Huqoq

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Huqoq

Beitragvon sinemetu » Do 24. Aug 2017, 11:44

Hallo, was ist zu diesem Mosaik zu sagen? Kann es jemand übersetzten?

Dort ist das O-mega sehr seltsam geschrieben und das Klassische Sigma fehlt, dafür ist das byzantinische Stigma zu sehen.

https://www.google.hu/search?q=Huqoq+Mo ... iZl5ZevgsM:

Was heißt denn das anastasi.opsis ganz unten genau? (Auferstehung sehen??) Ist es eventuell eine Kirche und keine Synagoge?
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Re: Huqoq

Beitragvon Zythophilus » Do 24. Aug 2017, 13:57

Zur Gestalt der Buchstaben kann ich nichts sagen, aber die Inschrift befindet sich in einem zerstörten Kloster - zumindest steht das in der Beschreibung http://www.aina.org/ata/20140401140052.htm
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Re: Huqoq

Beitragvon consus » Do 24. Aug 2017, 16:34

Machen wir mutig einen Anfang!
Primo aspectu meine ich, Folgendes lesen zu können:

ΕΠΙ ΤΟΥ ΘΕΟΦΙΛ(ΕΣΤΑΤΟΥ)
ΗΛΙΑ ΠΡΕΣΒ(ΥΤΕΡΟΥ) ΚΑΙ
ΗΓΟΥΜΕΝΟΥ ΕΤΕΛΙΟ
ΘΗ ΤΟΥΤΟ ΤΟ ΕΡΓΟΝ
...
...
ΠΕΡ ΑΝΑΣΤΑΣΙΟΥ ...

Zur Zeit des gottgefälligsten
Elias (?), Ältesten und
Leitenden, ward vollendet
dieses Werk

...........

Es folgen vermutlich Angaben zur Zeit und zur Person, der der Bau gewidmet ist (Anastasios Sinaites ?).

Viribus unitis werden wir vielleicht mehr herausfinden.
Zuletzt geändert von consus am Do 24. Aug 2017, 17:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Huqoq

Beitragvon Zythophilus » Do 24. Aug 2017, 16:50

Würde das Thema nicht besser in eines der Unterforen für Griechisch passen?
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Re: Huqoq

Beitragvon sinemetu » Do 24. Aug 2017, 17:06

Zythophilus hat geschrieben:Würde das Thema nicht besser in eines der Unterforen für Griechisch passen?



Ja, aber dort ist momentan alles von Dea Durga belegt ....
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Re: Huqoq

Beitragvon marcus03 » Do 24. Aug 2017, 17:41

Dann wirds Zeit, der Dame Konkurrenz zu machen. :wink:
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Re: Huqoq

Beitragvon sinemetu » Do 24. Aug 2017, 20:29

seltsam, hier wird es als Synagoge gemeldet:

https://israelzwischenzeilen.com/2017/0 ... -gefunden/

Zumindest der Name des Erbauers Anastasios, wenn Consus recht hat, muß doch ein Christlicher sein. Ein Mann des alten Bundes würde doch nicht so heißen ....

und vielleicht stammt das vom selben Künstler, denn auch ein gottgefälliger Presbyter ist dort zu finden ..

https://de.nachrichten.yahoo.com/mosaik ... 52595.html
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Re: Huqoq

Beitragvon Tiberis » Fr 25. Aug 2017, 00:50

consus hat geschrieben:Viribus unitis werden wir vielleicht mehr herausfinden.


salve, Conse !
ich weiß nicht, ob es angesichts meiner rudimentären Griechischkenntnisse :oops: (insbesondere im epigraphischen Bereich) sinnvoll ist, wenn ich hier meinen Senf dazugebe, tue es aber dennoch. :D
Die ersten vier Zeilen scheinen auch mir noch am wenigsten schwierig zu entschlüsseln. Du hast eine Deutung versucht, die aber, wie mir scheint, noch Fragen offenlässt.
Ich möchte also zunächst den Text der Inschrift (ohne Ergänzungen) festhalten:

ΕΠΙ ΤΟΥ ΘΕΟΦΙΛΣ
ΗΛΙΑ ΠΡΕΣΒΣ ΚΑΙ
ΗΓΟΥΜΕΝΟΥ ΕΤΕΛΙΟ
ΘΗ ΤΟΥΤΟ ΤΟ ΕΡΓΟΝ

als gesichert kann wohl der Schluss des Satzes gelten: "wurde dieses Werk vollendet".
auch das ΕΠΙ zu Beginn bedeutet wohl "zur Zeit (des)"
Schwierigkeiten bereiten mir die beiden Σ an den Wortenden (unterstrichen). Beide Wörter stehen ja wohl im Genetiv, und der Genetiv von ΘΕΟΦΙΛΟΣ (bzw. Superl. ΘΕΟΦΙΛΩΤΑΤΟΣ) endet nun nicht auf ein -s. Wäre es nicht möglich, dass es sich um Partizipia handelt? ΠΡΕΣΒ(ΕΥΟΝΤΟ)Σ würde zudem ganz gut zu ΗΓΟΥΜΕΝΟΥ passen.
ΘΕΟΦΙΛΣ ist vielleicht mit noch größerem Vorbehalt als Partizip zu deuten, da ich nicht sicher bin, ob es ein Verb θεοφιλειν überhaupt gibt.
Mein erster Gedanke war ja, dass es sich hier um einen Eigennamen handelt (Theophilos), aber das Schluss- s schließt diese Überlegung wohl aus...
Rechts neben ΘΕΟΦΙΛΣ findet sich übrigens noch ein Zeichen (Ornament???), dessen Bedeutung mir ebenfalls unklar ist.
Weiters: Die Inschrift wird ins 6.Jh. datiert, aber ich konnte für diese Zeit bislang keinen Theophilos oder Elias in einer führenden (ηγουμενου) bzw. herrschenden Funktion ausfindig machen (was allerdings nichts besagt).

Und der Rest der Inschrift ist ohnehin kryptisch. :chefren:
mit Ausnahme der Wörter ΥΠΕΡ ΑΝΑΣΤΑΣΙΟΥ gegen Schluss bleibt das vorerst rätselhaft. :cry:
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stringentem ripas et pinguia culta secantem,
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Re: Huqoq

Beitragvon Zythophilus » Fr 25. Aug 2017, 06:46

Kurz zur Frage, ob es sich beim Fundort um eine Synagoge oder ein Kloster bzw. eine Kirche handelt. Die Ausgrabungen von Huqoq beschränken sich nicht auf ein Gebäude. Wenn irgendwo von einem in einer Synagoge gefundenen Mosaik die Rede ist, dann handelt es sich wohl nicht um die anfangs erwähnte Inschrift.
Zuletzt geändert von Zythophilus am Fr 25. Aug 2017, 14:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Huqoq

Beitragvon Zythophilus » Fr 25. Aug 2017, 06:55

Da der Fund vor mehr als drei Jahren gemacht wurde, könnte es durchaus schon eine wissenschaftliche Publikation geben. Ein wenig mehr Information findet sich hier https://www.biblicalarchaeology.org/dai ... ern-negev/
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Re: Huqoq

Beitragvon consus » Fr 25. Aug 2017, 08:59

Tiberis hat geschrieben:...Schwierigkeiten bereiten mir die beiden Σ an den Wortenden (unterstrichen). Beide Wörter stehen ja wohl im Genetiv, und der Genetiv von ΘΕΟΦΙΛΟΣ (bzw. Superl. ΘΕΟΦΙΛΩΤΑΤΟΣ) endet nun nicht auf ein -s. Wäre es nicht möglich, dass es sich um Partizipia handelt? ΠΡΕΣΒ(ΕΥΟΝΤΟ)Σ würde zudem ganz gut zu ΗΓΟΥΜΕΝΟΥ passen.
ΘΕΟΦΙΛΣ ist vielleicht mit noch größerem Vorbehalt als Partizip zu deuten, da ich nicht sicher bin, ob es ein Verb θεοφιλειν überhaupt gibt.
Mein erster Gedanke war ja, dass es sich hier um einen Eigennamen handelt (Theophilos), aber das Schluss- s schließt diese Überlegung wohl aus...
...
Grüß Gott, Tiberis!
Der von mir ergänzte Superlativ ΘΕΟΦΙΛ(ΕΣΤΑΤΟΥ) ist inschriftlich belegt (das Zeichen hinter dem Λ vermutlich Hinweis auf Abk., ähnlich wie bei dem B in der nächsten Zeile):
Nella prima metà del VI secolo viene probabilmente datata l’iscrizione della basilica a tre navate in via Miaouli a Ermioni di Argolida39. L’iscrizione si trova nella costruzione sud-ovest, davanti all’ingresso dell’atrio40: ΕΠΙ ΤΟΥ ΘΕΟΦΙΛ(ΕΣΤΑΤΟΥ) ΕΠΙ(Σ)ΚΟ(ΠΟΥ) ΗΜΩΝ / ΕΠΙΦΑΝΙΟΥ ΑΝΕΝΕΩΘΙ ΤΟ ΕΡΓΟΝ Epifanio, definito ‘molto caro a Dio’ (θεοφιλέστατος)41, che non ci è noto da altre fonti, è un nuovo personaggio negli elenchi episcopali della metropoli di Corinto a cui apparteneva la zona di Ermioni in quel periodo.*

Die von Zythophilus genannte Mitteilung erhält den Hinweis auf einen Abt Eliyahu, der wohl dem in unserer Inschrift erwähnten Elias entspricht. Dazu würden dann auch die Angaben "presbyterou" (Komparativ als übliche Amtsbezeichnung) und "hegemonou" passen.
Byzantinische Inschriften sind auch für mich eine terra incognita, die zu erkunden aber reizvoll ist. Vielleicht helfen Vergleiche weiter.
Aus Zeitgründen ist es mir jetzt leider verwehrt, mehr zu schreiben.
Vale!
_____________________________________________________________________________________
* Quelle: http://www.academia.edu/27188117/P._Assimakopoulou-Atzaka-M._Parcharidou-Anagnostou_Mosaici_con_iscrizioni_vescovili_in_Grecia.pdf, Seite 32.
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Re: Huqoq

Beitragvon consus » Fr 25. Aug 2017, 13:51

Arbeiten wir peu à peu unverdrossen weiter! :lol:

Die 5. Zeile könnte m. E. folgendermaßen gelesen werden:
ΕΝ Μ(ΗΝΙ) ΓΟΡΠΙΕΟΥ. Das S hinter dem M scheint wieder ein Zeichen für eine Abkürzung zu sein. Statt des Genetivs ΓΟΡΠΙΕΟΥ erwartet man den Dativ hinter Μ(ΗΝΙ). Die Ziffernfolge KZ (= 27, am 27.) gibt den Monatstag an. Wir erhalten also, wenn ich mich nicht irre, das Datum: im Monat Gorpieus am 27. Tag.
Γορπιαῖος , ὁ (sc. μήν) ist nach LSJ der Name eines ursprgl. makedonischen Monats, der in der seleukidischen Zeitrechnung und dann in byzantinischer Zeit mit anderer Orthographie benutzt wurde (Aug./Sept.).
Zur 6. Zeile:
Die Buchstabenfolge ΙΝΔ mit dem Abkürzungssymbol S deute ich als Angabe der auch im byzantinischen Herrschaftsbereich üblichen Mitteilung der sog. Indiktion (indictio, ΙΝΔΙΚΤΙΩΝ). Dahinter steht, wenn ich recht sehe, die Ziffer A, d. h. zur Datumsangabe gehört hier die 1. Indiktion (vermutlich die indictio Constantinopolitana): also ΙΝΔ(ΙΚΤΙΩΝΟΣ) A (= ΠΡΩΤΗΣ).
Fazit: Das Datum in der Inschrift könnte der 27. Tag des Monats Gorpieus in der 1. Indiktion sein. Jetzt fehlen noch die Jahreszahl (wohl über die Angabe der Indiktion zu ermitteln) und die Deutung der Buchstaben vor und nach dem Namen am Ende (Anastasios ein Patriarch im 6. Jh.?).
Vos quid sentitis, amici?
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Re: Huqoq

Beitragvon consus » Fr 25. Aug 2017, 18:20

Zythophilus hat geschrieben:Da der Fund vor mehr als drei Jahren gemacht wurde, könnte es durchaus schon eine wissenschaftliche Publikation geben. ...
Das glaube ich auch, aber WO???? Ich würde gerne damit meine heutigen Entzifferungskünste überprüfen. :help:
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Re: Huqoq

Beitragvon Zythophilus » Fr 25. Aug 2017, 19:05

Vielleicht findet sich etwas bei der IAA http://www.antiquities.org.il
Ich weiß nicht, ob die dort, wenn man auf ihrer Seite nichts entdeckt, auch auf Anfragen antworten, aber einen Versuch wäre es wert.
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Re: Huqoq

Beitragvon consus » Fr 25. Aug 2017, 22:15

Gratias tibi ago, o Zythophile, pro nuntio utilissimo. Si quid responsum erit, certiorem te faciam.
Quod ad ΕΥΖ (?) vel ΕΥΞ (?) litteras, quas in inscriptionis linea quinta scriptas videmus, pertinet, in maximis me inscientiae tenebris esse fateor. S signo puto demonstrari verbum ut brevius fieret quasi truncatum esse.
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Nach einer ins Netz gestellten Mitteilung der ÖAW ist die „systematische Aufarbeitung byzantinischer Inschriften … bis heute ein Desiderat der Forschung.
Also sei es uns erlaubt, Vermutungen anzustellen. In einem Fußbodenmosaik aus Hammat Tiberias lesen wir am Ende die Segensformel εὐλογία αὐτῷ ἀμήν (Segen ihm, amen). Möglicherweise handelt es sich auch am Ende unserer Inschrift um eine solche Segensformel. Wenn man EYZ liest, könnte man ergänzen EYZ(ΩΪΑ) ΥΠΕΡ … (glückliches Leben für …)
„Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“
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