Grenzfragen der deutschen Sprache

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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon marcus03 » Di 2. Apr 2019, 11:31

Oder im bayerischen Dialekt:

Dem sei(n) Haus hod mir glei gfallen = Dessen Haus/Sein Haus hat mir sofort gefallen.
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon Christophorus » Di 2. Apr 2019, 14:29

Tiberis hat geschrieben:Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod, genauso wie der Akkusativ dem Dativ seiner ist und umgekehrt. Niemand beweist das anschaulicher als die österreichische "Fußballerlegende" Herbert Prohaska alias Professor Schneckerl. Für seinen kreativen und zeitgemäßen Umgang mit der deutschen Sprache soll er demnächst sogar mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet werden:

http://www.der-sportprophet.at/artikel/ich-hab-ihm-mir-so-verdient-herbert-prohaska-erhaelt-nachtraeglich-literaturnobelpreis/4ed34ede25688e5ece91b61847c4f559/


Wurde Bob Dylans Ehrung auch am 1. April bekanntgegeben? :D
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon matlat » Di 2. Apr 2019, 14:57

Entschuldigungsschreiben einer Mutter:
Bitte entschuldigen Sie das Fehlen meines Sohnes Thomas am nächsten Freitag. Dann heiratet Thomas seine Tante.
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon sinemetu » So 7. Apr 2019, 12:03

Übrigens sind nicht nur die Grenzen Deutschlands offen, sondern auch die seiner Sprache. Wenn man mehrsprachig erzogen, und die Kinder binational sind, dann geht es zuhause - das ist die Realität - durchaus multilingual zu, wobei die Grenzen, die automatisch von allen akzeptiert werden, die Phrasen sind.
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon Christophorus » So 7. Apr 2019, 18:43

Das ist ja sogar schon so, wenn zuhause ein Dialekt gesprochen wird.

Gerüchten zufolge soll es Gegenden in Deutschland geben, in denen der Nominativ als ausreichend erachtet wird.

Kurz zwei andere Sachen: Das Komma zwischen dem Gruß und der Anrede (vor allem bei einem "Hallo") scheint langsam ebenfalls aus der Mode zu kommen.

Bei verkürzten Vergleichen bin ich mir selber oft unsicher, was die Kasuskongruenz angeht.

"Niemals traf ich einen größeren Experten als dich (=als du einer bist)."

Müsste in Ordnung sein, oder?
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon Christophorus » Mo 8. Apr 2019, 17:03

Da hast du (mündliche Anrede)/Du (im Brief Großschreibung möglich) dich/Dich geirrt.

Da haben Sie sich aber geirrt, Herr Bürgermeister.

Warum wird das "Dich" groß geschrieben bzw. kann es groß geschrieben werden, das "sich" aber nicht ... ?
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon Christophorus » Sa 18. Mai 2019, 19:39

So, ich erlaube mir mal, den Beitrag nach oben zu holen, weil es wieder Gesprächsbedarf gibt, meinerseits. :D

Mittlerweile liest man auch in schlauen Büchern etwas von einem Interessenskonflikt und bei einem anerkannten Historiker sogar etwas von einem Nationsbegriff.

Und ich korrigiere gerade eine Festschrift, dort heißt es in etwa (Namen habe ich natürlich geändert):

Mit Hilfe von Herrn Meyers Nachfolger, des Herrn Müller, konnte ich das Problem lösen.

Das habe ich zu "dem Herrn Müller" geändert, bin damit aber auf Unverständnis gestoßen. Geht in der Apposition auch der Genitiv??? :?
Man kann das Problem ja einfach lösen, indem man den Artikel weglässt, aber es interessiert mich jetzt trotzdem.
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon medicus » Sa 18. Mai 2019, 20:06

Obwohl ich kein Philologe bin, wage ich eine Antwort:
Der Herr Müller ist ebenso wie das Wort Nachfolger von der Präposition von abhängig. Also muss es heißen:
Mit Hilfe von Herrn Meyers Nachfolger, dem Herrn Müller, konnte ich das Problem lösen.
( Der Dativ ist bekanntlich dem Genitiv sein Tod)
Zuletzt geändert von medicus am Sa 18. Mai 2019, 20:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon Christophorus » Sa 18. Mai 2019, 20:13

medicus hat geschrieben:Obwohl ich kein Philologe bin, wage ich eine Antwort:
Der Herr Müller ist ebenso wie der Herr Meyer von der Präposition von abhängig.


Naja, strenggenommen ist der Herr Meyer nicht von von abhängig, sondern der Nachfolger ist von von abhängig, Herr Meyer ist vom Nachfolger abhängig. :D
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon medicus » Sa 18. Mai 2019, 20:16

Ich hatte meinen Irrtum inzwischen erkannt und verbessert :hammer:
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon iurisconsultus » So 19. Mai 2019, 08:00

Ich denke, die Apposition muss im Kasus mit dem Bezugsausdruck kongruieren, daher „von/(dem) Herrn Müller“ (Dat.).
Qui statuit aliquid parte inaudita altera,
aequum licet statuerit, haud aequus fuit.
(Sen. Med. 199-200)
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon Christophorus » So 19. Mai 2019, 10:39

Danke für eure Beiträge, dann bin ich beruhigt. :)

Je länger ich über das merkwürdige Nationsbildung nachdenke, desto logischer erscheint es mir mit Blick auf Wörter wie Generationswechsel und Generationskonflikt.

Irgendwie kann ich dann aber an der deutschen Sprache nicht nachvollziehen, warum an Wörter, die im Genitiv kein s aufweisen, bei solchen Verbindungen dann doch ein s angehängt wird. :nixweiss:

Und wo wir noch beim Korrigieren der Festschrift sind: Kann jemand der naturwissenschaftlich Gebildeten hier bestätigen, dass 25 eine Zehnerpotenz von 2,5 ist? :help:
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon Christophorus » Di 21. Mai 2019, 22:58

Beim Romanlesen tauchen immer wieder Fragen auf:

Er zuckt die Schultern. statt: Er zuckt mit den Schultern.

Ein transitives Wort in der Bedeutung "etwas zucken" gibt es m.E. nicht.

Und selber habe ich mich gefragt: Dalmatische oder dalmatinische Küste? Dalmatisch auf Dalmatien bezogen und dalmatinisch auf Dalmatiner bezogen, oder?
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon medicus » Mi 22. Mai 2019, 01:08

kroatisch--> Dalmatinsko primorje oder Dalmatinska obala
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Re: Grenzfragen der deutschen Sprache

Beitragvon Tiberis » Mi 22. Mai 2019, 13:09

Christophorus hat geschrieben:Dalmatische oder dalmatinische Küste? Dalmatisch auf Dalmatien bezogen und dalmatinisch auf Dalmatiner bezogen, oder?

es ist wohl beides möglich und gleichwertig. Gerade bei Orts- bzw. Eigennamen gibt es immer wieder mehrere Ableitungssuffixe, vgl. Troia > Troius, Troicus, Troianus. So auch bei Dalmatia: > Dalmaticus (dalmatisch) und eben Dalmatinus (dalmatinisch).
Die Endung -inisch nur auf die Bewohner (nicht aber auf das Land selbst) zu beziehen, ist unbegründet. Man sagt ja auch montenegrinische, levantinische, marokkanische Küste usw.
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