:11

Natürlich nimmt die Schreibung posthumus die Assoziation post + humus auf, wobei man "Erde" hier als "Beerdigung" zu verstehen hat.
Als Fremdwort ist im Deutschen allerdings nur "posthum" verbreitet.
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Re: postumes versus posthumus

Beitragvon medicus » Do 3. Aug 2017, 21:15

sinemetu hat geschrieben:Kann natürlich erst in christlicher Zeit stattgehabt haben, als man begann zu beerdigen.


Auch in vorchristlicher Zeit wurden Tote bestattet.
https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6mi ... ngsrituale
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Re: postumes versus posthumus

Beitragvon Zythophilus » Do 3. Aug 2017, 22:00

Auch das entsprechende Verb humare kommt schon im vorchristlichen Latein vor. Allein das Wort postumus war noch nicht in seiner Bedeutung so eingeengt, dass man gewissermaßen die Beerdigung - konkret des Vaters - darin sehen wollte.
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Re: postumes versus posthumus

Beitragvon Zythophilus » Fr 4. Aug 2017, 08:32

Der alte Spruch sit tibi terra leuis geht doch, mag auch ein anderes Wort für Erde verwendet werden, von einer Erdbestattung aus.
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Re: postumes versus posthumus

Beitragvon Prudentius » Fr 4. Aug 2017, 16:42

Ich kann mich erinnern, gelesen zu haben, dass Rom gegründet wurde durch den Zusammenschluss von Stammesangehörigen von Nachbarstämmen, von denen die einen Erd- und die anderen Feuerbestattung hatten, wie man aus den ältesten Gräberfunden ablesen kann.
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Re: postumes versus posthumus

Beitragvon Zythophilus » Fr 4. Aug 2017, 17:25

Zunächst hat Sinemetu richtig erkannt, dass der Superlativ postumus im späteren Latein, als eine solche Wortbildung nicht mehr so nachvollziehbar war und die Bedeutung des Wortes sich verengt hatte, etymologisch falsch erklärt wurde, als ob es aus post humum entstanden wäre. Solche Volksetymologien sind nichts Seltenes.
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Re: postumes versus posthumus

Beitragvon Prudentius » Fr 4. Aug 2017, 20:00

Oder es ist anders: die th-Schreibung gilt als vornehmer, man könnte ungebildet erscheinen, wenn man postumus schreibt. Also wäre posthumus hyperkorrekt :? .
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Re: postumes versus posthumus

Beitragvon Zythophilus » Fr 4. Aug 2017, 20:42

So etwas kann hineinspielen. Chommoda sage ich da nur.
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