Philipp Nicolai 1599 Evangelisches Gesangbuch/Gotteslob/Mennonitisches Gesangbuch
Wachet auff/ rufft uns die Stimme/
Der Wächter sehr hoch auff der Zinnen/
Wach auff du Statt Jerusalem.
Mitternacht heißt diese Stunde/https://www.youtube.com/watch?v=QIHFfuzKYPIDa ich schon lange den Begriff der Zeit im weitesten Sinne nachdenke, wollte ich hier einmal auf den Zusammenhang zweier sehr alter Begriffe aus diesem Umfeld hinweisen.
Der Gesenius hat gegenüber unseren Wörterbüchern den unschätzbaren Vorteil, nur die Konsonanten zu nennen. Im Bedeutungsteil reihen sich dann eine für uns oft nicht mehr nachvollziehbare Reihe von Bedeutungen aneinander, über deren Verbindungen man dann nachsinnen kann. So auch bei dem Begriffe Schmr, der, Schomer vokalisiert, landläufig mit Wächter übersetzt wird, asmora ist dann die Wache als Zeiteinheit. Als Verbalbedeutungen nennt G. bewahren, beobachten, hüten, schützen, verehren, auf etw. achten.
Das Schatz und Schutz zusammengehören, ist uns noch offensichtlich. Einem Schatze gebührt Schutz. Schätze werden gewöhnlich bewacht. Die Wache als Begriff einer Zeiteinheit geht auch auf die Truppe über, die die Tätigkeit ausübt, bis zu dem Gebäude, wo sich die Truppe aufhält, der Polizeiwache etwa. Eine andere Tätigkeit, die eine Wachtruppe während ihres Dienstes ausübt, ist das Ermahnen, Auffordern, Antreiben.
Nun ist es offensichtlich, daß in früher Zeit das Hüten von Nutztieren und auch Nutzpflanzen, ein Wachsein über die Nacht erforderte. In einer Zeit, in der das künstliche Licht allein aus Feuer bestand, waren die Wächter diejenigen, die mit dem Sternenhimmel konfrontiert waren. Es waren auch diejenigen, die anhand des Sternenstandes die Zeit genau zu bestimmen wussten. Wir bewegen uns historisch in der Zeit, als man noch 12 Stunden für den Tag maß, also als die Stunde noch aus den Sternbildern ableitbar, als die Zwölfzahl schon die Anzahl der Götter bestimmte, und es schon die grammata phoinikeia gab. Irgendwann beeinflusste dann das 2 x 12 der gr. Buchstaben die Stundenzahl. Aber letzteres wird schon unter dem Einfluss von Philosophie stattgefunden haben. Es ist nun nebensächlich, ob die Lateiner ihre Hora erst mit der Eroberung Griechenlands und dem Einströmen der gebildeten Sklaven übernommen haben vom dortigen Begriff, was ich wegen der Späte eher nicht glaube, oder schon in Magna Gracia erobert hatten, oder, was mir am wahrscheinlichsten scheint, seit der Zeit hatten, als orior und horior sich trennten und ihre Bedeutungen entwickelten und gegeneinander absteckten in Anlehnung an hortus, das als Begriff und Wort bekannt war, denn Sache und Tätigkeit sind uralt. Unser archäologische Hortfund kommt direkt vom lat. Hortus. Der anlautende Hauch erscheint mal, (hortus) mal nicht (Ortolan). Auch in Genesis 2,15 kommen beide zusammengehörigen Aspekte vor: Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den
Garten von Eden, damit er ihn bebaue und
hüte.
Nach diesen Gedanken klingt es fast schon selbstverständlich, daß auch Garten und Guardia, guardare hier seinen Ursprung hat. Es ist der sachlich gegebene Zusammenhang von Schatz und Schutz. Alte germanische Worte für das neolateinische Garten scheinen mir Hag (behaglich, den Hag, Hecke) und Zaun (Town) zu sein. Insofern haben Samaria, Den Haag, Novgorod, oder das hinterpommersche Naugard und Georgetown eine Anspielung auf dieselbe Sache in ihrem Namen, nämlich die umhegte Siedlung. Ob Orion, der Schütze und Wächter, das erste Sternbild überhaupt, hierhergehört, muß ich noch nachsehen und nachdenken. (orizo und orino wohl auch)
Angefügt: Von den Waffenträgern sind natürlich Jäger und Wächter die älteren Begriffe, Soldat der jüngere Begriff. Insofern Schütze heute mehr den Soldaten und Jäger assoziieren läßt. Aber ein Wächter von (Herden) ist immer auch ein Jäger der Raubtiere. Für damals ist Identität und Zusammenhang schon gegeben, was heute nicht mehr so sichtbar ist.
Noch was zur Literatur: Ihr könnt davon ausgehen, daß ich Walde und Frisk kenne, zu stehen habe und konsultiere, nur leider nicht die dort zusammengefasste Literatur auf Zugriff habe. Was fehlt ist eigentlich ein elektronisches Etymologie WB, wo man gleich auf die zitierten Autoren Zugriff hat.
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...