von sinemetu » Di 9. Jun 2020, 07:41
Diese Umschreibung ist nicht falsch, aber auch nicht hilfreich, es muß dafür ja einen sprachwissenschaftlichen Terminus geben. Sieht man sich den Kontext an, sind zwar beide Wendungen auch sachlich richtig, die zweite aber trifft den Kern. Lapsus linguae ist also hier falsch am Platze, denn beide Wendungen sind gedacht und auch richtig. Es ist auch nicht richtig, daß den Sprecher die Gedanken "überwältigt" haben, daß er sich also des Gedankenflusses nicht mehr erwehren konnte. Er hätte ja formulieren können, "durch diese angebotene Hilfe des Befehlspräsentieren wir dem Programmieren viel Arbeit abgenommen". Hat er aber nicht. Das Wort Programmierhilfe steht in seinem Denkzentrum, deswegen "Hilfe", aber dann funkt schon die Erkenntnis oder der Schluß, daß durch die Hilfe ganz viel "Arbeit abgenommen" wird, und dieser in wachsender Präsenz anstehender Gedanke schießt dann noch das "abgenommen" in letzter Sekunde als Schlußbaustein in den Satz.
Ginge es um ein Wort, spräche man von Kontamination. Es kann auch sein, daß es den Begriff noch nicht gibt, obwohl jeder die Situation kennt, die in der heutigen Vielredner-Welt nicht selten ist. Die Leute brabbeln ja dann ganzen Tag, da passiert sowas schon mal, daß man, während man den einen Satz noch nicht beendet hat, den anderen schon zu Ende gedacht hat. Das wäre dieselbe Situation, nur auf Satzeben. Hier ging es ja um die Kontamination zweier fester Verbindungen. Mutatio Formularum oder Mutatio sententiarum ist zu steif und klingt zu gelahrt, erlaubte aber beide Phänomene als einer Klasse zugehörig zu deuten. Ich schlage daher Formelbruch, bzw. Satzbruch als T.t. vor. Was meint Ihr dazu? Eine Wortkontamination (Mechatronik, Ember) wäre in dem Sinne ein Wortbruch - leider ist dieses Wort semantisch schon anders belegt. Oder, wie findet Ihr Satzfrax, Formelfrax und Wortfrax? Es klingt ein bisschen nach Fix und Foxi, aber auch nicht schlecht, und immerhin Latein!
Zuletzt geändert von
sinemetu am So 25. Okt 2020, 11:59, insgesamt 1-mal geändert.
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...