marcus03 hat geschrieben:Dennoch könnte ein Zusammenhang bestehen:
Möglich ist es...
marcus03 hat geschrieben:Wen es oft irgendwohin verschlägt und er sich durchkämpfen muss, wird dadurch verschlagen/listig.
Er muss sich ständig etwas einfallen lassen, wie er überlebt.
Da Deutschland in den letzten beiden Kriegen auch geschlagen worden ist, ist es verschlagen geworden (siehe Trickser- und Trietzer-Staat) Im Zuge des verlustreichen Rückzuges, bzw. Frontzusammenbruches hat es viele "Flüchtlinge", so Ostpreußen, Pommern, Schlesier, Böhmen, Balkandeutsche, Österreicher anderswohin verschlagen. Das war für alle, die das erdulden mußten, ein echter Schicksalsschlag.
Allerdings sind solche Vertreibungen in der Masse weitgehend erst eine Errungenschaft der allerneusten Moderne. Zwar haben die Imperien früher (Eine Begründung fand sich immer) auch Völkerschaften umgesiedelt, aber die Vertriebenen blieben dann oft beieinander. So ein Phänomen, daß es jeden woandershin verschlägt, ist relativ neu. Noch in den 50-iger Jahre war allerdings der Sterbeort der allermeisten Deutschen keine 50 km von seinem Geburtsort entfernt. Darüber gibts Statistik.
Was die Wendungen angeht. Sie sind beide älter als die jüngste, eben zitierte Vergangenheit. Ich sehe durchaus den von Dir zitierten Zusammenhang, Marcus03, allerdings würde ich, wenn dort eine Übertragung besteht, die Verhältnisse umdrehen, und zwar so: Wenn jemand viel Schläge in der Jugend erhält, wird er verschlagen, und aufgrund seines so ausgebildeten Verhaltens, hält er es dann nicht lange an einem Ort aus. Gab es in Österreich eigentlich auch den Spießrutenlauf?
Andererseits, daß es jemanden wohin verschlägt, wohin er gar nicht beabsichtigte zu reisen, daß ist ursprünglich wohl doch eher ein Phänomen der mobilen Branche, der Seefahrt und deshalb halte ich ein klassisches Vorbild in L. o. G. nicht für ausgeschlossen. Es bleiben für diese Trope also die Taubezüchterthese und die Seefahrtthese aktuell.
Allgemein möchte ich bemerken, daß eine Trope, um in einer Sprache heimisch zu werden, entweder einen häufig vorkommenden Sitz im Leben benötigt, oder einen Multiplikator, z. B. die Literatur, um zum geflügelten Wort zu werden. In D. gibt es heute allein 64000 Brieftaubenzüchter, dabei sind die viel häufigeren Freunde der gesottenen Taubenbrust überhaupt nicht mitgezählt. Das es eine Taube woandershin "verschlägt", wird wohl ein täglich mehrfach anzutreffendes "Ver"halten sein.
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...