μάρτυς 1

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μάρτυς 1

Beitragvon sinemetu » So 29. Dez 2019, 14:10

Ich lese gerade ein deutsches Martyrologium, gedruckt 1896. Dort benutzt man die Worte Martyrer und Martyrin. Ich verstehe die Worte, würde heute aber von Märtyrer und Märtyrerin sagen und schreiben.
Denn ich muß bekennen, daß die beiden mir altertümlich anmutenden Formen Martyrer und Martyrin eigentlich besser finde, als die von mir heut gekannten.
1. Sie behalten den ursprünglich Lautbestand.
2. Die weibliche Form ist ein echter Feminitiv.

Da der Ursprung letztlich das altgriechische μάρτυς ist, frage ich, wie es zum dem ä in der ersten Silbe gekommen ist? Zweifellos liegt eine Anlehnung vor. Die Anlehnung muß schön früher stattgefunden haben, denn "Ich bring' euch gute neue Mär," war auch 1896 veraltet. Und wenn man dies ansieht, wird Martyrer immer als Nebenform genutzt.

https://books.google.com/ngrams/graph?c ... rtyrer%2CMärtyrer%2C+Marthyrer&year_start=1800&year_end=2000&corpus=8&smoothing=3&share=&direct_url=t1%3B%2CMartyrer%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CMärtyrer%3B%2Cc0

Die nächste deutschen Worte sind Martyrium und Martyriologium. Bei beiden ist das ursprüngliche, altgriechische a erhalten. Welches deutsche Wort ist so nun stark, daß es den Märtyrer aus seiner Assoziationsgruppe herausbricht und das a in Martyrer zu einem ä hat hinbiegt? Die Mähre (Pferd, Marschall) kommt nicht in Frage, weil zu selten und weniger bedeutungsaffin. Ich vermute, es ist das Märchen, weil ja jeder Märtyrer, - längst hat das Wort den Bereich des Christentums bedeutungsverlustlos verlassen, - seine Geschichte mitbringt. Ich habe die Häufigkeiten im UniLeipzigWortschatzprojekt getestet.
Märtyrer HK 13,
Mär, HK 15,
Märchen, HK 11
Martyrer HK 18.

Wie kann man das nachweisen?

Interessant auch die weibliche Form Martyrin. Dementsprechend würde man heute Malin, SchauSpielin, Gestaltin, etc. sagen. Warum hat sich das nicht durchgesetzt?
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
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