Osterbeben

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Osterbeben

Beitragvon sinemetu » Mo 13. Apr 2020, 20:22

Hallo Mystika, ich habe den Text des Holländers zum Benedikt Buch vom Ostergeschehen gelesen.

Was ist eigentlich mit dem Vulkanausbruch (Finsternis, 6-9 Stunde). Von dem müßte es doch Spuren geben?
Sonnenfinsternis wegen der Länge nicht denkbar. Aber Erdbeben und Finsternis passen bei Vulkan Ausbruch zusammen. Die Finsternis ist übrigens auch in Ägypten beobachtet worden.
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Re: Osterbeben

Beitragvon marcus03 » Di 14. Apr 2020, 11:27

sinemetu hat geschrieben:Was ist eigentlich mit dem Vulkanausbruch (Finsternis, 6-9 Stunde). Von dem müßte es doch Spuren geben?

Dabei handelt es sich nur um ein dramaturgisches Mittel/literarische Fiktion ohne jedwede Historizität.
Man hatte lange Zeit sich solche Details und Effekte aus theologischen Gründen auszudenken.
Der historische Wert der Evangelien geht bekanntlich gegen Null, sie sind aus dem Osterereignis/-erfahrung heraus entstanden, egal, wie man sich das/diese vorzustellen hat.
Man muss sie diesbezüglich mit größter Vorsicht und Skepsis lesen.
Die Bibel ist ein Glaubensbuch, kein modernes Geschichtsbuch.
Die Theologie sollte sich auf das Theologische beschränken bei der Exegese,
und das Historische den Historikern überlassen, wenn sie nicht immer wieder
im Blick auf historischen Fakten Schiffbruch erleiden und belächelt werden will.
Sie hat genug Schindluder getrieben mit angeblichen historischen Fakten
und dabei oft den Blick fürs Wesentliche verloren.
Unter den Folgen leiden wir noch heute, obwohl die historisch-kritische Methode
kräftig aufgeräumt und ausgemistet hat. Beim Fußvolk ist davon wenig ankommen
bzw. soll gar nicht ankommen, weil dann für viele Welten zusammenbrechen würden.
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Re: Osterbeben

Beitragvon sinemetu » Di 14. Apr 2020, 12:22

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Was ist eigentlich mit dem Vulkanausbruch (Finsternis, 6-9 Stunde). Von dem müßte es doch Spuren geben?

Dabei handelt es sich nur um ein dramaturgisches Mittel/literarische Fiktion ohne jedwede Historizität.

Das ist erst mal eine Behauptung! Es gibt aber dafür einen ausserbiblischen Zeugen..
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Re: Osterbeben

Beitragvon marcus03 » Di 14. Apr 2020, 12:24

Welchen?
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Re: Osterbeben

Beitragvon sinemetu » Di 14. Apr 2020, 14:05

In Briefen unter dem Namen des Dionysius Areopagita behauptet der Autor (Pseudo-Dionysius Areopagita), er habe zur Zeit der Kreuzigung von Heliopolis aus eine Sonnenfinsternis beobachtet. Der namengebende Dionysius (Apg 17,34) stammte aus Athen und soll eine klassisch-griechische Erziehung erhalten haben. Er habe in Heliopolis Astronomie studiert, wo er zusammen mit seinem Freund Apollophonos Zeuge der Sonnenfinsternis zum Zeitpunkt des Todes Jesu geworden sein soll. Er soll während der Finsternis gesagt haben: „Entweder leidet jetzt der Schöpfer der ganzen Welt oder die sichtbare Welt geht zu Ende.“[21]

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Finsterni ... igung_Jesu
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Re: Osterbeben

Beitragvon marcus03 » Di 14. Apr 2020, 15:04

Sowohl die literarischen Abhängigkeiten seiner Schriften als auch Zitate in seinem Werk weisen auf den antiochenischen Raum als Herkunftsort. Auch sein auffällig umständliches Griechisch kann mit der damals dort praktizierten Zweisprachigkeit begründet werden. Vermutlich handelte es sich um einen syrischen Mönch. Eventuell stand er der theologisch-philosophischen Schule von Cäsarea nahe.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pseudo-Di ... Areopagita

Der Mann ist sicher kein neutraler, unvereingenommener Zeuge.

Zudem zuviel Zufall: Warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt? Das das Ganze theologisch motiviert
ist offensichtlich. Dramatik pur um ein Ereignis, das man historisch ganz banal erklären
kann: Unruhestifter wird gewaltsam zu Unrecht bzw. ohne echte Rechtsgrundlage beseitigt, weil systemgefährdend, zu populär und geschäftsschädigend und viel zu menschlich und liberal für damalige Verhältnisse und Religionsführer, um es grob zusammenzufassen.
Es war ein klassischer Justizmord. (vgl. Josef Blinzler, Der Prozess Jesu)
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Re: Osterbeben

Beitragvon sinemetu » Di 14. Apr 2020, 15:14

Wenn es eine astronomische Sonnenfinsternis, also Bedeckung der Sonne durch den Mond gewesen sein sollte, die dauert keine drei Stunden, wie bei den Synoptikern angegeben, sondern nur wenige Minuten. Und das müßte auch der Astronomiestudent gewußt haben. Wenn es aber ein Vulkanausbruch war, mit beiläufigem Erdbeben ...
Zuletzt geändert von sinemetu am Di 14. Apr 2020, 20:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Osterbeben

Beitragvon marcus03 » Di 14. Apr 2020, 16:18

Welcher Vulkan?
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Re: Osterbeben

Beitragvon medicus » Di 14. Apr 2020, 20:44

marcus03 hat geschrieben:Welcher Vulkan?

„Offensichtlich gibt es keine Satellitendaten aus dem Jahr 44 v. Chr., aber wir haben unsere Informationen in ein modernes Klimamodell eingespeist und das Geschehen während der ersten Tage und Wochen nach dem Ausbruch rekonstruiert. Dieses Bild überprüften wir dann mit unseren Auswertungen aus den Klimaarchiven und den historischen und archäologischen Daten
.“
https://www.deutschlandfunk.de/vulkanau ... _id=465583
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Re: Osterbeben

Beitragvon sinemetu » Di 14. Apr 2020, 21:04

Wegen Erdbeben sagte ich Vulkan, und frage, ob davon schon in der Stratigrafie bei Ausgrabungen was entdeckt worden ist.

Es bleibt natürlich auch das hochhypothetische Erlöschen des Sonnenfeuers für jene drei Stunden ... aber dann wäre der Mond nicht rot gewesen ...
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Re: Osterbeben

Beitragvon marcus03 » Mi 15. Apr 2020, 06:08

Im Zweifel einen wissenschaftlichen Bibelkommentar befragen z.B.
https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlag ... -matthaeus
In Exkursen werden solche Fragen abgehandelt und umfassend geklärt.

vgl:
Die Extremerfahrung, dass buchstäblich „der Boden unter den Füßen schwankt“, legte eine religiöse Deutung nahe und eignete sich umgekehrt als → Metapher in der religiösen Sprache. Innerhalb der biblischen Tradition wurde das Erdbeben so zu einem festen Topos, der seine eigene Dynamik entwickelte. Tatsächlich erfahrene Erdbeben wirkten vermutlich als Katalysatoren des traditionellen Metapherngebrauchs Sowohl im Alten wie im Neuen Testament lässt sich die Verwendung des Motivs „Erdbeben“ vor allem in zwei sich teilweise überschneidenden Bereichen feststellen: Als Begleiterscheinung einer → Theophanie (2.) und als endzeitliches Strafgericht (3.).

https://www.bibelwissenschaft.de/wibile ... cb6dd579d/
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Re: Osterbeben

Beitragvon sinemetu » Mi 15. Apr 2020, 08:58

Hallo Marcus03.... im Zweifel auch den eigenen Verstand benutzen ...

Ich habe mal mit der Familie ein Erdbeben erlebt, und zwar in dem auf relativ lockerem Sediment erbauten Rom. Es ist noch nicht allzulange her. Ich habe gesehen, wie die Türen sich bewegten, gehört, wie der Schornstein über unserer Wohnung zusammenkrachte, habe die Frauen schreien gehört und gesehen, wie sie alle in den Hausflur und nach unten rannten. Habe das Erdbeben selber gehört, dieses raumfüllende kreischende Geräusch, welches man nicht orten kann, habe erlebt, wie der ganze Verkehr in der Metropole plötzlich Stille stand, wie die Leute alle aus den Geschäften auf die Straße liefen und durcheinander schnatterten. Ich weiß aus eigenem Erleben, was ein Erdbeben ist, und bin überzeugt, daß jeder, der sowas miterlebt hat, dies nicht vergessen wird und sein Leben lang weiß, was ein Erdbeben ist. Das Beben selber war nur über etwa eine Minute, vielleicht waren es insgesamt 10 Minuten, die das tägliche Normal unterbrochen hatten. Aber diese 10 Min. waren ein kommunes Erleben aller sich in Rom befindlichen Personen, und jeder hat seine persönliche kleine Geschichte, weil das Beben so stark war, daß man es bemerken mußte.

Ich brauche von der Sache her niemanden, der mir ein Erdbeben zu einem psychischen Erleben umdeutet. Solche Theorien können nur in einem weitgehend erdbebenfreien Land wie D. entstehen. Was dieser Kommentar macht, ist die Leute mit "wissenschaftlicher" Sprache für doof verkaufen. Sie zeigen aber, zu welchen Leistungen ein von der Realität abgekoppeltes Hirn fähig ist.
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Re: Osterbeben

Beitragvon marcus03 » Mi 15. Apr 2020, 09:44

Du vergisst eines:
Soviel Zufall auf einmal: Der Vorhang reißt, die Erde bebt "pünktlich", Jesu zitiert einen Psalm etc.
Das hat doch mit objektiver, historischer Berichterstattung nichts zu tun!
Hier geht es um nachösterliche Theologie pur!
Ebenso:
Eine Heilsgeschichte gibt es historisch nicht. Die Evolution ist eine grausame Unheilsgeschichte!
Mit Mythen, Idealisierungen u.ä. versucht der Mensch zu allen Zeiten Sinn in etwas hineinzubringen,
den es objektiv nicht gibt. Den Sinn muss er selber schaffen bzw. stiften. Den Sinn an sich gibt es nicht.
Was sollte er auch sein? :nixweiss:
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Re: Osterbeben

Beitragvon sinemetu » Mi 15. Apr 2020, 09:52

Wechseln wir den Schauplatz.

Die Haruspices schnitten in Gedanken einen gewissen Bereich aus der Wirklichkeit heraus, den sog. Templum, den sie dann contemplierten. Sie beobachteten, welche Vögel erschienen, was die machten, wie die sich zueinander verhielten, etc. Und daraus wurde dann die "Nachricht", das heißt, sie bedeuteten das Geschehen. Aber wichtig: Zuerst beobachteten Sie! Erschien ein Specht, war der von Vater Mars, ein Aquila kam von Jupiter .... es wäre jetzt falsch zu folgern, sie hätten die Vögel nicht gekannt oder hätten sie nicht unterscheiden können. Und wenn hundertmal die späten Zeiten über diese Disziplin lachten, die Mantik ist bis auf unsere "aufgeklärten Tage", die Königin unserer Entscheidungen, auch wenn wir diese Disziplin nicht mehr systematisch betreiben, aber unser "Bauchgefühl" trifft weitaus mehr der täglichen Entscheidungen als unsere Ratio.
Zuletzt geändert von sinemetu am Mi 15. Apr 2020, 09:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Osterbeben

Beitragvon medicus » Mi 15. Apr 2020, 09:55

Worum geht es eigentlich genau in der Diskussion zwischen Sinemetu und marcus03? :roll:
Man belehre mich bitte!
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