Teekessel

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Re: Teekessel

Beitragvon sinemetu » Di 31. Dez 2019, 11:49

Einen Hinweis hab ich: im Ungarischen steht im großen Halász:
Teekessel: 1. Teafözö (edény), Szamovár 2. tutyi-mutyi/balek (ember/alak)

Die 2. Bedeutung geht wohl auf das hebr. kessil. "Du Dummlack", oder "Du Dummerjan", "Du Narr", ung. te Hülye! würde auf jidd-ung. "Te Keszil" lauten. Aber das e von te ist kurz und nicht lang. Wobei dann bei der Übername in nicht ungarisch sprechende Kreise das te an das deutsche Tee angelehnt und gedehnt worden wäre. Aus Te keszil würde so Teekessel anstehen. Und dann müßte die Bedeutung des Spieles irgendwie hinzugetreten sein. Das würde den Tee erklären.

Allerdings gibt es, wenn man obigen WB-Eintrag als positiven Hinweis deuten will, bislang keinerlei weitere Beleg für diese These. Ja sogar im Gegenteil: Die Silbe "kess" von dt. Kessel würde jeder Ungarn mit den sehr starken Sippen um kész und kezelni assoziieren, die gänzlich andere Bedeutungen haben. Und warum sollte jetzt ein ungarisch und jiddisch sprechender Mensch, die es ja in Pest sehr viele gab, so eine unschöne Bezeichnung makkaronisch bilden?
Zuletzt geändert von sinemetu am Di 31. Dez 2019, 12:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Teekessel

Beitragvon sinemetu » Di 31. Dez 2019, 11:56

marcus03 hat geschrieben:
Die derzeit bekannte früheste Erwähnung und Beschreibung dieses Spiels findet sich in The Book of a Hundred Games von Mary White, (1896), S. 117, unter der englischen Bezeichnung Teapot.[1]

Das ist ja schon mal was! Wo hast Du es her? Poste bitte mal die Quelle.

Jetzt müssen wir fragen, was ist älter, die dt. Bezeichnung oder die engl.? Also: Wer hat das Spiel von wem übernommen und das Wort übersetzt?
Wenn Teapot älter ist, können wir die jiddische Spur mit der eine weitere Schwierigkeit hereintragenden Semantik (dumm) vergessen, denn Kessel käme dann von engl. Pot. und dann müssen wir in Fern- oder Nahost suchen, falls es nicht eine engl. Eigenbildung ist.
Dann aber muß trotzdem noch eine Motivation für die Benennung mit dem Tee her. Denn die Sache mit dem Teehaus klingt zwar schön, aber ist wenig überzeugend.
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Re: Teekessel

Beitragvon medicus » Di 31. Dez 2019, 12:32

"Die derzeit bekannte früheste Erwähnung und Beschreibung dieses Spiels findet sich in The Book of a Hundred Games von Mary White, (1896), S. 117, unter der englischen Bezeichnung Teapot." (https://de.wikipedia.org/wiki/Teekesselchen)

Wenn das Spiel ursprünglich aus England stammt, kann es sich bei der Bezeichnung "Teekesselchen" auch einfach um eine Übersetzung des englischen Begriffs handeln. Der englische Begriff "Teapot" hat in der Tat auch eine doppelte Bedeutung:
1.Ein Kessel, in dem Tee zubereitet wird
2.Ein Sternbild, das sich aus den hellsten Sternen im Sternbild "Schütze" zusammensetzt (vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Sagittari ... stellation); https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%BCtze_(Sternbild))

Aufgrund seiner Doppeldeutigkeit ist die Bezeichnung "Teapot" bereits Teil des Spiels "Teapot" gewesen. Er wurde so zum Sinnbild für alle Wörter, die zwei Bedeutungen haben.
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Re: Teekessel

Beitragvon sinemetu » Di 31. Dez 2019, 13:37

medicus hat geschrieben:Aufgrund seiner Doppeldeutigkeit ist die Bezeichnung "Teapot" bereits Teil des Spiels "Teapot" gewesen. Er wurde so zum Sinnbild für alle Wörter, die zwei Bedeutungen haben.


Das ist ein weiteres Argument für die englische Herkunft. Im Deutschen würde das Wort Teekessel erst durch das Spiel zum Polysem. Im Englischen liegt das Polysem schon vor, unabhängig vom Spielnamen. Durch das Spiel wird Teapot dann vom Bisem zum Trisem! Man muß also nochmals Fragen: Es gibt tausend Polyseme: Warum gerade Teapot?

https://en.wikipedia.org/wiki/Teapot

Jetzt passt natürlich Marcus' Kaffe-, bzw. Teahouse-These, und der Teepott ist einfach deshalb zum Synonym des Spieles geworden, weil er "zufällig" in der Mitte des Tisches stand und somit einen "augenfälligen" Anhaltspunkt und Anlass zur Benennung des Spieles hergab.
1. Gegenfrage: Teehaus - London, Ende 19. Jahrhundert - da assoziiere ich keine Muße zum Spiel mehr.....
Wie der Link zu Steiner "Teekessel-Alter" ausführt, ist das Spiel eher was für Erwachsene mit Kindern. Eine Erwachsenenrunde würde sich dem Spiel wohl kaum hingeben. Dies schwächt die Teahouse-These als Herkunftsort.
2. Stand in englischen Tee-Gesellschaften wirklich die Kanne auf dem Tisch, oder gossen Bedienstete (Butler) ein, wie man es natürlich bei Lokalitäten mit zahlenden Gästen erwartet.

Noch etwas zum Polysem: Monoseme gibt's fast nicht!
Übrigens: Die Sternzeichen sind alle Polyseme. Warum? Weil sie alle aussehen, wie ...
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