Treideln - Trödeln

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Treideln - Trödeln

Beitragvon sinemetu » Mo 7. Sep 2020, 13:38

Ich gehe des morgens fast regelmäßig so ca. 6 km am Donaustrand, naja, sagen wir mal - spazieren. Angesichts der geologisch höchst aktiven Gegebenheit Flussufer, frug ich mich, daß es doch früher jeweils zu beiden Seiten eines größeren schiffbaren Flusses immer Wege gegeben haben muß, denn stromaufwärts konnten die Lastkähne ja nur gezogen werden. Ich kenne diese Tätigkeit allein von Ilja Repins Bild "die Wolgatreidler". Da das Wort deutsch ist, wird es diese Tätigkeit auch an Rhein, Elbe und Weser, Donau und Main gegeben haben, denn die Windkraft hat, wenn man mal von solchen "Flüssen", wie die Peene absieht, die einen Tag in die Richtung fließt und am anderen in die entgegengesetzte, nirgends ausgereicht, gegen die Strömung eine Kahn flussaufwärts zu treiben. Das Treideln ist eine vollkommen aus dem Blickfeld geratene Tätigkeit. Damit müssen eine Menge Menschen ihr Brot verdient haben. Für uns ist nur das Wort trödeln übriggeblieben, denn das treideln war noch langsamer, als der normale Fußmarsch. Übrigens gehört hier auch der Trail und der Trailer her, deswegen, weil er das Publikum anzieht.
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Re: Treideln - Trödeln

Beitragvon marcus03 » Mo 7. Sep 2020, 13:57

Letztlich geht es auf trahere zurück:

treideln Vb. ‘ein Schiff vom Ufer (vom Treidelpfad) aus am Schlepptau (Treidel, Treil) stromaufwärts ziehen’, ein nd. Wort, seit der 2. Hälfte des 18. Jhs. in der Literatursprache. Mnd. treilen, troilen, nd. treilen, treieln, treueln, (mit Gleitlaut) treideln, mnl. treilen, treelen, nl. treilen ‘an einer Zugleine laufen, ein Schiff an einem Seil stromaufwärts ziehen, mit einem Schleppnetz fischen’ sind entlehnt aus mfrz. trailler ‘ein Schiff an einem Seil ziehen’, einer Ableitung von mfrz. traille ‘Seil zum Einholen eines Schiffes’, frz. ‘Seilfähre, Zug- bzw. Leitseil für eine Fähre’, das auf lat. trāgula ‘Schleppnetz, gleitendes (schlittenartiges) Gefährt’ beruht; zu lat. trahere ‘ziehen, schleppen’.
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