Sagitta

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Sagitta

Beitragvon sinemetu » Mo 6. Mai 2019, 22:10

Im Walde steht zum Lemma Sagitta:

Verfehlt ZimmermannZRPh 28,347 von Saga "Wahrsagerin" als "die den Tod androhende";

Leider schreibt Walde nicht, warum der Zusammenhang verfehlt ist.
Ich halte das angegebene Tertium Comparationis auch für verfehlt, zu phantasievoll, zu weit hergeholt.
Trotzdem möchte ich zu Bedenken geben:
Belomantie (Pfeilorakel). Das Wahrsagen aus mit Zeichen versehenen Pfeilen, die aus einem Köcher gezogen werden.

Das war eine weitverbreitete Kunst seinerzeit, im ganzen Mittelmeerraum nachweisbar. Interessanterweise waren auch die Ungarn in dieser Kunst geübt.

Nun wird der Sagittarius im Ungarischen mit Nyílas übersetzt. Das ist etwas anderes als der Schütze im Deutschen und der Τοξότης im Griechischen. Weil nämlich im Ungarischen und Lateinischen der Pfeil als Werkzeug des Schützen namensgebend sind, während im Griechischen und Hebräischen der Bogen (Keschet) namensgebendes Epiteton ist, könnte auch bei Sagittarius ein Bezug bestehen zur Belomantie ausübenden Saga. Die 2. angegebene Bedeutung von nyil (der Pfeil) nennt schon "sorshúzás" Et. WB ung. Sprache. s. S 1045. Ich kann aber nicht sagen aus dem Stegreif, ob diese Bedeutung von Nyilas nicht der für Volksetymologie gehaltenen beeinflusst ist, denn die Quelle sagt, der Nachweis ist 1416, also ziemlich spät.
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Re: Sagitta

Beitragvon marcus03 » Di 7. Mai 2019, 06:09

Hier findest du eine naheliegende Herleitung:

https://books.google.de/books?id=9lUpC5 ... ie&f=false
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Re: Sagitta

Beitragvon sinemetu » Di 7. Mai 2019, 08:24

marcus03 hat geschrieben:Hier findest du eine naheliegende Herleitung:


Schade, die eine Seite ist nicht zu lesen .... überzeugt bin ich deshalb von nichts. Die Endung -itta ist ja in Melissa (Bienchen), Marg(ar)itta u. v. a. Griechischen zu finden. Daß man ein Wort zu einem anderen stellt, ist ja erlaubt, aber man muß auch eine Argument finden, bzw. mehrer Argumente, die diese These stützen.

Mein Argument für Saga - Sagitta wäre: Es gibt die Verbindung der Seme Orakelei und Pfeil in zwei voneinander unabhängigen Sprachfamilien.
Erwähnenswert wäre auch die Verbindung zum Weidenblatt, Lanzette, denn die Form einer Sache ist häufig Tertium Comparationis.
Oh, er hat die Seite jetzt freigegeben.

Ich bringe noch ein Argument, welche ich bei, Lemma Sagum, wo Saga genannt wird und er stellt sagax auch dazu, im Walde fand: Das Wort ist letztlich mit unserer Sache und mit dem Verbum sagen (sagjan) im Deutschen verwandt. In unserem nordischen Lehnwort Saga, welches ja einen irrationalen Oberton hat, finden wir es auch. Daß Sagitta weiblich ist, hängt wohl damit zusammen, daß solches Tun (Wahrsagen) eher der nichtmännlichen Sphäre zuzuordnen ist.

Das Reden ist weiblich, und im Ungarischen ist das Nachbarwort zu Pfeil Zunge. (Nyil=Pfeil - Nyelv=Zunge - gspr: Njil-Nvelw), kommt doch die Zunge (nicht nur beim Chamäleon), bzw. die Antwort oft wie ein Pfeil herausgeschossen.
Wir sehen hier die Sphäre der Sprache (sagjan) mit Weiblichkeit (itta) und der scharfen (sagax) Waffe verbunden und erinnern uns an das Gedicht von Ina Seidel:

„Im Wort ruht Gewalt | Wie im Ei die Gestalt, | Wie das Brot im Korn, | Wie der Klang im Horn – | Wie das Erz im Stein, | Wie der Rausch im Wein, | Wie das Leben im Blut, | In der Wolke die Flut – | Wie der Tod im Gift | Und im Pfeil, der trifft – | Mensch! Gib du acht, eh’ du es sprichst, | Dass du am Worte nicht zerbrichst“.

Wesentlich am Zustandekommen und vor allem der allgemeinen Akzeptanz von Wörtern ist die assoziative Präsenz, was heißt, daß möglichst viele Sphären (Lebenskreise), mit denen das Wort zu tun hat, assoziativ präsent sind.

Eine Ableitung von Nyil (Pfeil) aus Íj (Bogen) findet sich hier: https://books.google.de/books?id=MvgUAA ... 3%ADvval+löni&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjew4-uqoviAhUtxcQBHfhOAbAQ6AEIKDAA#v=onepage&q=%C3%ADvval%20löni&f=false
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