Als Rhotazismus (gr. ῥῶ rho) bezeichnet man den Lautwandel eines beliebigen Konsonanten zu r.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Rhotazismus
Insinuierte und bisweilen auch expressis verbis ausgedrückt wird (Il rotacismo (parola che deriva dal greco ῥῶ rhô, « la lettera r »)), daß das Wort Rhotazismus vom altgr. Buchstaben Rho käme, und würde deshalb auch mit h geschrieben. (La parola rotacismo deriva dalla lettera greca aspirata rho.)
Die meisten nehmen das auch so hin. Klingt ja auch plausibel. Wenn ich dagegen eine Sache drei mal lese, setzen Zweifel ein. Diese Zweifel nun fassen sich angesichts dieser Erklärung des Wortes Rhotazismus in die Frage: Wie ist dann die Silbe -taz- motiviert, wenn sich das Wort nur aus dem Wort für den griech. Buchstaben Rho und der gr. Endung -ismus zusammensetzt? Warum heißt das Wort nicht etwa Rhosmus? Die Frage ist legitim.
Bei Franz Passow finde ich das Wort Rhotazismus nicht, sondern nur eine ganz kurze Notiz zum Verbum: Rhotakizo. Dort ist die Bedeutung angegeben: Das r oft oder zu oft beim Sprechen oder Schreiben gebrauchen." Dann steht da noch "Suid." - was ich deute, daß es erst in der Suda nachgewiesen ist, also am Ende des 1. Jahrtausend u. Z. Die Endung -kismus ist mir außer bei Lamarkismus und Spartakismus, wo das k ja wohl eindeutig zum 1. Teil des Wortes gehört, nicht bekannt.
Dann wäre die Endung auch nicht -ismos, sondern kismos. Und dann ist es erlaubt, die Vermutung auszusprechen, daß der erste Teil des Wortes, das lat. Rota ist. Immerhin "rollt" man das R bis heute. Das h im Begriff könnte, ich weiß nicht wann, durch irgendeinen griechisch lesenden Orthografen (ev. Scaliger, soll Laptop mal kucken.) hineingesetzt worden sein, der noch die assoziative Präsenz des griechischen. Buchstabens im Worte haben wollte. Nun hat sich diese gewollte assoziative Präsenz vollkommen durchgesetzt, und das lat. Rota derart in den Hintergrund gedrängt, daß es nur noch wenige hören. Warum Rota? Weil die Alten das, was wir als Lautwandel bezeichnen und verstehen, der ihnen durchaus bekannt und bewußt war, als Lautrotation sahen. (Rota generationis aus dem Hebräerbrief als Vorbild) Wenn die Neueren in Anlehnung an Rhotazismus den Wechsel von B und V Betazismus* nennen, so war den Alten schon deutlich, daß bestimmte Kräfte Worte zwischen 2 konsonantischen Polen pendeln lassen konnten (Feriae, Fesiae), und das diese beiden Pole auch synchron bedeutungsdifferenzierend auftreten konnten (piscis, fiskus). Das Wort Betazismus konnte erst entstehen, als das Wort Rhotazismus schon eingeengt auf einen Wechsel mit r, war. Da der Ursprung ja wirklich mit dem R zusammenhing, müßte man jetzt nachweisen, daß irgendjemand der vielen Grammatiker das Wort Rhotazismus auch auf eine R-losen Lautwechseln bezogen hat. Das k übrigens sehe ich als konsonantischen Epenthese.
Ich mag mich irren, aber die Silbe "ta" soll mir mal jemand erst einmal anders erklären. In Ermangelung von Alternativen mach ichs solange so!
* https://de.wikipedia.org/wiki/Betazismus
inzwischen gibt es Zetacism und Lambdazism, see here: https://en.wikipedia.org/wiki/Lambdacism