heben - haben

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heben - haben

Beitragvon sinemetu » Do 21. Mai 2020, 09:40

Das heben nur eine dem. Version von haben, erschließt sich aus der Form erhaben. Was ich aufhebe, habe ich...

https://www.dwds.de/wb/heben
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Re: heben - haben

Beitragvon medicus » Do 21. Mai 2020, 12:02

sinemetu hat geschrieben: Was ich aufhebe, habe ich...

Ne, ne ne! Du hast es wohl aufgehoben, aber wenn es dir nicht gehört, dann hast du es nicht.
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Re: heben - haben

Beitragvon sinemetu » Do 21. Mai 2020, 12:19

medicus hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben: Was ich aufhebe, habe ich...

Ne, ne ne! Du hast es wohl aufgehoben, aber wenn es dir nicht gehört, dann hast du es nicht.


Das Wort spaltete sich ab, als die normative Kraft des Faktischen noch Recht war.

Vor allem: heben ist das Konkrete, haben die Abstraktion!
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Re: heben - haben

Beitragvon Tiberis » Fr 22. Mai 2020, 22:54

medicus hat geschrieben:aber wenn es dir nicht gehört, dann hast du es nicht.

Irrtum! ich kann sehr wohl eine Sache "haben" (= in meiner Gewahrsam haben = besitzen), ohne dass sie mir gehört. Wenn ich aus deiner Wohnung ein paar Wertgegenstände stehle, bin ich deren (wenn auch nicht rechtmäßiger) Besitzer, solange ich sie in meiner Gewalt habe. Gehören tun sie mir naturgemäß nicht. Als rechtmäßiger Besitzer (z.B. als Mieter) genieße ich Besitzschutz sogar gegenüber dem Eigentümer.
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Re: heben - haben

Beitragvon sinemetu » Sa 23. Mai 2020, 06:51

Deswegen haben wir auch die beiden unterschiedlichen Wörter für Eigentum, gehören und haben. Gehören meint übrigens, daß die Sachen auf ihren rechtmäßigen Besitzer hören, eine Erfahrung die man schon in Urzeiten gemacht hat, daß nämlich gestohlene Dinge sich gegen ihren Dieb wehren, bzw. ihm Unglück bringen. Eine Erfahrung, die z. B. die Urvölker dazu brachte, alle Waffen einer Person dieser mit in's Grab zu geben, damit kein noch Lebender durch diese "scharfen" Dinge möge verletzt werden. Aus dieser Institution heraus hat Gott auch den Israeliten befohlen, nichts von den Amalekitern in den eigenen Besitz hinüberzubringen. Heute hat fast niemand Respekt vor fremdem Gut in diesem Sinne, und man interpretiert die Sitte der Mitbestattung von Dingen damit, daß der Verstorbene diese Dinge im "Jenseits" benötige. Dieser Glaube aber ist ein bis heute wuchernder Irrglaube.
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Re: heben - haben

Beitragvon marcus03 » Sa 23. Mai 2020, 08:26

sinemetu hat geschrieben:Gehören meint übrigens, daß die Sachen auf ihren rechtmäßigen Besitzer hören

Mit welchen Ohren? :?
Der Hund kommt, wenn man ihn ruft, die Katze vlt., aber ein Tisch wohl kaum. ;-)

gehören Vb. ‘in Besitz sein’, reflexiv ‘sich gebühren, geziemen’, ahd. gihōren ‘hören, vernehmen, an-, erhören, zuhören, gehorchen’ (8. Jh.), mhd. gehœren, asächs. gihōrian, mnd. gehōren, aengl. gehīeran, gehēran, got. gahausjan sind verstärkende Präfixbildungen zu dem unter ↗hören (s. d.) behandelten Verb. Noch in mhd. Zeit gilt die Bedeutung vom Simplex hören, nämlich ‘akustisch wahrnehmen, vernehmen’, auch ‘zuhören, gehorchen’, woraus sich im 14. Jh. der Sinn der Zugehörigkeit (zu einer Familie und dgl.) und des Besitzes und Eigentums entwickelt. Aus dem rechtlichen Anspruch auf Besitz erklärt sich die Bedeutung ‘zukommen, gebühren, geziemen’. gehörig Adj. ‘gehörend, gebührend, ordentlich’ (15. Jh.), ahd. gihōrīg (8. Jh.), mhd. gehœrec ‘folgsam, gehorchend’. angehören Vb. ‘zu eigen sein, Teil von etw. sein’, mhd. anegehœren; dazu angehörig Adj. ‘dazu gehörend’ (15. Jh.), substantiviert Angehörige Plur. ‘(Familien)mitglieder, Verwandte’ (16. Jh.). zugehörig Adj. ‘Teil eines Ganzen bildend, dazu gehörend’ (16. Jh.).
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Re: heben - haben

Beitragvon sinemetu » Sa 23. Mai 2020, 08:32

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Gehören meint übrigens, daß die Sachen auf ihren rechtmäßigen Besitzer hören

Mit welchen Ohren? :?
Der Hund kommt, wenn man ihn ruft, die Katze vlt., aber ein Tisch wohl kaum. ;-)


Marcus03. ... dann hast Du schlechte Ohren! Hast Du noch nie etwas gesucht und bemerkt, wie das Gesuchte zu Dir wollte, sich aber aus dem und dem Grunde keinen Zutritt zu Deinem Bewußtsein verschaffen wollte? Das Hören ist eine Funktion des Eigentums. Deswegen auch Herr! Anklang vincit!

Das dazugehörige ist die Stimme. Die Dinge kennen die Stimme. Wenn ich was suche, rufe ich immer laut: Schere, wo bist Du, meistens antwortet sie aus dem Kinderzimmer. Die Schafe kennen auch genau die Stimme des Hirten.
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Re: heben - haben

Beitragvon marcus03 » Sa 23. Mai 2020, 08:49

Vlt. war deine Schere im früheren Leben mal ein Schaf.
Hör mal genau hin! Vlt. klingt die Antwort nach Blöken. ;-)

Wenn ich was suche und rufe, schert sich das Gesuchte nicht darum. Vermutlich weils aus
China oder sonstwoher kommt und kein Deutsch versteht. :lol:
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Re: heben - haben

Beitragvon sinemetu » Sa 23. Mai 2020, 08:54

marcus03 hat geschrieben:Vlt. war deine Schere im früheren Leben mal ein Schaf.
Hör mal genau hin! Vlt. klingt die Antwort nach Blöken. ;-)

Spass beiseite!

marcus03 hat geschrieben:Wenn ich was suche und rufe, schert sich das Gesuchte nicht darum.

Woher weisst Du es? Achte mehr auf die Obertöne. Ich kann Dir nur empfehle, Dein Gehör zu schärfen. Das ist übrigens ein rein zerebraler Vorgang. Ursprünglich sind wir Ohrentiere, das Auge kam später...., erst als das Ohr versagte.

marcus03 hat geschrieben:Vermutlich, weil's aus China oder sonstwoher kommt und kein Deutsch versteht. :lol:
Das ist Unsinn. Es hört auf Deine Stimme, nicht auf Deine Sprache.
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Re: heben - haben

Beitragvon medicus » Sa 23. Mai 2020, 09:27

sinemetu hat geschrieben:
Gehören meint übrigens, daß die Sachen auf ihren rechtmäßigen Besitzer hören

Und wenn du eine Schere suchst, die einem anderen Familienmitglied gehört, findest du diese dann weniger leicht?
Es ist das Denken an den Gegenstand und das Erinnern, wo man ihn zuletzt benutzte, wenn man ihn rasch wiederfindet. Deine Ohrentheorie hast du wohl selbst erdichtet :roll:
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Re: heben - haben

Beitragvon sinemetu » Sa 23. Mai 2020, 09:44

medicus hat geschrieben:Es ist das Denken an den Gegenstand und das Erinnern, wo man ihn zuletzt benutzte, wenn man ihn rasch wiederfindet. Deine Ohrentheorie hast du wohl selbst erdichtet :roll:


Das klingt dem Hirnforscher plausibel, was Du sagst, Medicus, und ich praktiziere dieses Suchen auch und interpretiere es auch genau so, wie Du sagst. Mein Spruch: "Heiliger st Florian, zeig mir mal xy an!" wirkt dann als zerebraler Türöffner zu tieferem Erinnern, könnte man denken. Interessanterweise stellt sich heraus, daß man, vorausgesetzt, man sucht längere Zeit schon, wenn man den Schlüsselspruch benutzt, oft schon am Ort steht. Es werden nur noch die Augen geöffnet. Weil ich sehr schusselig bin, habe ich große Erfahrung im Suchen.

Mach aber mal bitte eine Statistik, wie oft Du den Gegenstand genau dort findest, wo Du ihn erinnerlich zuletzt benutzt hast, und wie oft an vollkommen anderem Ort, und sich dann später herausstellt, wie es dorthin gelangt ist. Erfahrungsgemäß ist die Wirklichkeit komplizierter als die Vorstellung von dieser.

Hast Du noch nie beobachtet, daß, wenn Du nach etwas Unbestimmten länger suchst, sich die interessante Trefferzahl erhöht, von unerwarteter Seite wichtige Information auf Dich trifft, sich bisher nicht gesehene Türen öffnen. Ich halte das Hören für eine nichtmaterielle, quasivitale Funktion der Materie.
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