Christus und Butchery

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Re: Christus und Butchery

Beitragvon marcus03 » Mo 8. Jul 2019, 17:00

sinemetu hat geschrieben: das lange Leiden am Kreuz hat er gewollt, denn er hätte es als Gott anders verfügen können.

Hat er nicht, es war menschliches Handeln und Wollen. Menschen haben die Kreuzigung gewollt und durchgeführt. Dass Gott nicht eingreift, aucn wenn es noch so grausam zugeht auf Erden, wissen wir schon lange (Naturkatastrophen, Menschenopfer, ... Ausschwitz, Vietnam, Ruanda ...).
Wenn man von den mala physica, den evolutionsbedingten Fehlversuchen und der Grausamkeit in der Natur absieht, was schon problematisch genug ist, warum sollte er bei den anthropogenen Leiden und Katastrophen eingreifen, zumal ihn keiner mehr als Lückenbüßer haben will?
Bloß weil wir angeblich die Krönung der Schöpfung sind, was immer unplausibler wird, wenn man unseren
Umgang mit der Schöpfung betrachtet? Unsere behauptete und mit Bibelstellen, deren Herkunft erst
geklärt werden müsste, begründete Gottesebenbildlichkeit ist ein Theologoumenon bzw. theologisches Konstrukt, das bestimmte Menschen mit bestimmten Intentionen sich ausgedacht haben, auch um vlt.
Minderwertigkeitsgefühle gegenüber einer übermächtigen Natur zu kompensieren und eine letzte
Existenzberechtigung herzuleiten in einer Umwelt, für die Leben keine absolute Bedeutung hatte und
über das von Mächtigen willkürlich nach Kosten-/Nutzendenken verfügt werden konnte.
Wo hätte Gott nicht überall eingreifen müssen und würde es heute noch müssen, wenn man die heutigen Humanitätsstandards zum Maßstab nimmt? Wieviel verhindern, wieviele Unschuldige retten müssen? Er tut es nicht, nicht etwa weil Leid einen tieferen Sinn hätte - was durchaus in Einzelfällen zufällig der Fall sein kann. Nein, weil Leid Teil der Unvollkommenheit der Welt ist. Wäre die Welt vollkommen, wäre sie mit Gott per definitionen identisch.
Leid ist die logische Konsequenz von Unvollkommenheit! Nur, warum hat Gott. sofern es ihn gibt und er der Schöpfer ist, die unvollkommene Schöpfung gewollt und "angestoßen"? Weil er die Freiheit dazu hatte, auf die er nicht verzichten wollte oder konnte, um deren Totalität und Grenzenlosigkeit
auszuloten? Ein Mensch, der nicht töten dürfte, wäre letztlich nicht frei, ebenso wenig eine Menschheit, die sich nicht selbst ausrotten können dürfte.
Wer Freiheit zuende denkt, muss zu dieser Konklusion kommen. Dennoch hat der gesunde Mensch seine ratio, die Fähigkeit zu Empathie und zur Liebe und Hoffnung und die Sehnsucht nach Heil und Glück, die ihn zurückhalten kann und soll, seinerseits die Freiheit bis zum Äußersten auszureizen.
Solange halbwegs vernünftige und emotional richtig Tickende das Sagen haben, wird das nicht geschehen. Wenn aber dumme, megalomane, egoistische, rücksichtslose und unberechnbare Politiker a la D.T. ins Weltgeschehen eingreifen mit einer fragwürdigen demokratischen Legitimation,
sieht das schnell alles anders aus. Der Freiheit, mit den Säbel rasseln zu können, könnte schnell der Wunsch folgen, diesen Säbel auch mal einsetzen um zu sehen, was dabei rauskommt, und man so endlich an seine eigentliche Ziele kommt. Gründe lassen sich immer finden und wenn nicht, sorgt man dafür, dass welche entstehen. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Amerikas Gröfaz ausruft:
Seit ... Uhr wird zurückgeschossen! :(
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon marcus03 » Mo 8. Jul 2019, 17:24

mystica hat geschrieben: Christus ipse nos per passionem et mortem eius in cruce salvavit.

Das ist eine Glaubenswahrheit7Behauptung, die sich nicht so ohne Weiteres erschließt.
Welcher logische Zusammenhang soll da bestehen? Es wird von Prämissen ausgegangen, die nicht jeder akzeptieren kann und wird. Was ist Erlösung konkret? Die Welt sieht eher nicht danach aus, oder?

mystica hat geschrieben:Christus est agnus Dei qui peccata mundi tollit.

Das ist eine theologische Leerformel mit einer Metapher, die heute kaum noch jemand versteht.

mystica hat geschrieben:. Philosophus et theologus Anselmus Cantuariensis, in opere suo, quod "Cur Deus homo?"inscribitur, dicit incarnationem Dei per peccatum necessarium esse.

Das wird heute kein Theologe so unterschreiben. Die Erbsündenlehre muss im Lichte der Evolutionstheorie neu interpretiert werden, wenn sie nicht als absurd abgetan werden will.

PS:
Die Indetermiertheit im Mikroskosmos/Welt der Quanten scheint viel mit radikaler Freiheit zu tun zu haben. Vlt. kann man hier ansetzen und Erkenntnisse für die Theologie fruchtbar machen, ebenso wie die Psychoanalyse für die Exegese nutzbar gemacht werden kann. E. Drewermann hat hier schon kräftig vorgarbeitet und Einsichten zutage gefördert, an denen man nicht mehr vorbeikommt und die
logisch leichter nachvollziehbar sind als das, was Prediger auch heute noch vom Stapel lassen.
Wer zuletzt kommt, den bestraft die Evolutionstheorie und die kritischen Wissenschaften. :)
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon sinemetu » Di 9. Jul 2019, 07:05

marcus03 hat geschrieben: Die Erbsündenlehre muss im Lichte der Evolutionstheorie neu interpretiert werden, wenn sie nicht als absurd abgetan werden will.

Da würde ich ganz vorsichtig sein, wenn man sieht in den Familiengeschichten, wie die eine Generation eine Sache verbockt, und die nächste dieselbe Sache wiederholt, bzw. wiederholen muss....
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon sinemetu » Di 9. Jul 2019, 07:11

Hallo Marcus,
marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben: das lange Leiden am Kreuz hat er gewollt, denn er hätte es als Gott anders verfügen können.

Hat er nicht, es war menschliches Handeln und Wollen.

Du meinst: m. Handeln von ihm?
Meinst Du wirklich, daß Gott, der sein Kommen so minutiös geplant hatte (Jungfrau, Königsfamilie, Besatzerzeit) nicht genauso minutiös den Abgang erdacht hatte? Meinst du wirklich, daß die Formel "Leiden und Sterben" nur Theologengeschwätz ist? Im Übrigen schließt Deine Antwort meine Ansicht (Leiden an sich hat Sinn) nicht aus, wenn sie nicht ausschließlich gemeint war.
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon marcus03 » Di 9. Jul 2019, 07:59

sinemetu hat geschrieben:Da würde ich ganz vorsichtig sein, wenn man sieht in den Familiengeschichten,

Was sagt Jesus dazu:
" Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war.
Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst oder seine Eltern, sodass er blind geboren wurde?
Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden. (Johannes 9,1ff).

Dass es sowas wie ein schleichtes Karma in Familien gibt, bestreite ich nicht. Aber auch das kann man entweder genetisch oder psychologisch erklären. Wer mit genetischen Defekten geboren wird oder
in einem negativen Klima aufwächst ( dazu zählt auch eine negative religiöse Erziehung), hat schlechte Ausgangsbedingungen, die sein Leben prägen können und sehr oft auch prägen.

sinemetu hat geschrieben:Meinst Du wirklich, daß Gott, der sein Kommen so minutiös geplant hatte

Ich nicht, andere, darunter Paulus (Als die Fülle der Zeit gekommen war, ...") schon.
Im Kolosserbrief heißt es, die Welt sei "auf ihn(Christus) hin geschaffen.
Andere gehen noch weiter und behaupten, die Schöpfung gebe es nur, damit Gott Mensch werden konnte. "Zweck" der Evolution sei die Christogenese (Teilhard de Jardin).

Da tun sich natürlich viele Fragen auf: Warum dieses aufwändige Evolutionstamtam?
Warum begann das vor 14 Milliarden Jahren und nicht früher oder später?
Welche Rolle spielt der Zufall bei der Entstehung des Lebens? Und, und, und...

PS:
Was war am Leiden Christi Besonderes? Abertausende wurden damals gekreuzigt (Sklavenaufstand).
War sein Leiden qualvoller und länger als das der anderen? Das will uns eine gewisse Theatralisierung
im NT und der späteren Theologie glauben machen, als ob das etwas mit Erlösung zu tun hätte.
Je mehr Schmerz, desto wirksamer die Erlösung?
Wenn man das so zuende denkt, kann Gott nur ein Sadist oder Masochist (in Jesu als Gott leidet er ja mit) sein.
Kein Wunder, dass eine solche Soteriologie nur Kopfschütteln erntet und abstoßend wirken muss.
Gut, dass es auch ganz andere Ansätze gibt, die das Wesentliche nicht im Leid und Schmerz sehen,
sondern eher darin, dass jemand für sein Gottesbild zu streben bereit war, und in der Anastasis primär
eine Bestätigung für die Richtigkeit dieses Gottesbildes sehen.
Leiden ist eine Kollateralerscheinung, der Preis der Evolution.ohne den es wohl ging, aus welchen Gründen auch immer. Letzlich ist alles ein Geheimnis, was alles und nichts zugleich sagt.
Geheimnis= nur eine Immunisierungsstrategie gegen die menschliche Vernunft und ihre begründeten Einwände?? :nixweiss:
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon sinemetu » Di 9. Jul 2019, 08:23

Das klingt alles so nicht nur nach Abwertung des Leidens, sondern nach totaler Negierung dieses so grundmenschlichen Befindens. Typisch eben für eine hedonistische Zeit. Auch das Anstrengen, Streben, der Agon ist ja ohne Leiden nicht zu haben und wird damit vollkommen entwertet. Es ist eine große Banalisierung des gesamten Lebens. Quasi: Der Leidende ist der Doofe. Er hat es selbst gewählt, statt den Fun. Niemand schuldet ihm Mitleid! Man bedenke dabei: Mitleid ist die Grundlage des Sozialstaates!
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon marcus03 » Di 9. Jul 2019, 09:39

Es geht mir um einen Vergleich/Quantifizierung von Leid, nicht das Leid an sich:
Haben andere Gekreuzigte weniger gelitten und wurden gar deshalb nicht erlöst?

Dass Leid zum Leben gehört, ist eine traurige Binsenweisheit.
Die Frage ist vielmehr, warum das so ist bzw. offenbar so sein muss.
Kein Mensch will gern leiden außer die, denen Schmerz Lust verschafft, was man gewöhnlich als Perversion ansieht und, wenn nicht auch genetisch motiviert, so doch auf eine schwere psychische Störung hindeutet (etwa bei Borderlinern).

sinemetu hat geschrieben:: Der Leidende ist der Doofe. Er hat es selbst gewählt, statt den Fun

Es kommt immer darauf an, wofür man leidet/Opfer bringt.
Wer für eine objektiv gute Sache Leid im Kauf nimmt, verdient Anerkennung und Bewunderung.
Sein Leiden macht Sinn, weil es anderen helfen kann.
Ob jemand für andere leiden möchte, wenn er es nicht muss, ist seine freie Entscheidung.
Man kan und darf niemanden dazu zwingen.
Jesus hätte sich auch mit dem System arrangieren können und wäre wohl nicht hingerichtet worden.
Er hat es aus Überzeugung nicht getan, weil es z.T. sehr unmenschlich war.

Sokrates ist nicht geflohen, obwohl er es hätte können.
Maximilian Kolbe hätte sich nicht für einen Familienvater opfern müssen.
Alle drei hatten ihre Gründe, für ihre Überzeugungen zu sterben.
Dass man sie nicht mehr gekreuzigt hat, war zeitbedingt.
Hätte ihr Tod größere Bedeutung, wenn man sie grausamer hingerichtet hätte, also sie mehr und länger hätten leiden müssen?

Es geht nicht darum, Leid zu negieren. Leid gibt es nun mal und es muss bekämpft werden, wo es möglich ist. Es zu " kultivieren" oder zu glorifizieren halte ich für pervers und gefährlich.

Wie sagte Nietzsche: Die Christen müssten erlöster aussehen.
Vlt. sehen viele von ihnen auch deswegen nicht erlöst aus, weil sie glauben, leiden zu müssen wie einst
ihr Herr am Kreuz und man leidfrei vlt. gar nicht selig werden könnte. :(
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon sinemetu » Di 9. Jul 2019, 10:57

marcus03 hat geschrieben:Vlt. sehen viele von ihnen auch deswegen nicht erlöst aus, weil glauben, leiden zu müssen wie einst ihr Herr am Kreuz und man leidfrei vlt. gar nicht selig werden könnte.

Wie sehen Erlöste aus?
marcus03 hat geschrieben:... weil glauben, leiden zu müssen wie einst ihr Herr am Kreuz..

2. da gebe ich Dir tendenziell recht. Es gibt eine Leidverliebtheit, auf passiver und aktiver Seite. Denken wir an den ganzen Sozialkomplex im Staate.
Ich bis jetzt etwas über ein halbes Hundert, habe im Gegensatz zu meinen Eltern weder ernsthaft Hunger, Krankheit, Entbehrung oder Krieg erlebt. Mein letzter Krankenhausaufenthalt war mit 19 eine durch übermäßigen und unklugen Sport selbst zu verantwortete Meniskusoperation und mein maximales Schmerzerlebnis ein fauler Zahn. Außer dem spirituellen und intellektuellen Leidensdruck und der subtilen Verfolgung durch dieses und das vorige System, habe ich eigentlich Gott gegenüber an meinem Leben nichts auszusetzen und bin erfüllt von Dank für "Alles". Mein einer Opa hatte in meinem Alter zwei Kriege hinter sich. Ein Krieg ist statistisch in Mitteleuropa längst überfällig. Und was tue ich: Ich bete, Herr erspare mir Krankheit, Bettlägerigkeit und Siechtum und rufe mich über Nacht aus dem Schlafe ab, aber noch nicht jetzt.... ich lebe gewissermaßen das Leben eines Quasi-Maximal-Erlösten.
Da bekommt man ja schon ein schlechtes Gewissen, wenn man sich mit der Geschichte beschäftigt. Richtig sympathisch im Wortsinne ist das nicht, und mitleiden kann man eigentlich nur etwas, was man selber erlitten hat. Aber, das würde ich unterschreiben, eine Abstumpfung und Desensibilisierung ist in jedem Falle die Folge eines leidlosen Lebens.

Und das Problematische ist, daß dann das Glauben, also nicht der Glaube, sondern das Glauben an das Leid die Leiden erst schafft, nach dem Prinzip: "Sia come avete creduto!"




Aber Marcus, wir sind in die Theodizee-Frage abgeglitten. Meine eigentliche Frage war: Hatte Gott seine finalen Leiden genauso minutiös geplant, wie sein "In die Welt kommen", was meine Theorie ist, oder war es, wie Du meinst, bloßer Nebeneffekt und nicht so wichtig, was Du oben sagtest.

Mein Argument war, das wäre für ein allwissendes und allmächtiges Wesen ungewöhnlich, den Eingang minutiös zu planen, den Abgang aber nicht. Wäre dann nach Deiner Auffassung die Auferstehung eigentlich auch eher zufällig, oder? Andererseits, die Auferstehung hat doch mit dem Tod was zu tun, nicht mit dem Leiden. Wie Du stehe ich dem Anselmschen Verständnis des Leidens, "je größer, desto gnadenreicher" zumindest skeptisch gegenüber, weil es ein merkwürdiges Gottesbild vermittelt und in meinen Augen gegen den Allmachtgedanken verstößt.
Ich möchte aber von Dir noch Argumente ad deum, non ad hominem! Du hast bisher nur letztere gebracht.

Das Leiden muß einen Wert gehabt haben, und ich konstatierte einen "Fortschritt", wo sonst gibt es Progress, an Humanität in der Geschichte des Menschen. Das ist zumindest ein positiver, Non-transzendenter Wert, den niemand wird abstreiten können, und den man Gott durchaus als Hintergrund zutrauen kann, warum er so einen grausamen Tod in sein Leben eingebaut hat. Du sagst dagegen, mit der Entscheidung, sich inkarnieren zu Wollen hat Gott implizite zum Leiden an sich Ja gesagt, und dementsprechend, wie jeder Mensch mehr oder weniger leidet im Leben, sein Leben erlitten. Das unterstellt dem allmächtigen Gott eine gewisse "Augen zu und durch"-Ideologie. Da habe ich doch meine Fragezeichen, denn es bleibt ein "Wozu".

Den für die Welt in die wir gehen, wo Gott schon tausend Jahre tot, wo keine materielle Not, wo niemand mehr an Leiden denkt, und Zeit das allergrößt' Geschenk, da fehlt doch dann die Sympathie, da stumpft die Masse ab wie nie .....
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon marcus03 » Di 9. Jul 2019, 11:52

sinemetu hat geschrieben:Mein Argument war, das wäre für ein allwissendes und allmächtiges Wesen ungewöhnlich, den Eingang minutiös zu planen,


Wir nennen Gott allmächtig, allwissend u.a.?
Mir welchem Recht? Ist er es wirklich? Woher wissen wir das? Wir definieren Gott so ohne es beweisen zu können bzw. ohne jeden Beweis, wenn man von fragwürdigen so genannten Wundern absieht.
Es sind Axiome, die nicht stimmen müssen. Menschen definieren ihn so. Dabei dürften auch Wunschvorstellungen und Projektionen im Spiel sein. Andere Kulturen haben andere Definitionen.
Nach Schleiermacher gibt es zudem auch das Dunkle in Gott, womit man das Böse erklären könnte.

Dass Dunkles nicht negativ sein muss, zeigt z.B. in der rerum natura die dunkle Materie,
die verhindert,dass der Kosmos nicht zerrissen wird.

Vlt. ist das,was wir Gott nennen auch nur der Zufall, der, wenn er genug Zeit hat, alles Mögliche hervorbringen kann, auch einen Jesus mit einem Gehirn, das Sozialutopien entwickeln kann, für die er
sein Besitzer sogar zu sterben bereit ist.

PS:
Hätte eine Asteriod vor 65 Millionen Jahren nicht fast das ganze Leben ausgelöscht, darunter v.a. die Saurier, gäbe es uns vermutlich nicht.
Hat Gott diesen Einschlag schon 13,81 .... Milliarden Jahren vorher minutiös geplant?

Wenn einen Gott gibt, werden sich die Bilder, die wir uns von ihm machen, weiter ständig ändern
müssen, wenn sie mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaft auch nur halbwegs kompatibel sein sollen. Vlt. wechselwirkt der Geist (Gottes?) ja mit der Materie ganz anders, als wir es uns je werden vorstellen können. Alles ein "unfassbares Geheimnis"(Rahner) oder nur ein höchst unwahrscheinlicher, aber nicht unmöglicher Zufall? :nixweiss:
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon sinemetu » Di 9. Jul 2019, 14:14

marcus03 hat geschrieben:Wir nennen Gott allmächtig, allwissend u.a.?
Mir welchem Recht? Ist er es wirklich? Woher wissen wir das?

Weil wir ihn von uns unterscheiden: Wir selbst sind ohnmächtig und nichtswissend...

marcus03 hat geschrieben:Wir definieren Gott so ohne es beweisen zu können bzw. ohne jeden Beweis.

Definitionen sind per se nicht beweisbar. Sätze sind aufgrund von Prämissen beweisbar. Der Satz: Gott ist allwissend. ist natürlich nur aufgrund zuvor angenommener Prämissen beweisbar. Aber wir können nicht über alles reden hier ...

marcus03 hat geschrieben:wenn man von fragwürdigen so genannten Wundern absieht.

Ich hoffe, Du hast schon Wunder erlebt und kannst Dich noch wundern... Wunder sind nicht nur fragwürdig, sondern vor allem Frag-provokant. Alleine deshalb gibt es sie. Diese Eigenschaft der Zeichen liegt natürlich alleine in unseren Herzen ...

marcus03 hat geschrieben:Es sind Axiome, die nicht stimmen müssen. Menschen definieren ihn so.

Nein, aber wir müssen uns nach unserer Sprache richten. Wenn er nicht allwissend wäre, würde auf ihn die Kategorie Gott nicht zutreffen. Dann wäre er nur ein Göttchen. Davon gibt es viele und über die reden wir nicht.
Zuletzt geändert von sinemetu am Di 9. Jul 2019, 15:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon marcus03 » Di 9. Jul 2019, 15:01

sinemetu hat geschrieben:Der Satz: Gott ist allwissend. ist natürlich nur aufgrund zuvor angenommener Prämissen beweisbar.

Die Prämissen werden aber festgelegt ohne über deren Wahrheit Letztgültiges aussagen zu können.
Man nimmt sie als plausibel oder vernünftig an, solange sich keine Wiersprüche ergeben.
Damit befindest du dich in einem Zirkel: Die definierst "allwissend" und wendet das auf den Begriff GOTT
an bzw. du definierst Allwissenheit über den Begriff GOTT, dem diese Eigenschaft exklusiv zukomme.
Weil kein Mensch allwissend ist, braucht man jemanden, dem diese Eigenschaft zukömmt und nennt
ihn z.B. Gott.
Nur weil wir den Begriff Allwissenheit bilden und definieren können, muss es es noch lange niemanden geben, der diese Eigenschaft hat.
Kant hat mit solchen Überlegungen die Gottesbeweise zertrümmert.
Ich kann mir alles Mögliche ausdenken und begrifflich fassen, mir vlt sogar irgendwie vorstellen.
Dennoch muss es das nicht geben (Einhorn, Planeten aus Käse, Himmel und Hölle, Fegefeuer etc.)
Begriff ist nicht gleich reale Existenz des Begriffsinhalt.

Was die Wunder angeht, gilt: Was wir heute noch nicht erklären können, könnte irgendwann erklärbar sein. Das war bekanntlich schon oft der Fall. :)
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon sinemetu » Di 9. Jul 2019, 15:19

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Der Satz: Gott ist allwissend. ist natürlich nur aufgrund zuvor angenommener Prämissen beweisbar.

Die Prämissen werden aber festgelegt ohne über deren Wahrheit Letztgültiges aussagen zu können.
Man nimmt sie als plausibel oder vernünftig an, solange sich keine Wiersprüche ergeben.
Damit befindest du dich in einem Zirkel: Die definierst "allwissend" und wendet das auf den Begriff GOTT
an bzw. du definierst Allwissenheit über den Begriff GOTT, dem diese Eigenschaft exklusiv zukomme.
Weil kein Mensch allwissend ist, braucht man jemanden, dem diese Eigenschaft zukömmt und nennt
ihn z.B. Gott.
Nur weil wir den Begriff Allwissenheit bilden und definieren können, muss es es noch lange niemanden geben, der diese Eigenschaft hat.

Ja, ich kenne diese Argumentation...


marcus03 hat geschrieben:Ich kann mir alles Mögliche ausdenken und begrifflich fassen, mir vlt sogar irgendwie vorstellen. Dennoch muss es das nicht geben (Einhorn, Planeten aus Käse, Himmel und Hölle, Fegefeuer etc.)
Begriff ist nicht gleich reale Existenz des Begriffsinhalt.

Da irrst du. Was es im Herzen eines Menschen gibt, gibt es. Bis es dann in die reale Welt tritt, kann es noch etwas dauern. Bis Gentiker Arielles Einhorn schaffen, verden kaum 100 Jahre vergehen... Hölle gibt es, da waren schon sehr viele und haben berichtet und zwar so glaubhaft, daß man seinen ärgsten Feind nicht dorthinwünscht. Planeten aus Käse - auch das schaffen wir noch .... wenn Du recht hättest, hätte die ganze Mathematik keine Sinn. Noch niemand hat eine Zahl gesehen.

marcus03 hat geschrieben:Was die Wunder angeht, gilt: Was wir heute noch nicht erklären können, könnte irgendwann erklärbar sein. Das war bekanntlich schon oft der Fall. :)

Das wird seit der Aufklärung erzählt. Wie will man denn das Wunder der Existenz "erklären". Erklären heißt doch nur entzaubern, profanieren, aber nicht erklären. Man kann Existenzen nicht erklären!
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon mystica » Di 9. Jul 2019, 18:07

.
Zuletzt geändert von mystica am Mi 13. Jul 2022, 09:18, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Christus und Butchery

Beitragvon marcus03 » Di 9. Jul 2019, 18:33

sinemetu hat geschrieben: Wie will man denn das Wunder der Existenz "erklären"

Die Herkunft von Materie kann man erklären mit dem Urknall. Ab Sekunde 10hochminus43
ist alles plausibel nachvollziehbar erklärt.
Auch für den Urknall gibt es Modelle, die ihn erklären könnten (Quantenfluktuation).
Warum es überhaupt etwas gibt und nicht nichts, ist natürlich kaum zu beantworten und mögliche Erklärungen werden nicht überprüft werden können.
Vlt. haben wir auch einen falschen Begriff vom nichts.
Vlt. muss es Sein geben, um vom Nichts sprechen zu können. Der eine Begriff macht ohne den anderen keinen Sinn. Es gäbe nichts Gutes, wenn es nicht auch das Böse gäbe. Bipolarität scheint geradezu notwendig zu sein, um von etwas sprechen zu können, was auch nicht sein könnte.
Sie scheint das Urprinzip von allem zu sein.
Vlt. meinen die Griechen genau das damit, wenn sie von Polemos/Krieg als Vater aller Dinge sprechen.
vgl:
https://neue-debatte.com/2017/02/14/der ... ler-dinge/

Energie und Materie sind identisch und doch Gegensätze. Aus Energie wird Materie und aus Materie kann wieder Energie werden. Energie geht nicht verloren. Es sind zwei Seiten derselben Medaille.
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