zu verschlagen

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Re: zu verschlagen

Beitragvon marcus03 » So 8. Sep 2019, 07:35

Stimmt. Danke. Ein Verwechslung von mir. Sorry. :)
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Re: zu verschlagen

Beitragvon sinemetu » So 8. Sep 2019, 19:41

ὃς μάλα πολλὰ πλάγχθη
.. also passiv ist es ja, aber Voß hat es nicht so übersetzt. Sollte er es falsch übersetzt haben und das πλάγχθη nicht richtig erkannt haben, Prudentius? Wohl kaum, wir verdanken dass "weit geirrt" dichterischer Übersetzung.

Selbstverständlich kann das Werk eine Dichters Ursprung einer festen Wendung sein, aber genau hier liegt das nicht vor, sonst wäre Voß doch wohl nicht auf Eigenbildung umgestiegen, oder?
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Re: zu verschlagen

Beitragvon marcus03 » So 8. Sep 2019, 20:09

sinemetu hat geschrieben:Sollte er es falsch übersetzt haben

http://www.zeno.org/Pape-1880/A/%CF%80% ... E%B6%CF%89
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Re: zu verschlagen

Beitragvon Medicus domesticus » So 8. Sep 2019, 20:19

Gemoll schreibt ganz explizit in der nicht aktiven Form verschlagen werden, unstet umherirren...
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Re: zu verschlagen

Beitragvon sinemetu » So 8. Sep 2019, 21:14

Könnte es dann sein, daß dem Voß die Wendung noch nicht bekannt war, daß sie aber irgendwie zwischendurch bekannt geworden ist, und in's deutsche Sprachgedächtnis sich eingeschrieben hat. Aber wodurch? Denn dann liegt sie ja in der Tat hier vor. Gemoll ist 19./20. Jahrhundert, Voß 18. Jahrhundert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Gemoll

Leider kann man genau diese Wendung, weil sie nicht zusammenhängend ist, sondern durch das Wohin unterbrochen wird, was ja jedesmal ein anderer Ort ist, im Ngram Viewer nicht suchen lassen.
Ich habs trotzdem mal gemacht, und erkenn in den Kriegszeiten (WK2) muß es viele Leute wohin verschlagen haben, wenn wir uns die deutliche Spitze dort erklären wollen und voraussetzen, die anderen verschlagen hatten immer denselben Anteil.
https://books.google.com/ngrams/graph?c ... en%3B%2Cc0

Weiss jemand eigentlich, ob es eine Liste von klassischen Redewendungen gibt, die so in's Deutsche gekommen sind? Ich sprechen jetzt nicht von geflügelten Worten, Proverbien, und anderem Spruchgut, sondern von Wendungen, die man so auch im Deutschen sagte, wie im Latein etwa; agrum colere = Acker pflügen (hinter dem Pflügen verbirgt sich natürlich pflegen = colere)
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Re: zu verschlagen

Beitragvon marcus03 » Mo 9. Sep 2019, 05:08

sinemetu hat geschrieben: agrum colere = Acker pflügen (hinter dem Pflügen verbirgt sich natürlich pflegen = colere)

Ein etymologischer Zusammenhang besteht hier nicht.
https://www.dwds.de/wb/pfl%C3%BCgen
https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/ ... lug-et.htm
https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/ ... flegen.htm

colo, coluī, cultum, ere (aus *quelō, vgl. inquilinus ›Insasse‹, indogerm. Wz. *quel ›sich drehend herumbewegen‹; griech. πέλομαι, ich bin in Bewegung),
(Georges)
vgl:
https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/ ... alten1.htm

PS:
Wie würdest du dich fühlen, wenn du ein Acker wärst und ständig per Pflug aufgerissen und
durch Monokultur ausgelaugt wirst? Von Pflege sehe ich da wenig.
Übrigens soll das hebräische Wort, das gern mit "untertan machen" übersetzt wird, eigentlich die Bedeutung habem "pfleglich umgehen mit". Was so eine falsche Übersetzung bewirken kann,
sieht man am heutigen Zustand unseres Planeten. Gärtner waren und sind da sicher nicht am Werk. ;-)
Zuletzt geändert von marcus03 am Mo 9. Sep 2019, 08:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: zu verschlagen

Beitragvon Zythophilus » Mo 9. Sep 2019, 07:55

Das Verb colere hat in seinen verschiedenen Bedeutungen auf jeden Fall den Aspekt der Regelmäßigkeit gemeinsam. Es ist ein "sich kümmern", das aber etwas bringt: Beim Acker ist es auf den ersten Blick klar, aber der Römer erwartete auch von den Göttern etwas, wenn er sich regelmäßig mit Opfern etc. um sie kümmerte.
In Met. I 101s. klingt an, dass die Erde durch die Bearbeitung der Menschen verletzt würde:
ipsa quoque inmunis rastroque intacta nec ullis
saucia vomeribus per se dabat omnia tellus
War diese Vorstellung weiter verbreitet, dachte sich also auch der durchschnittliche Bauer so etwas, wenn er ackerte?
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Re: zu verschlagen

Beitragvon sinemetu » Mo 9. Sep 2019, 07:58

In diese Richtung denke ich auch, Bierfreund, denke an Ara, arae und arare. Das sind Worte, die wir heute in zwei Sphären vermuten. Den Römern war das wohl eine Sphäre. Denn die beiden ersten Objekte, die Römer "pflegten", waren Deus und Ager.

Es ist ein "sich kümmern", das aber etwas bringt: Beim Acker ist es auf den ersten Blick klar, aber der Römer erwartete auch von den Göttern etwas, wenn er sich regelmäßig mit Opfern etc. um sie kümmerte.

richtig, deswegen sagt Rubenbauer auch: Religione sublata, fides quoque tollitur!
Nur wir Idioten denken heute, hat nix miteinander zu tun!
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Re: zu verschlagen

Beitragvon marcus03 » Mo 9. Sep 2019, 08:55

sinemetu hat geschrieben:Denn die beiden ersten Objekte, die Römer "pflegten", waren Deus und Ager.


Wer die Götter nicht ehrt, ist der Ernte nicht wert.
Non solum metus facit deos, sed etiam fames.

Dass die Götter/Gott auf die an der ara dargebrachten Brandopfer scharf sind/ist, wurde lange vor den Römern im AT vehement bestritten:
"Denn ich habe Lust an der Liebe, und nicht am Opfer, und an der Erkenntnis Gottes, und nicht am Brandopfer." (Hosea)
"Was soll mir die Menge eurer Opfer? spricht der HERR. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes der Mastkälber! Blut der Farren, Lämmer und Böcke begehre ich nicht!" (Jesaija)

Dass solche Opfer nichts bringen, wussten sicher auch die Opferpriester, die davon lebten.
Da eine 50:50-Chance besteht, dass ein Zusammenhang besteht, reichte aus, daraus ein blühendes
Geschäftsmodell zu machen.
Wer solche Modelle infrage stellt oder gar bekämpft, kann sogar am Kreuz landen.
In diesem Kontext stellt sich heute die Frage nach dem Sinn des Messopfers, bei dem es um die
unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers Jesu geht.
Braucht die Menschheit wirklich einen Sündenbock?
vgl: R. Schwager, Brauchen wir einen Sündenbock?
https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/299.html
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Re: zu verschlagen

Beitragvon medicus » Mo 9. Sep 2019, 09:39

marcus03 hat geschrieben:einen Sündenbock?

Jetzt haben wir nach drei Seiten Diskussion endlich eine Verbindung von [i]schlagen zum Bock!
https://www.youtube.com/watch?v=-013yBfRQtc
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