Volksetymologie

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Volksetymologie

Beitragvon sinemetu » Sa 24. Okt 2020, 08:38

marcus03 hat geschrieben:Das Volk assoziierte/hörte wohl beim Pantomimen die Mine= Miene, die dieser macht.


Das Wort Volksetymologie ist ein schlechtes Wort, weil
1. das Volk gar nichts macht, außer folgen
2. Das Geschehen nicht analysiert, also seine Benutzer im Unklaren über den Ort und die Art des wahren Vorgang lässt.
3. einen Mythos geschaffen hat.

Es handelt sich in Wirklichkeit um eine lautliche Veränderung zur Anlehnung eines selteneren an ein häufigeres Wort bei assoziativer Präsenz unter semantischer Bezogenheit.
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Re: Volksetymologie

Beitragvon marcus03 » Sa 24. Okt 2020, 08:58

sinemetu hat geschrieben:1. das Volk gar nichts macht, außer folgen

Na ja, Gedanken macht es sich schon, sonst käme es nicht zu den jeweiligen Erklärungen.
Und kreativ ist so oft noch dazu. :)

VE ist doch ein schöner Begriff für "alternative" Wortherleitungen ("alternative Fakten"/ fake roots).

sinemetu hat geschrieben:Es handelt sich in Wirklichkeit um eine lautliche Veränderung zur Anlehnung eines selteneren an ein häufigeres Wort bei assoziativer Präsenz unter semantischer Bezogenheit.

Erinnert an:
Das maximale Volumen subterraner Agrarprodukte steht in reziproker Relation
zur intellektuellen Kapazität des Produzenten.
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Re: Volksetymologie

Beitragvon sinemetu » Sa 24. Okt 2020, 09:34

marcus03 hat geschrieben:Das maximale Volumen subterraner Agrarprodukte steht in reziproker Relation
zur intellektuellen Kapazität des Produzenten.


Der ist sehr gut, leider kein Witz, spricht aber gegen die Intelligenz
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Re: Volksetymologie

Beitragvon sinemetu » Sa 24. Okt 2020, 09:41

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:1. das Volk gar nichts macht, außer folgen

Na ja, Gedanken macht es sich schon, sonst käme es nicht zu den jeweiligen Erklärungen.
Und kreativ ist so oft noch dazu. :)

Das Volk ist hier das falsche Subjekt, es ist jeweils ein Einzelner, der es macht. Das Volk hat zwar einen Mund, aber kein Hirn. Es muß hilfsweise mit den Füßen abstimmen. Immer, wenn das Subjekt sich verstecken will, setzt es Volk ein. Volkskammer etwa für Parlament.

Naja, Geist scheint es zu haben - wenn Gott will:

Der HERR erweckte den Geist des Volkes, dass sie kamen und arbeiteten am Hause des HERRN Zebaoth, ihres Gottes.
Haggai 1,14

Aus Herrenhuter Losungen für heute.
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Re: Volksetymologie

Beitragvon marcus03 » Sa 24. Okt 2020, 11:02

sinemetu hat geschrieben:Der HERR erweckte den Geist des Volkes, dass sie kamen und arbeiteten am Hause des HERRN Zebaoth, ihres Gottes.
Haggai 1,14

Ohne Kontext und Exegese ist das völlig unverständlich.
Welchen Geist? Welche Arbeit?
Eine Teilerklärung findet man vlt. hier:
https://www.erf.de/erf-plus/audiothek/a ... kt/72-6114

Bleibt aber dennoch die Frage: Was hat der Herr da wie konkret gemacht?
Ein vorchristliches Pfingstereignis? :nixweiss:
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Re: Volksetymologie

Beitragvon sinemetu » Sa 24. Okt 2020, 21:01

marcus03 hat geschrieben:Bleibt aber dennoch die Frage: Was hat der Herr da wie konkret gemacht?
Ein vorchristliches Pfingstereignis? :nixweiss:

Die Leute haben die assoziative Präsenz verstanden, damit wurde die Sprachgrenze aufgehoben und damit konnte eine jeder jeden in seiner Sprache hören .... ein innercerebrales Geschehen.
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Re: Volksetymologie

Beitragvon medicus » So 25. Okt 2020, 08:53

sinemetu hat geschrieben:Die Leute haben die assoziative Präsenz verstanden,


Hast du den Ausdruck assoziative Präsenz selbst erschaffen? Google findet nur Beiträge von dir zu diesem Thema.

https://www.google.com/search?q=assozia ... e&ie=UTF-8
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Re: Volksetymologie

Beitragvon sinemetu » So 25. Okt 2020, 08:58

medicus hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Die Leute haben die assoziative Präsenz verstanden,

Hast du den Ausdruck assoziative Präsenz selbst erschaffen? Google findet nur Beiträge von dir zu diesem Thema.

Ja, hast Du ein Problem damit? Es gibt für die parallelen Erregungsmuster des Hirns in Bezug auf sprachliche Reize kein besseres Wort.
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Re: Volksetymologie

Beitragvon medicus » So 25. Okt 2020, 09:22

Wenn du mir die assoziative Präsenz so erklärst, wie du den Ausdruck einem Schüler der Mittelstufe Gymnasium erklären würdest, dann hätte ich kein Problem mehr, ihn zu verstehen. :roll:
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Re: Volksetymologie

Beitragvon marcus03 » So 25. Okt 2020, 09:45

sinemetu hat geschrieben:Die Leute haben die assoziative Präsenz verstanden, damit wurde die Sprachgrenze aufgehoben und damit konnte eine jeder jeden in seiner Sprache hören .... ein innercerebrales Geschehen.

Was genau haben sie da mittels assoz. Pr. verstanden?
Wie stellst du dir das wohl unhistorische Ereignis vor?
Außerhalb des NT gibt es keine Belege für dieses.

Diskussion des Themas z.B. hier:
https://www.efg-hohenstaufenstr.de/down ... lalie.html
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Re: Volksetymologie

Beitragvon sinemetu » So 25. Okt 2020, 12:43

medicus hat geschrieben:Wenn du mir die assoziative Präsenz so erklärst, wie du den Ausdruck einem Schüler der Mittelstufe Gymnasium erklären würdest, dann hätte ich kein Problem mehr, ihn zu verstehen. :roll:


Lies dies nochmals: viewtopic.php?f=11&t=46030&p=353993#p353993
Dann lies bitte: https://de.wikipedia.org/wiki/Freudscher_Versprecher

Der Unterschied zwischen den diversen psych. Fehlleistungen ist nur die "Größe" bzw. "Mächtigkeit"* der störenden Assoziation. Während beim Freudschen Versprecher ein fertiger, naheliegender Gedanke, den man aus höflichkeitshalber- oder ähnlichen Rücksichten so nicht laut werden lassen würde - sich an einer Stelle in die Formulierung einmischt und durchbricht und sich damit verrät, werden beim Formelbruch nur zwei Formulierungen miteinander rangeln, die ansonsten nicht weiter anstößig. Auf Wort- und Silbenebene passiert das nämliche.

1. Act Sprechen wir vom Pool sch-Vokal-ss. Darin gibt es die Worte scheißen, schießen, er schoß, der Schoß. Der Unterschied zwischen dem Präteritum von schießen und dem Schoß besteht in der Länge des Vokals. Möchte der Sprecher jetzt von einem Trieb reden, der aus der Erde geschossen ist, wird er den Vokal kurz wählen, weil er schoß kurzes o hat. Er wird also von Schössling reden. Will er aber von einem Kind reden, welches dauernd auf dem Schoß der Mutter sitzt, dann wird er das lange o Wählern und vom Schőssling reden. Schőssling ist im Deutschen ein Homograph, deswegen hab ich hier aushilfsweise mal zum langen ungarischen ő gegriffen. Dieser Wechsel findet unter dem Druck der assoziativen Präsenz der leitenden Idee statt. Einmal steht Mutterschoß in assoziativer Präsenz, andermal schießen. Der Lautpool ist derselbe, die nötige lautliche Variation bewirkt die präsente Assoziation. Dieses findet auf vorbewußter Ebene statt, weil es so schnell geht.
2. Act Beim Hören passiert folgendes: Jemand sagte nach einem Theaterbesuch: Der Acteur machte ein gute Geste, er machte eine gute Mime. Der Hörer, das griech. Wort Mime nicht kennend, eventuelle im Bergbau beheimatet, hört: Er machte eine gute Miene. Warum hörte er das? 1. Weil seinem Gehirn die deutsche Endung -ime noch nicht vorgekommen ist und er 2. das griech. Wort Mime nicht kennt. Sei Gehirn kennt aber Miene. Er stutzt zwar, sein Gehirn schiebt aber die Bedeutung (Silbermine) beiseite, - nachzufragen und Unbildung zu offenbaren traute er sich auch nicht - und verankert, daß Miene auch Gesichtsausdruck heißt, denn er gibt die Wendung weiter unter seinen Bergleuten, die fortan gute Miene machen zum bösen Spiel.
3. Akt Die Wortesammler beobachten das Wort Miene mit der Bedeutung Gesichtsausdruck. Sie fragen sich, äh, wie kommt diese Bedeutung zu dem Wort, und dann auch noch im Bergbaumilljö. Sie scannen die Sprachen, in welcher Sprache eine ähnlich klingende Silbe eine ähnliche Bedeutung hat und werden im Bretonischen fündig. Der Rest steht im Etymologischen WB.

*Mächtigkeit meint die Anzahl der damit Vernetzten ebenfalls gereizten Muster.
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