Caritas und carere

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Caritas und carere

Beitragvon sinemetu » Fr 18. Sep 2020, 20:14

Ich vermute Homoiorhizität bei den beiden Worten, kriege sie aber nicht zusammengedacht....
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Re: Caritas und carere

Beitragvon marcus03 » Sa 19. Sep 2020, 05:38

Das liegst du (wieder) falsch:

caritas< carus
cārus, a, um, Adi. m. Compar. u. Superl. (altirisch cara, Freund, caraim, ich liebe),
From Proto-Italic *kāros, from Proto-Indo-European *kéh₂ros, from *keh₂- (“to desire, to wish”). Cognate to Sanskrit चारु (cā́ru, “dear, beloved; elegant; esteemed; lovely”).


careo, uī, itūrus, ēre (falisk. carefo »carebo«; vgl. altind. çasati schneidet, lat. castro, āre, castus, ūs, die Enthaltsamkeit, Keuschheit),
Selon certains[1] d'un radical *(s)ker qui l'apparente au grec ancien κείρω, keírô, καρῆναι, karênai (« tondre, couper »), à l'allemand scheren (« tondre, couper ») et l'anglais shear (« tondre, couper »).
Pour d'autres[2] il est à rapprocher de l’osque kasit, du radical indo-européen commun *k̂es (« couper ») affecté par le rhotacisme (Pour des explications détaillées sur le rhotacisme en latin, voir « r » en latin.). Parmi les dérivés de ce radical, il y a castus (« pur : coupé, séparé [du mal, du péché] ») et cassus (« vide, privé de »), castro (« couper, châtrer ») et castrum (« campement, retranchement »). Parmi les mots apparenté dans la famille indo-européenne, mentionnons le grec ancien κεάζω, keázo (« couper, séparer ») ou kosa (« faux [instrument pour couper] ») dans les langues slaves.


Inhaltlich sind die Begriffe geradezu konträr. Wer liebt, besitzt etwas (die Liebe zu etwas), wer "caret"
besitzt etwas nicht (mehr). Was sollte also das TC sein?

Du verfällst immer wieder in dasselbe zu simple Denkschema: Da beginnen 2 Wörter zufällig mit denselben
Buchstaben und schon vermutest du Zusammenhänge.
Mehr als Zufallstreffer kann man mit dieser Methode nicht landen. Wissenschaftlich seriös ist das
nicht. Mit freiem Assoziieren - was auch andere dir immer wieder vorhalten - kommst du sachlich
nicht weit.
Gerade in diesem Fall hätten dich doch die völlig konträren Inhalte vor diesem Schnellschuss
bewahren können bzw. müssen. :?

sinemetu hat geschrieben: kriege sie aber nicht zusammengedacht....

Warum willst du das überhaupt zusammendenken? Wieder nur wegen der Anfangsbuchstaben?
Im Übrigen kann sich die Vokalisierung von Silben in der Lautgeschichte ändern.
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Re: Caritas und carere

Beitragvon sinemetu » Sa 19. Sep 2020, 06:12

marcus03 hat geschrieben:Das liegst du (wieder) falsch:

Das kommt oft vor bei der Suche .....

marcus03 hat geschrieben:Inhaltlich sind die Begriffe geradezu konträr. Wer liebt, besitzt etwas (die Liebe zu etwas), wer "caret"
besitzt etwas nicht (mehr). Was sollte also das TC sein?

Manchmal gibt es sowas die sogenannte En-Anti-Nomie, dass gegensätzliche Dinge in einem Worte versteckt sind...

marcus03 hat geschrieben:Gerade in diesem Fall hätten Dich doch die völlig konträren Inhalte vor diesem Schnellschuss
bewahren können bzw. müssen. :?

Gerade das hat mich ja stutzig gemacht .... es kann aber auch sein, wer (kostbar = expensiv) liebt, entbehrt bald, oder wer etwas sehr liebt, entbehrt es auch, wenn es fehlt. Wenn z. B. mein Computer ausfällt, entbehre ich ihn sofort, die Bedeutung to care for someth. hat sich ja auch entwickelt. Hinzu kommt, daß eine einzelstehende Wurzel in einer Sprache selten ist, und das der Übergang von Subst. (Caritas) zu Verbum (to care) auch nicht so oft beobachtet wird, ist doch das Verbum das gelenkigere Element in der Sprache. Ich sah auf der Autobahn einen Lastzug mit "to care" und kam so auf den Gedanken in Kurzform: Man entbehrt nur, was man liebt!

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben: kriege sie aber nicht zusammengedacht....

Warum willst du das überhaupt zusammendenken? Wieder nur wegen der Anfangsbuchstaben?
Im Übrigen kann sich die Vokalisierung von Silben in der Lautgeschichte ändern.


Deswegen hatte ich ja "Ich vermute" geschrieben. Jetzt vermute ich mit Fragezeichen, denn die beiden gelieferten Etymologie müssen meiner These nicht widersprechen und um hier eine manifeste Heterorhizität festzustellen, bedarf es genauerer Studien.
Zuletzt geändert von sinemetu am Sa 19. Sep 2020, 08:01, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Caritas und carere

Beitragvon marcus03 » Sa 19. Sep 2020, 07:11

sinemetu hat geschrieben:Manchmal gibt es sowas die sogenannte En-Anti-Nomie,

Diesen Begriff finde ich nicht.
Wo hast du ihn her? :-o Marke Eigenbau?
Hast du Beispiele?
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Re: Caritas und carere

Beitragvon sinemetu » Sa 19. Sep 2020, 07:19

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Manchmal gibt es sowas die sogenannte En-Anti-Nomie,

Diesen Begriff finde ich nicht. Wo hast du ihn her? Marke Eigenbau? Hast du Beispiele?


Den hat mein Griechischlehrer gebraucht, bei Pape ist er wohl verzeichnet. Vllt auch eine gelehrte Bildung aus der Renaissance.... wer weiß? Beispiel sind die beiden Bedeutungen von alle, für alles und leer (Nichts). Es gibt aber viele in vielen Sprachen, aber wenige Menschen, die das Beobachtungsnievau und Interesse für ihre Sprache soweit haben, sowas zu bemerken, zumal in der Schule nicht davon geredet wird. Und wovon in der Schule nicht geredet wird, das gibt es nicht, weißt Du doch. Und noch weniger Menschen gibt es, die zwei Sprachen auf dem Niveau beherrschen ...

* ich habe übrigens oben in meiner Begründung noch einmal nachgelegt, um den blitzartigen Gedanken zu verdeutlichen.
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Re: Caritas und carere

Beitragvon marcus03 » Sa 19. Sep 2020, 08:34

sinemetu hat geschrieben: es kann aber auch sein, wer (kostbar = expensiv) liebt, entbehrt bald, oder wer etwas sehr liebt, entbehrt es auch, wenn es fehlt.

Kausalzusammenhänge kann man mit mehr oder weniger Fantasie immer finden. Das kann aber
kein ernsthaftes Argument sein, wenn es um Etymologie geht.
Hunger könnte dann z.B. mit Hang zusammenhängen, weil der Hungrige den Hang zum Essen verspürt.
Wenn du so argumentierst, kann fast alles mit allem in Verbindung gebracht werden.

Nicht jeder entbehrt etwas, wenn die Liebe abhandengekommen ist. Mancher ist heilfroh,
sie los zu sein, wenn's ein Irrtum war.
Lieben heißt meist leiden (müssen). Leiden und Liebe hängen viel mehr zusammen.
Vlt. weil beide mit L beginnen? ;-)
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Re: Caritas und carere

Beitragvon sinemetu » Sa 19. Sep 2020, 11:19

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben: es kann aber auch sein, wer (kostbar = expensiv) liebt, entbehrt bald, oder wer etwas sehr liebt, entbehrt es auch, wenn es fehlt.

Kausalzusammenhänge kann man mit mehr oder weniger Fantasie immer finden. Das kann aber
kein ernsthaftes Argument sein, wenn es um Etymologie geht.
Hunger könnte dann z.B. mit Hang zusammenhängen, weil der Hungrige den Hang zum Essen verspürt.
Wenn du so argumentierst, kann fast alles mit allem in Verbindung gebracht werden.

Man kann die Spekulation Hunger - Hang zum Essen leicht als solche erkennen, weil Hang nämlich schon übertragen ist. Es liegt also ein Wortspiel vor. Man wird die Zeit ausmachen können, ab wann Hang in dieser übertrag. Bedeutung existierte, und wird feststellen, daß Hunger in der Bedeutung viel älter ist. Damit kann man die These dann ad absurdum führen. Sowas passiert mit Methode, und muß dargelegt werden. Ein einfaches Unmöglich oder Abwegig ist zu wenig.

Verdächtig für Homoiorhizität machen nicht (konstruierte) Kausalzusammenhänge, sondern konkrete homophone Verb-Substantiv Konstellationen, die Bezogenheiten aufweisen. Wenn Du einen Film siehst, wie ein Bauer mit der Forke den Stall ausmistet, dann weißt Du, daß Mist und misten homoiorhiz sind. Es ist hochwahrscheinlich, daß, wenn eine Tätigkeit mit einer Sache und die Sache ähnlich phonetisiert sind und auch noch bezogen sind, sie dann homoiorhriz sind. Ich weiss nicht, aus welchem Grund Figurae etymologikae im Deutschen und Lateinischen verpöhnt sind. Aber jeder sieht, dass eine Fund finden, eine Schrift schreiben und eine Fahrt fahren sachliche konkrete Bezogenheiten darstellen.
Was konkret und was übertragen ist, sieht man bei näherer Betrachtung. Ich bin in der lat. Sprachgeschichte nicht so bewandert, um zu sehen, ob Caritas und carus schon übertragen sind oder ob careo die entferntere Bedeutung ist. Vllt äußert sich mal einer der Koryphäen. Es sollte in dieser Frage unbedingt die vorchristliche Zeit betrachtet werden.




Es wäre übrigens eine Untersuchung wert, warum es das so wenig im Deutschen gibt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Etymologische_Figur
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Re: Caritas und carere

Beitragvon marcus03 » Sa 19. Sep 2020, 11:47

sinemetu hat geschrieben:Es wäre eine Untersuchung wert, warum es das so wenig im Deutschen gibt.

Es hört sich meist einfach nicht schön an und widerstrebt der Sprachästhetik.
In Finden ist der Fund schon enthalten (Pleonasmus). Er wirkt unbeholfen, langweilig.
In Aufsätzen würde es als Ausdrucksfehler moniert, der auf Ausdrucksschwächen verweist.
Es gilt: Variatio delectat.
"Ich habe heute einen tollen Fund gefunden". Das sagt man schlichtweg nicht.
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Re: Caritas und carere

Beitragvon marcus03 » Sa 19. Sep 2020, 11:47

sinemetu hat geschrieben:Es wäre eine Untersuchung wert, warum es das so wenig im Deutschen gibt.

Es hört sich meist einfach nicht schön an und widerstrebt der Sprachästhetik.
In Finden ist der Fund schon enthalten (Pleonasmus). Er wirkt unbeholfen, langweilig.
In Aufsätzen würde es als Ausdrucksfehler moniert, der auf Ausdrucksschwächen verweist.
Es gilt: Variatio delectat.
"Ich habe heute einen tollen Fund gefunden". Das sagt man schlichtweg nicht.
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Re: Caritas und carere

Beitragvon ille ego qui » Sa 19. Sep 2020, 11:51

Man kann es nur immer wieder sagen: Bevor du irgendetwas "zusammendenkst", überprüfe erst einmal gewissenhaft die Möglichkeit einer Homorhizität(?) mithilfe der zur Verfügung stehenden Hilfsmittel. Sonst produzierst du reinen Spam.
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
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Re: Caritas und carere

Beitragvon sinemetu » Sa 19. Sep 2020, 12:11

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Es wäre eine Untersuchung wert, warum es das so wenig im Deutschen gibt.

Es hört sich meist einfach nicht schön an und widerstrebt der Sprachästhetik.

Es wird nicht gemacht, weil es nicht als schön empfunden wird ist eine im Kreis sich drehende Begründung. Die Frage ist doch: Varum empfinden wir es als nicht schön, und die Griechen sollen es als schön empfunden haben. Warietas delectat ist doch auch nur Ausdruck derselben Ästhetik!

Marcus03 - nimmst Du bitte Deinen Doppelpost raus, dann entferne ich dies auch wieder...
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