Gleichwohl sprach auch Notger die Fachtermini der Komputisten nicht mehr gläubig nach. Bei der Psalmübersetzung vor 1020 fand er am Beginn des 93. Psalms die exakte Zählung quarta qabbati, für den vierten Wochentag. Er übersetzte anschaulicher in mittauuechun, in der Wochenmitte, um auf den sonntäglichen Wochenbeginn hinzuweisen und den heimischen Gott Merkur zu verdrängen. Infolge von Notgers Entscheidung bezeichnen wir Deutschen diesen Wochentag, nicht wie die meisten Europäer als Merkurstag, sondern als Mittwoch, obwohl er nach modernem Empfinden, für das die Woche montags anfängt, nicht mehr in der Mitte liegt. Arno Borst, Computus, s. S. 68
Borst stellt die These auf, daß der Mittwoch als Name von diesem einen Notger aus - im wahrsten Sinne des Wortes - theologischen Gründen ge- bzw. erfunden und geprägt wurde. In der Tat ist nach Grimm dies der bislang früheste Beleg für das dt. Wort. http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNet ... 7#XGM06357
Nicht jedoch ist es zugleich der früheste Beleg für den Gedanken, also daß der vierte Tag der mittleren Tag ist. Dazu müßte man im Slawischen forschen, und sich fragen, ob Kyrill dieses Wort schon kannte. Denn nach Wiki besteht zwischen den griechischen Tagesbezeichnungen und den slawischen ein Tag Differenz. Wie alt ist diese Differenz und wie entstand sie?
Schon früh kommt statt Odinstags, (schwer. Onstag) Wodanstag (engl. Wednesday) auf, wohl nicht unter kirchlichem Einfluss zur Verdrängung des höchsten germanischen Gottes, sondern aus praktischen Gründen, so auch in Island und bei den Slawen. - Kalesch, Tag und Jahr, s. S. 41
Kalesch widerspricht und spricht unpräzise von "kirchlichen Gründen" meint aber vermutlich den eben erwähnten "theologischen Grund", das Wotan aus dem Bewusstsein verschwinden möge.
Die Slaven nennen den Mittwoch nur "Mitte" (russ: Среда), also nicht Mitte der Woche, die zwar gedacht, aber nicht genannt wird. Mitte der Woche ist Mittwoch aber nur, wenn der Sonntag der erste Tag ist. Das ist in der jüdischen und christlichen Zeitrechnung so. Der Unterschied zwischen Christentum und Judentum besteht ja nicht in der Zählung, sondern darin, daß die einen den letzten Tag, die anderen den ersten Tag der Woche feiern. Also: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen ist, cum grano salis, mosaischen, nicht christlich!
Um Kalesch zu widersprechen: Gegenüber dem altrömischen Wochengedanken, wo der dies saturni der erste Tag ist,
https://www.swisseduc.ch/altphilo/antik ... orbe23.htm
war der Gedanke, den mittleren Tag so auch zu benennen, schon ein "kirchlicher" Gedanke, und zwar egal, ob bei den Germanen (Notger) oder bei den Slawen. Letztere aber zählen weitgehend modern im Sinne Borsts, indem sie Dienstag den zweiten (russ. Вторник) und Donnerstag den vierten Tag (russ. Четверг), und Freitag den fünften (russ. Пятница) nennen. Wie die slav. Zählung zustande kam, weiß ich nicht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wochentag
Die Isländer zählen gegenüber den Slaven korrekt:
1. Sonntag: Sunnudagur - SONNtag
2. Montag: Manúdagur - Montag
3. Dienstag: þriðjudagur - der DRITTE Tag
4. Mittwoch: Miðvikudagur - MITTLERER / auch SCHLECHTER/GERINGER Tag
5. Donnerstag: Fimmtudagur - FÜNFTER Tag
6. Freitag: Föstudagur - Fasten-halte-Tag
7. Samstag: Laugardagur - Waschtag
Borst These, daß der Mittwoch als deutscher Name allein von Notger ausging, will mir so nicht eingehen. Eine Psalmübersetzung als Initium???? Wer übernahm die Popularisierung und Verbreitung?