Was ist in Österreich los?

Beiträge zu Themen, die in keine andere Kategorie passen

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Tiberis » Di 28. Jan 2020, 11:53

sinemetu hat geschrieben:Der Mensch wird konservativer, deswegen auch zu Ende steif, und starr und stirbt schließlich.

Jeder stirbt einmal, nicht nur die "Konservativen". Und in der Altersgruppe der Über 60- Jährigen waren in Österreich bis vor kurzem noch die SPÖ- Wähler in der Mehrheit.
Richtig ist, dass wohl jeder Mensch in seiner Jugend eine politische Prägephase durchläuft, die ihm im späteren Leben gleichsam als Referenzzeitraum dient. Natürlich besteht dabei immer die Gefahr, dass man diesen Referenzzeitraum im Nachhinein verklärt. Aber gerade für die Ära Kreisky lässt sich an Hand zahlreicher objektiver Kriterien nachweisen, dass Freiheit und Sozialdemokratie einander nicht widersprechen müssen, sofern deren Politik den Interessenausgleich aller gesellschaftlichen Gruppierungen nicht aus dem Auge verliert.
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11862
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon sinemetu » Di 28. Jan 2020, 16:03

@Prudentius

Nur noch mal ein Beispiel für die typisch aufbauschende Berichterstattung über "rechte Gefahr".

https://www.juedische-allgemeine.de/pol ... der-irren/

Der 39-Jährige war aus der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Berlin, einer Einrichtung für psychisch Kranke, geflohen.

möcht ich nicht kommentieren
Depot mit 280 Kilogramm Sprengstoff, 127 Leuchtkörpern und 500 Sprengkapseln gefunden worden war

Möchte ich sehen das Lager, bei dem Umgang mit Zahlen durch dt. Journalisten. Sonst sind es für mich 10 Säcke Dünger (Ammoniumnitrat), 127 Sylvesterracketen, und 500 "Harzer".
»Seit Monaten werden wir von ihm mit nervigen Briefen überhäuft. Der Bürger lehnt es ab, kommunale Abgaben zu zahlen. Auch unser Landrat, der hier in Lübben wohnt, wird ständig von ihm persönlich zur Rede gestellt. Wir sehen das schon als gewisse Bedrohung an.«

Das ist doch das typische Verhaltendes dt. Revolutionärs. Er geht erst ein Bahnsteigkarte kaufen..... Briefe schreiben!!! Nein, davon geht keine Gefahr aus.
In einem Schreiben forderte der »Reichsbürger« gar die »Todesstrafe« für einen Gerichtsvollzieher.

Ein Revolutionär fordert nicht! Er vollzieht! - soviel zur Gefahrenlage.
Sie lehnen die staatliche Ordnung der Bundesrepublik ab, ....

.... leben aber von deren Stütze.
In Luckenwalde beispielsweise gehört ihr eine Stadtverordnete der NPD an, die sich mit der ablehnenden Begründung der Reichsbürger geweigert hat, ein Bußgeld über 105 Euro zu zahlen, und sich stattdessen in Erzwingungshaft nehmen ließ.

Soso - die staatlich Ordnung wird durch nicht gezahlte 105 Euro bedroht.... das ist doch alles lachhaft.
Politikwissenschaftler wie Hajo Funke von der Freien Universität in Berlin sehen in der Bewegung ein hohes »Gefährdungspotenzial«.

Naja, die Politikwissenschaftler werden ja dafür bezahlt, Sachen richtig hochzuschießen ...
Auch einzelnen jüdischen Gemeinden wurde, ähnlich wie islamischen Gemeinden und Einrichtungen von Migranten, eine Hetzschrift zugeschickt, die deren »Ausweisung aus Deutschland« fordert.

Auch hier wird wieder gefordert von den Bahnsteigkartenkäufer-Revolutionären. Diese Art Artikel haben einen Zweck, die Kulisse der "rechten Bedrohung" hochzuhalten. Geheimdienst benutzen gerne psychisch Auffällige, ich denke nur an den Palme Mord oder Anna Lindt. Man gibt denen Geld, die Täter haben wegen des Jagdscheines keine ernsthafte Bestrafung zu befürchten. Der Dienst erreicht aber sein Ziel.
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
sinemetu
Senator
 
Beiträge: 4476
Registriert: Mo 2. Apr 2012, 18:02

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon sinemetu » Di 28. Jan 2020, 23:42

sinemetu hat geschrieben:Nur noch mal ein Beispiel für die typisch aufbauschende Berichterstattung über "rechte Gefahr".

Warum aufbauschen?

Longipes hat geschrieben:Von einer Analyse des Artikels kann man bei deinen Ausführungen im Übrigen nicht sprechen.
hab ich auch nicht behauptet...

Longipes hat geschrieben:Du stellst entweder Fakten infrage (nicht aus Wissen, sondern auf Basis von Vorurteilen – weil Journalisten ja mit Zahlen spielen)

Nein, wie Journalisten mit Zahlen umgehen, davon habe ich etliche Beispiel hier schon gepostet ...

Longipes hat geschrieben:oder Expertisen (Politikwissenschaftler werden dafür bezahlt, aufzubauschen),

Ich halt mich nur an die Weisheit: cuius panem edo, eius carmem canto

Longipes hat geschrieben:und übergehst zudem wichtige Passagen (die "Bedrohung" wird offenbar empfunden, weil der Landrat ständig "von ihm persönlich zur Rede gestellt" wird, nicht wegen der Briefe).

hm....äh.... wir sprachen von Staatsgefährdung, nicht von Landratsgefährdung. Daß ein Politiker auf der Bühne von dem einen oder anderen mal rüde angefahren oder zur Rede gestellt wird, gehört imho zum Job. Wird er persönlich bedroht, hat er sicherlich einen flinken und willigen Staatsanwalt unter seinen Bekannten und fast alle Rechte auf seiner Seite. Landräte sind ungemein postenverantwortlich. Alle wesentlichen Stellen gehen nur mit seinem Placet weg.

Ich möchte aber noch was zu der "Waffensammlung" loswerden:
280 Kilogramm Sprengstoff, 127 Leuchtkörpern und 500 Sprengkapseln

Was kann man damit machen? Mal angenommen so eine briefschreibender Typ ist wirklich terrorwillig schafft es den Dünger samt Leuchtkörpern und Silvesterknallern zur Explosion zu bringen. Dann geht irgendwo eine Bombe hoch. Ist er skrupellos, sterben ein paar Menschen. Schlimm genug. Und dann? Ist damit der Staat bedroht? Staatsgefährdend und bedrohlich ist ein Putsch, eine Mafia, ein OK und so. Gewinnt irgendjemand durch heimtückisches Bomben und brutales Abknallen von Menschen aus dem Hinterhalt Sympatien? Ja, aber nur Spinner von Spinnern, und die sind Gott sei dank, dünn gesät. Auf den Behördenfluren in Brandenburg gelten die »Reichsbürger« hinter vorgehaltener Hand als »rechte Spinner« - zu recht.

Merke: Bürgerkriegs-Terror, also das Töten Unbeteiligter und Unschuldiger nur um des Aufsehens willen, nützt immer nur denen, die mächtig genug sind, auch die Beurteilung der Tat, also den Narrativ, in den Köpfen der Leute festzuzurren und einen Nutzen draus zu ziehen. Die alte Frage "Cui bono" hilf hier weiter - mit dem Wissen, daß Reich gewöhnlich nicht selber tötet. Reich hat immer die Möglichkeit, töten zu lassen. Lies dir mal die Geschichte von David und dem Hetiter Uria durch!
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
sinemetu
Senator
 
Beiträge: 4476
Registriert: Mo 2. Apr 2012, 18:02

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Tiberis » Mi 29. Jan 2020, 01:36

Longipes hat geschrieben:Tiberis hat geschrieben:Allen Linken gemein ist jedenfalls das Streben nach einer Gesellschaft, in welcher der Staat über die Bürger bestimmt und sie mehr oder weniger bevormundet.

Nein, das ist völlig falsch. Die frühen Linken des 19. Jahrhunderts waren die Radikaldemokraten, welche die Fürstenherrschaft ablehnten und gegen aristokratische Bevormundung kämpften. Die Linken des frühen 20. Jahrhunderts, bspw. die USPD / Spartakisten etc. traten für eine Räterepublik ein. Und andere zu den linken zählende Gruppen wie die Anarchisten fordern eine Gesellschaft, die frei von jeglicher Herrschaft und damit Bevormundung ist. Ihnen allen ging es also um mehr Mitbestimmung und weniger Bevormundung!


Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Aber die Ablehnung der Fürstenherrschaft durch die Radikaldemokraten erscheint mir für das Verständnis der heutigen Linken ziemlich irrelevant. Aber wenn wir schon ins 19.Jh. zurückgehen: Hat da nicht ein gewisser Karl Marx schon die Diktatur (!) des Proletariats gefordert? Soweit ich weiß, beruft sich auch heute noch - allen gescheiterten marxistischen oder pseudomarxistischen Systemen zum Trotz - ein nicht unerheblicher Teil der Linken auf dessen Theorien. Marx hat bis in unsere Zeit das Denken der Linken allemal stärker beeinflusst als irgendwelche frühen Kämpfer gegen aristokratische Bevormundung und anarchistische Utopien. Und ob eine Räterepublik als Hort der Freiheit angesehen werden konnte bzw. kann, sei einmal dahingestellt.
Nur in stabilen parlamentarischen Demokratien konnten linke Parteien bislang keinen größeren Schaden anrichten ( ihre Verdienste um das Wohl der arbeitenden Bevölkerung seien unbestritten!) , in allen anderen Staaten führten linke Alleinherrschaften früher oder später immer zu Misswirtschaft und Diktatur.
Frei nach Schiller könnte man sagen: Wohltätig ist der Linken Macht, wenn sie der Staat bezähmt, bewacht.
Longipes hat geschrieben:Wenn du sagst, das Streben nach einem bevormundenden Staat sei allen Linken gemein, so ist das auch deshalb nicht korrekt, weil die meisten Linken (zumindest zunächst) eher nach dem Gegenteil streben; dass sie aber natürlich in schöner Regelmäßigkeit darin abgleiten, ist eine andere Sache.

Naja, auch so kann man argumentieren. :-o Vielleicht wollten die Sowjets ("zumindest zunächst") ja gar keine Einparteiendiktatur, keine Arbeitslager, keine Zwangsumsiedelungen usw., weil sie in Wahrheit "eher nach dem Gegenteil" strebten ? Was für ein Pech für die Millionen Inhaftierten, Ermordeten, Verhungerten, dass ihre marxistischen Herrscher von ihren hehren Bestrebungen "abgeglitten" sind!
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11862
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Tiberis » Mi 29. Jan 2020, 02:00

Willimox hat geschrieben:Es mag zunächst nicht verständlich sein, warum. Aber nach der Lektüre Unterbergers lausche ich meistens den einfachen Akkorden von Celentanos "Il Ragazzo della Via Gluck" und dann fühlt sich das Leben wieder besser an.

Das wundert mich tatsächlich. Auch ich mag dieses Lied, aber es ist doch sehr wehmütig. Ich verstehe nicht, wie man sich danach besser fühlen kann.
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11862
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Willimox » Mi 29. Jan 2020, 16:28

Salute Tiberis,

Longipes hat wohl mit der Causa Armin Wolf zu Recht angedeutet, wie stark Moderatoren und Parteien versuchen, das öffentliche Meinungsbild in ihrem Sinne zu beeinflussen, auch und gerade durch bohrende Ruppigkeiten (Wolf) und massive Drohungen (Vilimsky, FPÖ, "unterste Schublade", "wird Folgen haben").

https://www.youtube.com/watch?v=JvviCooH0qM

"Il Ragazzo della Via Gluck", Adriano Celentanos Lied (Paolo Conte schrieb den Text), hat für Thrasybulus/Willimox/Willibald mehrfach Bedeutung und Trost:

Bild

https://www.youtube.com/watch?v=iVa4WeZ3wJE

a) Die Gluckstraße in Mailand erinnert an Christoph Willibald Gluck in Italien und die Opernaufführung der Antigone in Rom.

b) Ein Anverwandter von Thras. hatte vor 1945 eine Anstellung als Hauslehrer im Hause Lobkowitz in Prag und war dabei mit dem kleinen Nikolaus betraut. Die Lobkowitz-Familie hat eine enge Beziehung zu Gluck. Nikolaus L. wurde - er musste 1948 mit seiner Familie Prag verlassen - später Leiter der LMU in München, erlebte dort die gewaltsamen Tendenzen der Studentenbewegung, kam dann in das katholische Eichstätt (eine Stadt des heiligen Willibald :book: ) als Leiter an die Universität.

c) Vielleicht hast Du die youtube-Szene betrachten können? Dort singt Celentano sein Lied vor einer riesigen Publikumsschar 1994 in Berlin. Die kennt offensichtlich die erste Strophe auswendig. Wohl nicht alles Italiener. Dieses Lied dürfte etwas Universelles transportieren, die Sehnsucht nach einer ländlichen, grünen, grastragenden Heimat und die Trauer darüber, dass sie mancherorts nicht überleben konnte.

Dies ist die Geschichte von einem von uns,
Der zufälligerweise auch in der Gluckstraße geboren wurde.
In einem Haus am Stadtrand,
Mit ruhigen, werktätigen Menschen.
Da wo einst Gras war, ist heute Stadt
Und dieses Haus im Grünen,
Wo ist es geblieben?

Dieser Junge aus der Gluckstraße,
Der hatte Spaß, mir mir zu spielen
Aber eines Tages sagte er: "Wir ziehen in die Stadt!"
Und er weinte dabei.
Ich fragte ihn: "Freust du dich denn nicht?
Endlich kommst du in die Stadt!
Da hast du all das, was es hier nicht gibt.
Du kannst dich in der Wohnung waschen
Und brauchst dazu nicht auf den Hof zu gehen!"


"Mein lieber Freund" sagte er, "ich bin hier geboren,
Und in dieser Straße bleibt mein Herz!
Warum verstehst du das denn nicht?
Es ist ein Glück für euch, dass ihr weiter barfuß
Hier auf den Wiesen spielen könnt,
Während ich im Zentrum den Staub vom Zement einatmen muss.
Aber, der Tag wird kommen, an dem ich hierher zurückkehre
Und wieder unseren Freund, den Zug, pfeifen hören werde: "Wuu,wuu!"

Die Jahre vergingen, und acht sind lang
Und dieser Junge machte ganz schön Karriere
Aber er vergaß nie sein altes Zuhause.
Jetzt hatte er so viel Geld, dass er das Haus kaufen konnte.
Er kam zurück, aber er konnte seine Freunde von damals nicht mehr finden,
Nur Häuser über Häuser, Teer und Zement.

Da wo einst Gras war ist heute Stadt
Und dieses Haus im Grünen,
Wo ist es geblieben?

Ei, ei,

La la la... la la la la la...

Ey, ich weiß nicht, ich weiß nicht warum
Warum sie immer weiter Häuser bauen
Und nicht das Gras stehen lassen
Nicht das Gras stehen lassen
Nicht das Gras stehen lassen
Nicht das Gras stehen lassen


Ey nein, wenn wir so weiter machen
Wer weiß, wie wir zurechtkommen sollen
Wer weiß,
Wer weiß, wie wir zurechtkommen sollen...


d) Ähnlich wie bei der "Weltmusik" Hubert v. G.s zeigt sich hier eine sentimentalische, aber gar nicht nur passive Haltung. Sie dürfte - bei all ihrer Ambivalenz von Naivität und Aggressivität und Reflektiertheit und Durchsetzungskraft wie Durchsetzungsschwäche - eines der vielen und konträren Motive sein, die wir - auch bei den Grünen und Konservativen und anderswo - bejaht und bekämpft sehen.

Vale
:book:

Bonustrack:

https://www.youtube.com/watch?v=wjWxm7m0otM

https://www.youtube.com/watch?v=pbYpnYUt8uE
"alis nil gravius" (Nycticorax)
Benutzeravatar
Willimox
Senator
 
Beiträge: 2725
Registriert: Sa 5. Nov 2005, 21:56
Wohnort: Miltenberg & München & Augsburg

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Tiberis » Fr 31. Jan 2020, 01:18

Longipes hat geschrieben: Aber wenn du mich um jeden Preis als Apologeten aller in deren Namen begangenen Verbrechen betrachten willst

Nichts liegt mir ferner.Aber du musst mir zugestehen, dass ich einen aufgelegten Elfmeter hin und wieder verwerte. :lol:
Aber - ioco remoto : ich schätze deine unaufgeregte Art des Diskutierens. Wenn alle ideologischen Gegner ebenso sachlich argumentierten, wäre die Spaltung unserer Gesellschaft weit weniger ausgeprägt.

zur "causa Wolf" :
Ich weiß jetzt nicht, worauf du dich konkret beziehst. Der Interviewstil Armin Wolfs ist bekanntlich umstritten und wird keinesfalls nur von den Freiheitlichen kritisiert. Andererseits haben seine Verhöre einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert. Ich persönlich halte Wolf für einen äußerst intelligenten Journalisten, der es geschickt versteht, den Finger in die jeweiligen Wunden zu legen, und der auch Interviewpartner ins Schwitzen bringt, die ihm ideologisch nahestehen.
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11862
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Willimox » Fr 31. Jan 2020, 14:43

Zur Illustration das Höcke-Interview:

https://www.youtube.com/watch?v=YfTo4jgPveE

valete
Thras.
"alis nil gravius" (Nycticorax)
Benutzeravatar
Willimox
Senator
 
Beiträge: 2725
Registriert: Sa 5. Nov 2005, 21:56
Wohnort: Miltenberg & München & Augsburg

Re: Was ist in Deutschland los?

Beitragvon Tiberis » So 9. Feb 2020, 18:16

Der Kandidat der kleinsten Partei wird u.a. mit den Stimmen der AfD (pfui gack!) zum Ministerpräsidenten gewählt und ist also , ebenso wie jene CDU-Abgeordneten, die ihn gewählt haben,mit dem Teufel im Bunde. Chaos bricht aus, Mutti Merkel höchstpersönlich verlangt, "dass dieser Vorgang rückgängig gemacht" werde, man ist zerknirscht und tut Buße.
Als ein mit bundesdeutschem Demokratieverständnis wenig vertrauter Beobachter dieser Politgroteske bin ich einigermaßen irritiert.
Gilt in Deutschland das freie Mandat der Abgeordneten so wenig? Ist es noch demokratisch , wenn die Kanzlerin, die nicht einmal Parteivorsitzende ist, dazu aufruft, eine Abstimmung rückgängig zu machen, nur weil diese nicht der Parteiräson entspricht?
Wohlgemerkt, es wurde ja nicht Herr Höcke gewählt und es war auch keine Koalition mit der AfD geplant.
Wäre dies so, könnte man den ganzen Wirbel ja noch irgendwie nachvollziehen.
Aber wie man es dreht und wendet: Man tut der Demokratie mit Sicherheit nichts Gutes, wenn man die Annullierung einer gesetzeskonform zustande gekommenen Abstimmung fordert. Allfällige Neuwahlen würden darüber hinaus die AfD wohl eher weiter stärken als schwächen.
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11862
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon sinemetu » So 9. Feb 2020, 22:29

Wir sollten den Titel partiell ändern!

"dass dieser Vorgang rückgängig gemacht"

Das ist der eigentliche Skandal. Das ist kein Putsch, aber Staatsstreich schon. Mir fiel das "Ermächtigungsgesetz" ein. Der Lindner geriert sich wie ein Blockflötist.

Allfällige Neuwahlen würden darüber hinaus die AfD wohl eher weiter stärken als schwächen.

Das vermute ich auch. Und im Grunde auch die "Kartellparteien", denn man versucht die Wahlen hinauszuschieben, auch mit dem Ziel, diese gründlicher vorzubereiten. Aus der kommunistischen Praxis weiß ich, wie man das macht.

Geh mal auf Acta Diurna, und sieh Dir den SED-Brief an.
Zuletzt geändert von sinemetu am Mo 10. Feb 2020, 18:03, insgesamt 1-mal geändert.
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
sinemetu
Senator
 
Beiträge: 4476
Registriert: Mo 2. Apr 2012, 18:02

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Willimox » Mo 10. Feb 2020, 16:12

Cluncus, Buncus, Scuncus

Intimidus auf Erinnerungsspeed mit "Ermächtigungsgesetzt" und auf Zitationsstelzenkrücken mit"Acta Diurna".

:chefren:
"alis nil gravius" (Nycticorax)
Benutzeravatar
Willimox
Senator
 
Beiträge: 2725
Registriert: Sa 5. Nov 2005, 21:56
Wohnort: Miltenberg & München & Augsburg

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Zythophilus » Mo 10. Feb 2020, 19:04

Noch einmal zum Lied "Il ragazzo della via Gluck". Hätte ich geahnt, wie nahe ich der Straße in der letzten Woche war, dann hätte ich einen Abstecher unter dem Bahnhofsgelände gemacht. Das Lokal "Birrificio Italiano", wo ich am Mittwochabend war, liegt ca. 300 m von der besagten Straße entfernt.
Für mich hat der Text, der nicht von Conte, sondern von einem Jugendfreund Celentanos stammt, immer so gewirkt, dass Celentano von einem geradezu dörflichen, wenn auch bescheidenen Idyll am äußersten Rande Mailands erzählt.
Die Umgebung der via Gluck sieht nicht so aus, als wäre sie erst in der Kindheit Celentanos, also in den Vierziger und frühen Fünfziger Jahren erschlossen worden, die Gebäude scheinen mir großteils aus den Zwanziger Jahren zu stammen. Die Straße liegt ca. 4 km von Zentrum entfernt.
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 16843
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon sinemetu » Mo 10. Feb 2020, 19:31

Zythofilus, die Legende vom Glück auf dem Land kommt von denen, die dort nie gelebt und gearbeitet haben also von der ersten in der Stadt aufgewachsenen Generation. Denn die, die dort gelebt und gearbeitet haben, zu Hungerlöhnen, sind in die Stadt gezogen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Deren Kinder aber hören dann verklärende Erinnerungen, und schon ist's passiert. Insofern stimmen Deine Beobachtungen schon mit der Baugeschichte überein. Jetzt sind wir schon bei: "Was ist bloß in Italien los?"
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
sinemetu
Senator
 
Beiträge: 4476
Registriert: Mo 2. Apr 2012, 18:02

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Zythophilus » Mo 10. Feb 2020, 22:33

Das Celentano-Lied gilt generell als autobiographisch, denn der Sänger wuchs selber in der via Gluck auf. Die Spannung zwischen Stadt und Land kommt sehr wohl in dem Lied zum Ausdruck, wobei die Probleme beider thematisiert werden. Der in die Stadt gezogene Freund findet nach ein paar Jahren heraus, dass das so idyllisch in Erinnerung behaltene Land mittlerweile auch zur Stadt geworden ist.
So weit ist es schon klar, nur scheint es in der via Gluck aus Celentanos Kindheit und Jugend dieses einfache, aber im Lied positiv gesehene Dorfleben nicht gegeben zu haben. Die Straße ist ca. 4 km vom Zentrum entfernt und liegt neben dem Hauptbahnhof Milano Centrale, der 1931, also sieben Jahre vor Celentanos Geburt, eröffnet wurde. Da gab es keine Felder mit vereinzelten einfachen Bauernhäusern.
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 16843
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Tiberis » Di 11. Feb 2020, 12:11

Von "Dorfleben" und "Bauernhäusern" ist in dem Lied ja nicht die Rede, die Via Gluck lag damals auch nicht "am Land", sondern an der städtischen Peripherie, die in der Nachkriegszeit immer mehr verbaut wurde:
Si tratta di una canzone biografica: la via Gluck del quartiere Greco di Milano era una via periferica adiacente alla linea ferroviaria[2] dove il cantante viveva da ragazzo con la famiglia, che nel dopoguerra conobbe un rapido processo di urbanizzazione.(Wikipedia)
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11862
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

VorherigeNächste

Zurück zu Sonstige Diskussionen



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 18 Gäste