Vorwand

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Vorwand

Beitragvon sinemetu » Sa 21. Mär 2020, 07:40

Der Vorwand ist etwas ähnliches, wie ein Einwand. Der Einwand ist ein Argument, welches in einer Situation eingewunden wird in eine Diskussion. Der Vorwand ist auch ein Einwand, allerdings ein spezieller. Sein Ziel ist es, ein bestimmtes Verhalten zu produzieren und die dahinterstehende Absicht zu verbergen, indem eine andere Absicht vorgetäuscht wird. Wenden und winden sind Positiv und Kausativ ein und desselben Verbums. Winden hat 2 Präterita, er wand ein und er wendete ein. Das Präteritum von winden ist imho dasselbe.

Ich weiß nicht, wie es war, als die Leute ihren "Bescheid" bekamen, sich nach Auschwitz zu begeben. Wie wurde diese Sache eigentlich mitgeteilt? Stand da drauf: Sie werden jetzt nach Auschwitz deportiert. ?Wenn ja, all diese Worte hatten ja damals noch nicht diese spezielle Bedeutung. Gibt es eigentlich noch Quellen darüber? Wenn jemandem die bürgerlichen Freiheiten genommen werden, dann passiert dies immer unter einem Vorwand, der an die bürgerlichen Pflichten appelliert.

https://books.google.com/ngrams/graph?c ... en%3B%2Cc0

https://www.youtube.com/watch?v=TzTr_RjtgUk&t=1313s
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Re: Vorwand

Beitragvon marcus03 » Sa 21. Mär 2020, 07:59

z.B.:
Am Abend des 12. Februar suchten jeweils zwei SA-Männer die jüdischen Wohnungen auf, überwachten das Packen, löschten die Ofenfeuerung und versiegelten die Türen. Die genaue Vorgehensweise wurde in einem ausführlichen Merkblatt[

https://de.wikipedia.org/wiki/Deportati ... eutschland
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Re: Vorwand

Beitragvon sinemetu » Sa 21. Mär 2020, 08:14

Von diesem ziemlich lyrischen Text konnte ich Konkretes zur Sachfrage nur entnehmen:

Im amtlichen deutschen Schriftverkehr und in Richtlinien[9][10][11] wurde der Begriff Deportation meist verharmlosend und scheinbar technisch umschrieben; die Juden wurden „abbefördert“, „ausgesiedelt“, „umgesiedelt“, „evakuiert“ oder „zur Abwanderung gebracht“,[12] eine „Wohnsitzverlegung nach Theresienstadt“[13] durchgeführt und das Reich „von Juden geleert und befreit.“[14]


Als Vorwand kann eigentlich nur "evakuiert" und "Wohnsitzverlegung nach Teresienstadt" gelten. Typisch für einen Vorwand ist das Verstecken der wahren Absicht hinter humanitär begründendem Vorwand.

Es müßten sich doch Originale erhalten haben. Heute würde es wahrscheinlich heißen: Theresienstadt hat das schnellste Internet. Dort gibt es Arbeitsplätze.
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Re: Vorwand

Beitragvon marcus03 » Sa 21. Mär 2020, 08:29

Interessant ist die Etymologie von WAND:
Wand f. ‘senkrecht stehende, raumbildende und -abtrennende Fläche’, ahd. (8. Jh.), mhd. mnd. mnl. want, nl. wand gehört als ablautendes Verbalnomen zu der unter ↗winden (s. d.) behandelten Wortgruppe. Es bezeichnet ursprünglich die nach germanischer Bauweise aus Zweigen gewundene oder geflochtene, dann mit Lehm bestrichene Wand. Vgl. auch mit anderer Stammbildung (als u-Stämme) anord. vǫndr ‘Zweig, Stock, Rute’, got. wandus ‘Rute’, eigentlich ‘Gewundenes’ bzw. ‘zum Winden Gebrauchtes’.
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Re: Vorwand

Beitragvon sinemetu » Sa 21. Mär 2020, 08:38

War mir bekannt. Hatte es glaub ich, auch hier schon * gepostet. Auch ein Vorwand ist "Gewundenes", man windet sich qualvoll argumentativ, und schämt sich, auf der falschen Seite zu stehen. Auch ist der Vorwand eine Wand gegen die draußen wehenden "Wind" (der Geschichte). Findest Du, Markus 03 ein Original Dokument mit Vorwand?
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Re: Vorwand

Beitragvon marcus03 » Sa 21. Mär 2020, 08:49

sinemetu hat geschrieben:Findest Du, Markus 03 ein Original Dokument mit Vorwand?

Was genau meinst du mit Original? Aus welchen Quellen z.B.?

https://www.linguee.de/deutsch-englisch ... rwand.html
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Re: Vorwand

Beitragvon sinemetu » Sa 21. Mär 2020, 08:53

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Findest Du, Markus 03 ein Original Dokument mit Vorwand?

Was genau meinst du mit Original? Aus welchen Quellen z.B.?


Na, ich meine so einen Bescheid einer deutschen Behörde an Juden, sie hätten sich aus dem und dem Grund dort und dort einzufinden. Sowas muß es doch geben.
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