hauen pellere

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hauen pellere

Beitragvon sinemetu » Sa 2. Mär 2019, 10:11

Hauen und Haut
pellis und pellere

da steckt doch auch was drin....

gr. derma und engl. drum
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Re: hauen pellere

Beitragvon Honigdachs » Sa 2. Mär 2019, 11:59

und dann auch noch cutis und incutire :shock: :shock: :shock:
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Re: hauen pellere

Beitragvon marcus03 » Sa 2. Mär 2019, 12:44

Pelle f. ‘dünne Haut, Fruchtschale, Wursthaut, Schale der gekochten Kartoffel’. Mnl. pelle ‘Vlies, wolliges Fell’ (nl. pel ‘Schale, Haut, Fell’) beruht auf einer zur Römerzeit erfolgten Entlehnung aus lat. pellis ‘Fell, Haut, Pelz’ (s. ↗Fell, ↗Pelz). Das Substantiv verbreitet sich in den oben genannten Bedeutungen durch niederländische Siedler in der Mark, Nordthüringen, gelangt von da ins ... Mehr

https://www.dwds.de/wb/pellen

pellis, is, f. (griech. πέλας, Haut, ahd. fel), das Fell, I) das Fell, der Pelz, die Haut,

So ganz scheint das nicht hinzuhau(t)en. ;-)

PS:
Wusstest du, dass Haut mit Erziehung zu tun hat?
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PPS:
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Die Jungfernhaut ist die Haut, die abhaut, wenn die Vorhaut zuhaut.

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Re: hauen pellere

Beitragvon Tiberis » Sa 2. Mär 2019, 12:53

sinemetu hat geschrieben:da steckt doch auch was drin....

was auch immer "drinstecken" mag, etymologische Verwandtschaft ist es jedenfalls nicht. Oder glaubst du vielleicht, dass man eine Braut so nennt, weil sich bei der Hochzeit etwas zusammenbraut ? :lol: Bevor man derart schwachsinnige Vermutungen äußert, sollte man doch erst die Sprachentwicklung berücksichtigen, anstatt immer nur vom aktuellen phonetischen Zustand ausgehend falsche Schussfolgerungen zu ziehen. :roll:
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Re: hauen pellere

Beitragvon sinemetu » Sa 2. Mär 2019, 16:50

Tiberis hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:da steckt doch auch was drin....

Bevor man derart schwachsinnige Vermutungen äußert, sollte man doch erst die Sprachentwicklung berücksichtigen, anstatt immer nur vom aktuellen phonetischen Zustand ausgehend falsche Schussfolgerungen zu ziehen. :roll:


Langsam glaube ich, Tiberis, Du willst nicht verstehen. Es geht nicht um Etymologie. Es geht um semantische Gravitation zwischen zwei Bedeutungen.

Lies mal dies hier: https://www.etymonline.com/word/donkey

und dann der letzte Satz: "The form perhaps was influenced by monkey."
Was ist das TC zwischen monkey und donkey? "das Betragen"

Die Bedeutungen "Haut" und "schlagen" sind sachlich verbunden, so nimmt es nicht wunder, das verschiedene Sprachen die Worte mit derselben Wurzel bilden. Wo dies nicht der Fall ist, wird durch die Bedeutungsnähe Lautwandel verursacht, bis es so scheint, sie kämen aus derselben Wurzel, d. h. bis sie in assoziativer Nähe zueinander geparkt werden im Memory.
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Re: hauen pellere

Beitragvon sinemetu » Sa 2. Mär 2019, 16:51

marcus03 hat geschrieben:
PS:
Wusstest du, dass Haut mit Erziehung zu tun hat?
Ho mä dareis anthropos ou paideuetai.

PPS:
Kennst du den?
Die Jungfernhaut ist die Haut, die abhaut, wenn die Vorhaut zuhaut.

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gr. darein heißt ja sachlich "Häuten", d. h. hd. schinden- lat. scindere, da ist doch der Zusammenhang mit derma.

Waren beide bekannt, trotzdem Danke ....
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Re: hauen pellere

Beitragvon Tiberis » Sa 2. Mär 2019, 20:16

sinemetu hat geschrieben:Es geht um semantische Gravitation

ein reichlich obskurer Begriff. Ich würde eher sagen, es geht um semantische Astrologie. Zufallstreffer mögen nicht ausgeschlossen sein, aber seriös ist die Sache jedenfalls nicht.
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Re: hauen pellere

Beitragvon marcus03 » Sa 2. Mär 2019, 20:41

Tiberis hat geschrieben:ein reichlich obskurer Begriff.

Warts nur ab, tiberis, sinemetu findet schon noch das semantische "Higgs"-Teilchen ("Higgs-Wurzel"), das alle Wörter aller Sprachen zusammenhält und wir dürfen uns rühmen, ihn auf diesem Weg begleitet zu haben ohne wahnsinnig geworden zu sein. :lol:
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Re: hauen pellere

Beitragvon sinemetu » Sa 2. Mär 2019, 22:28

Tiberis hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Es geht um semantische Gravitation

ein reichlich obskurer Begriff.

ich find ihn nicht so schlecht. Es geht ja um Anziehung und Abstoßung, wehre mich aber nicht gegen bessere Bezeichnungen.
A - Anziehung: bekommen zwei Worte unterschiedlicher Lautung aus unterschiedlichen Sitzen im Leben in einer Sprache sachlich. d. h. semantisch etwas miteinander zu tun (durch technische Neuerungen oder sonst irgendwas), besteht eine Trend zur lautlichen Assimilation. (Kontaminationen u. ä.)


B - Abstoßung: Nimmt eine Wort eine neue Bedeutung zu einer bestehenden hinzu, tritt eine lautliche Differenzierung auf nach einer gewissen Zeit.
Siehe die Trennungen zwischen Hochzeit (Wedding) und Hochzeit (Konjunktur), oder der Weg (via) und wegschmeißen. Bei beiden Differenzialen durch Vokaldehnung.
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Re: hauen pellere

Beitragvon Honigdachs » So 3. Mär 2019, 01:52

Ich hab auch noch einen:

Der Zeuge --- testis

Der Hoden (der zum Zeugen da ist) --- auch testis

:shock: :shock: :shock:

:lol:
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Re: hauen pellere

Beitragvon Prudentius » So 3. Mär 2019, 09:33

Zu Haut gibt es noch eine andere Brücke ins L., nämlich zu cutis; wobei c zu h wird, wie bei cornu - Horn, cor - Herz, calamus - Halm, ducere - ziehen, centum - 100.

Wie erklärst du die Ähnlichkeit pellis - pelvis, was ein etwas unauffälliges Knochengebilde bezeichnet; und dann "Elvis - the pelvis"?
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Re: hauen pellere

Beitragvon sinemetu » So 3. Mär 2019, 11:08

Honigdachs hat geschrieben:Der Zeuge --- testis
Der Hoden (der zum Zeugen da ist) --- auch testis

@Honigdachs
Es war in alter Zeit Sitte, die Hand unter die Hoden zu legen, bzw. die Hoden des andern, dem man etwas Schwur, in die Hand zu nehmen. In den Hoden steckt das Vermögen, deswegen sagt man auch heute noch Börse. Jemandem die Eier halten, heißt, sein Vertrauen ganz auf ihn setzte, sich seines Vertrauens würdig erweisen, und damit schwören. Denn der Schwurnehmer gibt sich "mit seinem ganzen Vermögen", in die Hand des Schwurgebers, d. i. der Schwörenden.
Die erhobene Schwurhand ist "modern". Mir sind neben dem von Dir gefundenen Beispiel im Lateinischen schon mehrere solcher Archaika aufgefallen, u. a. auch feudus icere, parallel zu Berit karat (Bund schneiden im Hebräischen).

Lies bitte den ganz kurzen Artikel hier.
https://www.bibelwissenschaft.de/wibile ... 063844b78/

Es gibt auch noch im Ägyptischen Bilder solcher Schwüre. Ich find momentan keines.
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Re: hauen pellere

Beitragvon sinemetu » So 3. Mär 2019, 11:31

Prudentius hat geschrieben:Zu Haut gibt es noch eine andere Brücke ins L., nämlich zu cutis; wobei c zu h wird, wie bei cornu - Horn, cor - Herz, calamus - Halm, ducere - ziehen, centum - 100.


Was soll diese etymologische Ableitung jetzt hier? Ich hab das weder bezweifelt noch bestritten ... oder, wo ist die Frage? Ich will nicht die Etymologie bekämpfen.


Prudentius hat geschrieben:Wie erklärst du die Ähnlichkeit pellis - pelvis, was ein etwas unauffälliges Knochengebilde bezeichnet.

Man könnte sagen "Haut und Knochen" ist, was vom Menschen bleibt, wenn das Fleisch weg ist." - aber diese Aussage ist reine Fantastik, und zwar solange, solange nicht in einer zweiten, möglichst nichtindogermanischen Sprache eine ähnliche Zusammenstellung, eine ebensolche semantische Gravitation zwischen zwei "Bedeutungen mit Sitz im Leben" gefunden wird.
Walde stellt pelvis übrigens höchstwahrscheinlich auch zu pellis. Außer daß "Knochengebilde" immer mit Haut überzogen sind, sagt mir diese Verbindung übrigens nichts.

Noch was: Ich habe nicht behauptet, daß semantische Gravitation alle Ähnlichkeiten zwischen zwei Worten erklärt. Es gibt Prozesse, die sie verdecken. Aber es gibt sie, wie auch immer man sie nennen mag.
Zuletzt geändert von sinemetu am Mo 4. Mär 2019, 13:52, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: hauen pellere

Beitragvon Honigdachs » So 3. Mär 2019, 12:09

sinemetu hat geschrieben:semantische Gravitation


Ich meine, früher nannte man das mal "Volksetymologie".
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Re: hauen pellere

Beitragvon sinemetu » So 3. Mär 2019, 12:15

Honigdachs hat geschrieben:Ich meine, früher nannte man das mal "Volksetymologie".

Das Wort "Volksetymologie" umfasst nur einen Prozess. Man spricht da von "Anlehnung an". Das Konzept der semantischen Gravitation spricht erstens der Semantik zu, Motor der Lautänderung zu sein. Das Wort Volksetymologie erklärt nicht die semantische Abstoßung und sieht diese überhaupt nicht mit der Gravitation zusammen. Auf Deutsch: Das Wort Volksetymologie verklärt mehr, als das es erklärt. Ich seziere es, und zeige Prozesse auf, die plausibel Lautwandel erklären.
Zuletzt geändert von sinemetu am Mo 4. Mär 2019, 13:49, insgesamt 1-mal geändert.
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