ἐμπειρία

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ἐμπειρία

Beitragvon sinemetu » Di 26. Mai 2020, 20:34

ob die Grammatik eine τέχνη oder nur eine ἐμπειρία sei

Quelle: https://ifa.phil-fak.uni-koeln.de/filea ... reiner.pdf

Was ist eigentlich ἐμπειρία, wenn es von πειράζω kommt?
Soll es das Ausgeprobte, des Erprobte sein? Wieso das ἐμ? Inventio?
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon medicus » Di 26. Mai 2020, 20:44

In wie vielen Sprachen ist du kundig? Ich tippe auf Deutsch, Englisch, Ungarisch, Polnisch, Russisch, Ägyptisch, Griechisch und Latein, oder sind es noch mehr? :hail:
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon sinemetu » Di 26. Mai 2020, 21:22

medicus hat geschrieben:In wie vielen Sprachen ist du kundig? Ich tippe auf Deutsch, Englisch, Ungarisch, Polnisch, Russisch, Ägyptisch, Griechisch und Latein, oder sind es noch mehr? :hail:

Es heißt übrigens: Wie vieler Sprachen bist Du kundig? peritus + Gen. obj. Kundig ist der richtige Ausdruck. Ich würde nicht sagen, ich kann Latein sprechen, aber hinreichend lesen. Daß kundig von können kommt, weiß niemand mehr. Der Ortskundige weiß auch nicht alles. Aber er kann weiterhelfen. per - itus meint wohl, er ist wohl nicht durchtrieben, aber durch den Ort gegangen.
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon marcus03 » Mi 27. Mai 2020, 06:07

sinemetu hat geschrieben:Wieso das ἐμ


em > < en (Präposition mit Dativ) = in, an, auf, unter

Empirie f. ‘Erfahrung, auf Beobachtung der Tatsachen beruhende Erkenntnismethode’, entlehnt (Mitte 18. Jh.) aus spätlat. empīria, griech. empeiría (ἐμπειρία) ‘Erfahrung, durch Erfahrung gewonnene Einsicht, Kenntnis’, im Griech. besonders von der Praxis der empirischen Ärzteschule.
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon sinemetu » Mi 27. Mai 2020, 06:28

Danke, Markus03, aber das ist keine Antwort auf die Frage: "Wieso das em?" Bin grade vom Morgenspaziergang zurückgekehrt... wunderschön ...
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon marcus03 » Mi 27. Mai 2020, 07:02

Was genau ist deine Frage?
n wird zu m wegen des folgenden Pi (vgl. Empathie < en, pathos)

PS:
Ob das auch beim Namen Empedokles der Fall ist, dessen Etymologie interessant wäre.
Finde leider nicht dazu im Netz. Ich vermute: en, pous, kles <kalein :nixweiss:
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon sinemetu » Mi 27. Mai 2020, 07:10

marcus03 hat geschrieben:Was genau ist deine Frage?
n wird zu m wegen des folgenden Pi (vgl. Empathie < en, pathos)

n assimiliert vor Labial zum m, das ist altbekannt, wie in Empirie, Empathie, bei Empfinden und empfehlen ist sogar das p noch hingewachsen.

Ich sagte, πειράζω heißt versuchen. Warum aber das "ein" bzw. "in" davor? Ich versuche das Wort zu verstehen. Ist es so wie in-ventio zu verstehen?
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon marcus03 » Mi 27. Mai 2020, 07:27

Es gibt auch ein Nomen: peira, as = der Versuch
Damit wird empeiria gebildet.
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon Sapientius » Mi 27. Mai 2020, 17:02

marcus03 hat geschrieben:Ob das auch beim Namen Empedokles der Fall ist, dessen Etymologie interessant wäre.
Finde leider nichts dazu im Netz. Ich vermute: en, pous, kles <kalein :nixweiss:


Von pous gibt es pede, Fußfessel, (wie l. peda, im-ped-ire, ex-pedire), davon empedos standhaft, unerschütterlich; -kles von kleos Ruhm (letztlich von kalein), also "der durch Standhaftigkeit Berühmte".

bei Empfinden und empfehlen ist sogar das p noch hingewachsen.


Ebenso bei empfangen und empfehlen; und bei "Eimer" ist ein b "hinausgewachsen", nämlich von "Ein - ber", ein Gefäß "für einen zum Tragen"; vgl. "Zu-ber", Gefäß für zwei zum Tragen.

Zum em- von empeiria: bei Wortbildungen muss einfach auch von Fluktuationen ausgehen, die Wörter sind nicht am grünen Tisch entworfen worden, die rationalistischen Erklärungen führen nicht immer zum Ziel.

Die Rhizologie von em-peiria ist sehr reichhaltig, es hängt zusammen mit l. per durch, peiraomai versuchen; peran jenseits, peras Ende; auch mit o-Stufe, poros Durchgang (daher unsere Poren, Durchgänge), poreuomai sich aufmachen; bei Platon gibt es die A-porie, wenn es nicht weitergeht, d.h. man kommt nicht durch; l. periculum, ex-peri - ri durchkommen; per - ire "ver - gehen"; also geht wohl auch unsere Vorsilbe ver- auf dieses per zurück.
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon sinemetu » Mi 27. Mai 2020, 17:52

Wenn πειράζω und 1 2 3 πορεύομαι homoiorhiz sind, dann ist versuchen schon eine weit übertragene Übersetzung, Es gibt eventuell ein Gegensatz zwischen dem zielsicheren Marschieren, welches schon weiss, wohin, und dem eher tastenden einfachen, ziellosen Losfahren, wie es die Peiraten machen, unter dem Motto: "schaun mer mal", wie zwischen Peiras (Ende) und poros (Durchgang). Die Aporie ist ja eine Ausweglosigkeit, sie ist, um es mit einer Modevokabel zu sagen, alternativlos.

Das:
Ebenso bei empfangen und empfehlen; und bei "Eimer" ist ein b "hinausgewachsen", nämlich von "Ein - ber", ein Gefäß "für einen zum Tragen"; vgl. "Zu-ber", Gefäß für zwei zum Tragen.

kannt ich noch nicht, und ist sehr schön! Danke

Sapientius, wieso hast Du erst so wenig Postings. Du bist doch schon lange dabei?
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon medicus » Do 28. Mai 2020, 12:27

sinemetu hat geschrieben:Sapientius, wieso hast Du erst so wenig Postings. Du bist doch schon lange dabei

Du musst die Beiträge von Prudentius addieren (3579)
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon Sapientius » Fr 29. Mai 2020, 07:30

porta kommt auch daher, "Durchgang", vllt. auch parare, "durchbringen", sogar parere pario (?), gebären heißt ja, den neuen Erdenbürger durch die Enge bringen.
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon sinemetu » Fr 29. Mai 2020, 07:46

Sapientius hat geschrieben:porta kommt auch daher, "Durchgang", vllt. auch parare, "durchbringen", sogar parere pario (?), gebären heißt ja, den neuen Erdenbürger durch die Enge bringen.


Wenn Du es sagst, stimme ich Dir bei Porta und pario sofort zu, obwohl ich noch nie dran gedacht hatte. Aus Porta dann portare "etwas hindurchtragen", was dann zu "tragen, bringen" verkürzt. Portare ist dann eine spätere Entwicklung und parare müsste früher dazu sein, wenn, es hierher gehört, denn es hat viele Zweige - se-parare, ab-parare ....

Das Gehirn könnte eigentlich für jede neue Bedeutung einen neuen Stamm kreiren. Das macht es aber nicht, weil es das Erinnern verschwierigt. Es verbindet neue Bedeutungen mit Teilen bekannter Worte, indem es einen Teil eines Wortes nimmt, und etwas daran verändert, z. B. den Vokal (par, per, por) oder vorn oder hinten was anheftet. Dabei nutz es mnemotechnisch Analogien. z.B. für Abstraktionen im Dt. die Endung -keit.
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon marcus03 » Fr 29. Mai 2020, 08:19

porta, ae, f. (zu Wz. *per- zu etw. durchdringen, altind. píparti, führt hinüber, griech. πείρω, durchdringe, durchbohre, πόρος, der Durchgang,

pario, peperī, partum, paritūrus, ere (zu Wurzel *per, bringe hervor in griech. επορον, brachte, gab), gebären, hecken, I) eig.: a) von Frauen, quintum (zum fünften Male),
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Re: ἐμπειρία

Beitragvon Sapientius » Fr 29. Mai 2020, 18:59

Noch ein Anhängsel: in der biblischen Geographie gibt es eine Provinz "Peräa", von peras "jenseits (des Jordans)", also "Transjordanien", sie gehörte einmal zum syrischen Seleukidenreich, einem der Diadochenreiche, Nachfolgern des Alexanderreiches.
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