Sinemetu und die Elchfrage. Szene 2.

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Sinemetu und die Elchfrage. Szene 2.

Beitragvon Willimox » Mo 11. Nov 2019, 20:46

Sinemetu (zeigt nochmals den Elchfilm, der riesige Elch wandelt wieder auf dem Mittelstreifen einer Autobahn einher. Schemenhaft schaut eine weiße Eule vorbei.)

Bild

Sinemetu (räuspert sich, setzt dann ohne Zögern an)
Wie schon einmal gefragt:
Warum reimt sich im Deutschen heute Elch auf Kelch?
Was hat der Kelch mit dem Elch zu tun?
Alcis/calix?
Zuschauer und Thrasybulus (schweigen)
Otto Seel (ein Alt-Philologe, erhebt sich)
Bei Cäsar findet sich eine seltsame Jagdgeschichte. Die Germanen jagen die Elche, indem sie Bäume ansägen oder deren Wurzelwerk lockern. Die Elche haben keine Gelenke. Wenn sie umfallen, können sie nicht aufstehen. Das machen sich die Germanen zunutze.
Sinemetu
Das hat mir Longipes auch einmal geschrieben!
Otto Seel (fährt fort)
Caesar hatte bei seinen Feldzügen natürlich eine Kommandozentrale und eine Bibliothek zur Verfügung, dazu etwa 30 Schreiber, darunter auch Germanen, Skythen und Brakbeklisten. Letztere hatten eine besonders innige Beziehung zu den Büchersammlungen Caesars entwickelt, die fremde Regionen und ihre Tierwelt darzustellen schienen. Offensichtlich gab es griechische Werke, in denen von Elephanten die Rede war, etwa so: Dieses Tier hat einen Rüssel …, aber es hat keine Gelenke und kann sich deshalb nicht bücken und nicht schlafenlegen. Wenn der Elephant aber schlafen will, dann geht er weg zu schräggeneigten Bäumen und lehnt sich an … Der Jäger aber merkt sich die Bäume und hackt sie mit dem Beil kräftig an. Nun lehnt der Elephant daran, und gleich bricht der Baum ab, und jetzt kommt der Jäger und findet ihn daliegen und macht mit ihm zu seinem Vorteil, was er will.
Sinemetu (schnalzt mit der Zunge)
Ich hatte einmal gravide Pelztiere …
Otto Seel (stutzt, setzt seine Rede dann fort)
Die Schreiber übersahen offensichtlich die griechische Laut-Differenzierung in den ethnograpischen Schriften. Oder sie hatten eine merkwürdige Beziehung zu lautähnlichen Wörtern,
Thrasybulus (grinst)
Darf ich fortfahren?
Marcus03
Möglichst weit!
Thrasybulus (überhört den Einwurf)
Auf Griechisch heißt Elephant elephas und Hirsch elaphos. ele-ela, phas -phos. Caesars Bibliothekare und Schreiber, einige jedenfalls, haben die seltsame Elephantenjagd auf Hirsche und dann auf Elche und dann auf den germanischen Modus der Elchjagd übertragen. Für Caesar war wohl nur wichtig, dass diese seltsame germanische Region so abstrus in Flora und Fauna und Bewohnern gestaltet wurde, dass sich keine Eroberung lohnte. Damit konnte er seine gewisse Erfolglosigkeit vor römischen Lesern tarnen.
Eine Katze (meldet sich, zu Sinemetu)
Ich darf auch eine Frage stellen.
Ist denn das auf zwei Füßen aufrecht Einhergehen etwas so Großes, dass das Geschlecht, welches sich Mensch nennt, sich die Herrschaft über uns alle, die wir mit sicherem Gleichgewicht auf vieren daherwandeln, anmaßen darf?
Wer bin ich, der so zu euch spricht?
Zuschauer und Thrasybulus und Sinemetu (schweigen)
Katze
Ich bin der Kater Murr aus Bambersch. Gebildet, kann die lateinischen und griechischen Klassiker fast auswendig.
ἄνδρα μοι ἔννεπε, μοῦσα, πολύτροπον, ὃς μάλα πολλὰ
πλάγχθη, ἐπεὶ Τροίης ἱερὸν πτολίεθρον ἔπερσεν·
πολλῶν δ᾽ ἀνθρώπων ἴδεν ἄστεα καὶ νόον ἔγνω,
πολλὰ δ᾽ ὅ γ᾽ ἐν πόντῳ πάθεν ἄλγεα ὃν κατὰ θυμόν,
ἀρνύμενος ἥν τε ψυχὴν καὶ νόστον ἑταίρων.
Sinemetu
Oh, das hört sich nach der Eiszeitsprache an!
waszurhell
Hä? Das ist Griechisch. Arbeitskollege von mir hat in der Bank altgriechisch und neugriechisch rumgesungen. Der Text hat was. Und der Plot auch.
Kriegsveteran braucht ewig,
um nach Hause zu kommen.
Und macht dort dann alle alle.
So ´ne Art Rambo klassisch.
Sinemetu (strahlt die Zuhörer an)
Was ist eine Gewannbezeichnung? Und was hat Meteorismus mit Flatulenz zu tun? Dieser Thrasybulus spricht von „venti mente capti“, um meine Ideen abzuwerten. Aber meine Unbeugsamkeit ist meine Unbeugsamkeit. Ich bin sine metu.
Übrigens: Immer wieder interessant,
dass es wichtige Worte gibt, gravamina,
die mir meines Wissens noch nicht untergekommen sind....oder die Fragen aufwerfen.
Zwieback, Backpfeife, Arschbacken, Popo,
das hat semantisch-phonologische graviditas, ja. Oder Gravidas. Oder gravitas. Und verlangt nach Antworten.

(Fts. folgt)
(Ein Glücksfall der Realsatire: Mitstenographieren, was Sinemetu waffelt.
Marcus03: "Wennz läffd, nou läffdz." Wenn es läuft, dann läuft es. )
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Re: Sinemetu und die Elchfrage. Szene 2.

Beitragvon sinemetu » Di 12. Nov 2019, 00:45

Auf Griechisch heißt Elephant elephas und Hirsch elaphos. ele-ela, phas -phos.


elen, jelen, el(ch) und Schelch, elé-phas, kommt wohl von ele + phainomai. Erscheinung eines Elentieres. Im ung. heißt der stamm él übrigens Leben. Demnach wäre Elephas eine Lebenserscheinung ...
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
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Re: Sinemetu und die Elchfrage. Szene 2.

Beitragvon Willimox » Di 12. Nov 2019, 13:10

Intrepidus Impavidus Furibundus Elephas Horribiliscribiloquifax
Drama TragiComicum
:chefren: :chefren:
Zuletzt geändert von Willimox am Di 12. Nov 2019, 23:10, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Sinemetu und die Elchfrage. Szene 2.

Beitragvon Willimox » Di 12. Nov 2019, 14:30

Interludium vel intermedium

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Quale animal (in sinistra parte)?
Quod nomen?
Quae etymologia?

Quae pellicula?

Quid (verisimile) Sinemetu fortasse respondebit?

:chefren:
Thrasybulus
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Re: Sinemetu und die Elchfrage. Szene 2.

Beitragvon Willimox » Di 12. Nov 2019, 15:37

Marcus03 (über Intrepidus&Impavidus)
Deä issis Bäiderla aaf alle Subbn.
(„Der ist die Petersilie auf allen Suppen“ – gemeint ist ein umtriebiger Mensch, mindmäßig volatil.)

Bonus-Track für Dialektinteressierte, Willy Astor: Frankenlied

https://www.youtube.com/watch?v=yThNBZrgP2Q
(hochdeutsche Übersetzung als Untertitel im Video implantiert)

Bild

valete
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