Sind alle männlichen Staaten Problembären?

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Re: Sind alle männlichen Staaten Problembären?

Beitragvon marcus03 » Fr 9. Nov 2018, 21:08

Prudentius hat geschrieben:. und wenn möglich

Bei dem Zeitdruck in der Schule eher/so gut wie unmöglich.
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Re: Sind alle männlichen Staaten Problembären?

Beitragvon Christophorus » Sa 10. Nov 2018, 20:42

Stomachatus hat geschrieben:
Tiberis hat geschrieben:die Frage ist nur: wann ist ein Staat "männlich" ? Je nach Sprache bestehen da bekanntlich Unterschiede.
Für einen Italiener z.B. sind Belgien, Japan, Marokko, Brasilien u.v.a. männlich, also Staaten, die ich jetzt nicht unbedingt als "Problembären" bezeichnen würde.


Tiberis, nimm das nicht so ernst. Das ist nur eine Diskussion zum Zeitvertrieb, eine teambildende Maßnahme, sozusagen.


Tja, ich bin natürlich vom Deutschen ausgegangen. Der Tschad kann im Übrigen natürlich auch männlich sein, ist mir eingefallen. Kosovo übrigens auch, selbst wenn es das Amselfeld ist. Reiner Zeitvertreib war mein Beitrag nicht, mir war das schon aufgefallen, zumal es so viele männliche Staaten im Deutschen nicht gibt. Natürlich gibt es auch weibliche Problemstaaten wie die Türkei oder die Elfenbeinküste. Und die Vereinigten Staaten sind ja im Grunde auch männlich, wenn auch Plural.
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Re: Sind alle männlichen Staaten Problembären?

Beitragvon Tiberis » Sa 10. Nov 2018, 22:27

Christophorus hat geschrieben:Das ist nur eine Diskussion zum Zeitvertrieb

ja, warum auch nicht? diese Diskussion hat durchaus ihren Reiz. :-D
Aber einmal abgesehen vom Geschlecht der Staatsnamen stellt sich dann noch die Frage: Wann ist ein Staat ein "Problembär" ? Wovon hängt das ab? Von der Staatsform? Von einem verrückten Präsidenten? Von Unruhen und Bürgerkrieg? All das sind zum Glück keine immerwährenden Zustände, während der Staatsname in der Regel schon über einen sehr langen Zeitraum besteht. Kaum einer der sogenannten männlichen Staaten war schon immer "problematisch", und umgekehrt gibt es nur ganz wenige Staaten, auf die diese Etikettierung niemals zutraf. quid igitur? :roll:
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Re: Sind alle männlichen Staaten Problembären?

Beitragvon Lychnobius » Sa 10. Nov 2018, 23:49

Obgleich ich der Empfehlung zu einer differenzierten Betrachtung nur beipflichten kann, könnte hier gleichwohl gelten, was Goethe in Bezug auf Lichtenberg sagte: Wo er einen Spaß macht, liegt ein Problem verborgen.

Die Liste der Staaten mit mit männlichem Artikel im deutschen Namen ist kurz. Abgesehen vom Vatikan sind das: der Irak, der Iran, der Jemen, der Kongo, der Kosovo, der Libanon, der Niger, der Senegal, der Sudan, der Tschad.

Gemeinsam ist diesen Staaten, dass sie als unabhängige Staaten vergleichsweise jung sind. Und zwar liegen sie entweder auf dem Gebiet des einstigen Osmanischen Reiches oder sind ehemalige europäische Kolonien in Afrika. Dieser gemeinsame geschichtliche Hintergrund könnte für ähnliche Schwierigkeiten bei der Entwicklung zu stabilen Demokratien verantwortlich sein.

Genauso könnte in diesem Hintergrund auch der Ursprung der mit Artikel versehenen Staatsnamen liegen. Die aus dem Osmanischen Reich hervorgegangenen unter den genannten Staaten tragen ja Namen, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts allesamt als Landschaftsbezeichnungen bekannt waren: der Kosovo - ein Talkessel, der Libanon - ein Gebirge, der Iran - eine Hochebene, der Irak - die Ebene am Euphrat, der Jemen - ein Küstenstrich. Von den afrikanischen Staatsnamen sind der Kongo, der Senegal und der Niger zunächst Flussnamen, mit dem Tschad wurde ursprünglich nur der See bezeichnet und der Sudan war das Gebiet südlich der Sahara.

Auch der Vatikan ist ja zunächst einmal ein Hügel.
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Re: Sind alle männlichen Staaten Problembären?

Beitragvon Christophorus » So 11. Nov 2018, 00:09

:hail: Lychnobius, sehr fundiert :klatsch:
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Re: Sind alle männlichen Staaten Problembären?

Beitragvon Tiberis » Mo 12. Nov 2018, 01:29

Christophorus hat geschrieben: sehr fundiert


naja...

Lychnobius hat geschrieben:Die aus dem Osmanischen Reich hervorgegangenen unter den genannten Staaten tragen ja Namen, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts allesamt als Landschaftsbezeichnungen bekannt waren: der Kosovo - ein Talkessel, der Libanon - ein Gebirge, der Iran - eine Hochebene, der Irak - die Ebene am Euphrat, der Jemen - ein Küstenstrich.

also da ist schon einiges richtigzustellen:
1. ist der Iran nicht aus dem Osmanischen Reich hervorgegangen. Letzteres konnte zwar im 16.Jh. vorübergehend Teile des Perserreichs besetzen, welches jedoch als eigener Staat bestehen blieb.
2.ist der Name Iran - im Gegensatz zum Kosovo - keine "Landschaftsbezeichnung", genausowenig wie Irak eine ist. Der geographische Begriff "iranisches Hochland" ändert ja nichts daran. Sonst könnte man ja auch behaupten, der Name "Schweiz" sei eine Landschaftsbezeichnung, weil es den Schweizer Jura gibt.
3. kann man Kosovo genausogut mit einem neutralen Artikel versehen (> das Kosovo), was ohnehin logischer wäre, da ja Kosovo polje gemeint ist.

Ich finde, es ist vollkommen sinnlos und höchst unseriös, in einer Art geographischer Astrologie irgendwelche Gemeinsamkeiten zwischen all diesen genannten Staaten herbeizukonstruieren, bloß weil sie im Deutschen (!) einen männlichen Artikel haben. Für Kosovo stand z.B. eine Zeit lang auch der Name Dardania zur Diskussion. Hätte das Land nun diesen Namen erhalten, was hätte das am Charakter dieses Staates geändert?
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Re: Sind alle männlichen Staaten Problembären?

Beitragvon Christophorus » Mo 12. Nov 2018, 18:02

Tiberis hat geschrieben: Für Kosovo stand z.B. eine Zeit lang auch der Name Dardania zur Diskussion. Hätte das Land nun diesen Namen erhalten, was hätte das am Charakter dieses Staates geändert?


Er wäre vermutlich ein bisschen launischer geworden. :D
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Re: Sind alle männlichen Staaten Problembären?

Beitragvon Lychnobius » Mo 12. Nov 2018, 21:54

Den Eindruck, ich vermutete eine mysteriöse Kausalität, durch die die Geschicke eines Staats von dessen deutschem Namen abhängig wären, wollte ich freilich nicht erwecken. Vielmehr sollte darauf hingewiesen werden, dass bei den mit männlichem Artikel versehenen Namen der Nachhall einer kolonialen Attitüde anzuklingen scheint, die eher mit geographischen Räumen operiert, als die in ihnen ansässigen Ethnien in den Blick zu nehmen.

Bewusst habe ich nicht geschrieben, dass die fraglichen Namen, Landschaftsbezeichnungen seien, sondern, dass sie im 19. Jahrhundert "als Landschaftsbezeichnungen bekannt waren." So kann man etwa in Pierer's Universal-Lexikon von 1860 s. v. Iran lesen: "jetzt 2) das große Tafelland Asiens, welches von den Gebirgsketten des Hindukuh, des nördlichen Khorasan u. des Elbrus bis an das Persische Meer im Süden sich erstreckt, im Osten gegen den Indus hin sehr jäh abfällt, nach Westen zu aber über die Kurdischen Gebirge stufenförmig zu den Tiefländern Mesopotamiens niedersteigt." Ähnlich äußern sich die anderen großen Lexika des 19. Jahrhunderts. Der Iran wurde in dieser Zeit offenbar als geographischer Großraum, nicht als politische Einheit, wahrgenommen. (Dass ich Persien dem Osmanischen Reich angegliedert habe, ist allerdings ein Fehler meinerseits, für dessen Richtigstellung ich zu danken habe.)

Wie nun der bzw. das Kosovo im deutschsprachigen Raum letztendlich genannt wird, beeinflusst gewiss nicht das Gedeihen seines Staatswesens, aber es mag einen Einfluss auf die Wahrnehmung des Balkanstaats bei den Menschen deutscher Zunge haben.
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Re: Sind alle männlichen Staaten Problembären?

Beitragvon Tiberis » Mo 12. Nov 2018, 23:49

Lychnobius hat geschrieben: Vielmehr sollte darauf hingewiesen werden, dass bei den mit männlichem Artikel versehenen Namen der Nachhall einer kolonialen Attitüde anzuklingen scheint, die eher mit geographischen Räumen operiert, als die in ihnen ansässigen Ethnien in den Blick zu nehmen.

diese koloniale Attitüde beschränkt sich allerdings keineswegs auf die Länder, die im Deutschen einen männlichen Artikel haben. Im Gegenteil ließen sich wohl mehr nicht-männliche Ländernamen finden, die als ehemalige Kolonien ihren Ursprung in geographischen Bezeichnungen haben, beginnend bei der Elfenbeinküste über Nigeria, Zentralafrika bis nach Namibia und Südafrika, auch wenn letzteres keine Kolonie im eigentlichen Sinne war. Ähnliches gilt naturgemäß auch für den Bereich des ehemaligen Osmanischen Reiches: Jordanien ist unschwer als Land am Jordan zu verstehen, und Arabien wird, wie ich vermute, in Pierers Lexikon auch primär als ein die arabische Halbinsel bezeichnender Begriff und nicht als Name eines Staates verzeichnet sein.
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Re: Sind alle männlichen Staaten Problembären?

Beitragvon sinemetu » So 25. Nov 2018, 21:42

Nicht hilfreiche Diskussionen haben wir ja zu auf im Lande, warum nicht auch hier etwas Spass?

In der Antarktis halte ich mich übrigens auch nicht gerne auf. Und was das Deutschland betrifft, so verdunstet seine Attraktivität gerade wie der Alkohol aus dem Glühwein ...

Seht Euch mal "Deutschland und seine Irren" an von Jasinna auf You Tube.....
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