Stutzen über Gestutztes

Beiträge zu Themen, die in keine andere Kategorie passen

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

Stutzen über Gestutztes

Beitragvon sinemetu » Fr 28. Aug 2020, 09:56

Von den bei DWDS genannten Bedeutungen, https://www.dwds.de/wb/Stutzer, ist die Eitelkeit mir nicht so bewußt, obwohl das, was ich im folgenden beschreibe, wohl darunter gefasst werden kann. Das Verbum hat zwei Hauptbedeutungen. 1. innehalten (Wer stutzt, ist verdutzt.) und 2. kürzen. Es gibt eine gestutzte Hecke, einen gestutzten Baum, gestutzte Bärte Haareque und Ideen, zurechtgestutzte Ideen.

Es gibt Menschen, für die ist die Welt in Ordnung, wenn der Rasen gemäht ist und die Haare kurzgehalten sind. Für sehr viele Menschen sind diese beiden "Kulturgüter" Pfeiler der Zivilisation. Sie haben damit nicht ganz Unrecht. Mit dem Stutzen begann die Zivilisation, zumindest die militärische. Man nannte die Nicht-Zivilisierten ja gerade nach den Nicht-Gestutzt-Sein Barbaren. Bei militärischen Formationen stand Gestutztes immer hoch im Kurs. Dies Uniformität, die sich vor allen in der Uniformität der Gedanken ausdrückt, und bei den Gebildeten negativ erwähnt wird, hat einen unschlagbaren Vorteil. Uniform sorgt dafür, daß sich die Kombattanten erkennen. In einer Schlacht ist es lebensnotwendig, sich zu erkennen. Aber dies ist nur ein Nebeneffekt. Fakt ist, die Langhaarigen verlieren immer gegen die Kurzhaarigen. Das hat nichts damit zu tun, daß die Langhaarigen wegen der in die Augen wehenden Mähne schlechter sehen, sondern damit, daß Ordnung und Stutzertum ein Bündnis eingegangen sind. Die Ordnung, ein ziemlich hoher Gott, will nämlich gepflegt werden. Sie macht sich in der Form bemerkbar. Wo aber macht sich die Präsenz von Ordnung besser bemerkbar, als im Kürzen von ständig nachwachsenden Sachen, wie Haaren oder Gras. Es gibt, speziell in der Staatsform repräsentative Demokratie die gestreute Idee, Ordnung habe mit Macht nichts zu tun, sondern man könne sie auch ohne haben. Dies ist natürlich Schwachsinn. Ordnung ist immer Ausdruck von Macht. Und die Macht tendiert immer dazu, die Menschen zu teilen. Wer hält es mit der Macht und wer nicht, wer macht mit, und wer nicht? Dazu eignen sich Haarschnitte und Bartschnitte, Kostümierungen, Masken und ähnliches hervorragend. Auf jeden Fall muß es etwas sein, was nicht natürlicherweise so wäre, sondern einen künstlichen Eingriff erfordert.

Bild
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
sinemetu
Senator
 
Beiträge: 4476
Registriert: Mo 2. Apr 2012, 18:02

Zurück zu Sonstige Diskussionen



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 25 Gäste