Bezogenheiten (Winter<->Wind)

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Bezogenheiten (Winter<->Wind)

Beitragvon sinemetu » Sa 7. Nov 2020, 11:51

Ich hatte je schon andernorts erwähnt, daß ich die Begriffspaare:
1. Winter -> Wind
2. Sommer -> Sonne
bezogen sind, das Zweite ist heterorhiz im Dt., das erste wahrscheinlich. Die Bezogenheiten erklären sich einfach daraus, daß Wind viel eher für den Winter als prägend gelten kann, als für den Sommer in unseren gemäßigten Breiten. Dasselbe gilt vice versa für Sommer und Sonne. Meine Behauptung ging andernthraeds dahin, daß zumindest die erste Silbe als gemeinsames Element nur durch gegenseitige Beeinflussung sich so stabil hält.
Denn dazu, daß beim Sprechakt assoziative Präsenz vorliegt, reichen schon silbenlange Gleichklänge. Die beiden Begriffspaare eignen sich besonders, da sie häufige Worte sind.

Im Ungarischen gelten Winter (Tél) und Wind (Szél) als heterorhiz - habe die Etym. WB grad nicht zur Hand - aber wette drauf. Sie reimen sich aber, d. h. sie sind assoziativ präsent, d. h. die Sprachen empfindet sie auch als bezogen.
Tél würde ich zu tele und tölteni und telen stellen. Tél ist, wenn alles voll (tele) von Schnee ist. Bedeutungstrennende Längenänderung! Bei -telen liegt dieselbe Enantinomie vor, wie bei Dt. alle.

Im Finnischen sind sie wohl - aus dem Magen geurteilt - homoiorhiz.
Winter -> talvi
Wind -> tuuli

Auch in Kannada scheint bei der ersten Bezogenheit Homoiorhizität vorzuliegen
Winter -> ಚಳಿಗಾಲ (Caḷigāla)
Wind -> ಗಾಳಿ (gāḷi)
Sommer -> ಬೇಸಿಗೆ (bēsige)
Sonne -> ಸೂರ್ಯ (sūrya)

Auch diesen Fall haben wir öfter: (Google gibt die Sprache mit Schottisch-Gaelisch an)
Winter -> geamhradh
Wind -> gaoth
Sommer -> samhradh
Sonne ->Grian

Das scheint was mit Zeit zu bedeuten, wenn es sich um zusammengesetzte Wort handelt, denn es sind die Jahreszeiten- Bezeichnungen, also Worte einer logischen Kategorie. Im Armenische war es ähnlich. Das ist aber äußerliche Grammatik.

Winter -> Ձմեռ (dzmerr)
Wind -> քամի (k'ami)
Sommer -> ամառ (amarr)
Sonne -> Արև (arev)

Armenisch soll ja indogermanisch sein. Ich kann es nicht!
Das ist Gujarati, eine indogermanische Sprache, wie sich an dem Wort für Sonne ahnen läßt.
Winter -> શિયાળો (Śiyāḷō)
Wind -> પવન (pavana)
Sommer -> ઉનાળો (unāḷō)
Sonne -> સન (sana)

Vllt ist das ieu. Sanskritwort Nirvana mit dem Gujarati Wort pavana (Wind) homoiorhiz? Der Windhauch steht ja auch für das Leichte, das Nichts!

Birmanisch - immer vorausgesetzt, die Google-Angaben sind valide - ist auch interessant:
Winter -> ဆောင်းရာသီ (saunggrarse)
Wind -> လေ (lay)
Sommer -> နွေရာသီ (nwayrarse)
Sonne -> နေ (nay)

Aber auch Sonne und Wind scheinen hier in Birma semantisch konnotiert.

Am Äquator auf Meereshöhe erwarte ich 4 Stämme für die 4 Worte, weil die keinen echten Winter kennen.
Winter -> mangsa adhem
Wind -> angin
Sommer -> panas
Sonne -> Srengenge



Kennt Ihr in anderen Sprachen Fälle, wo die Bezogenheit der Sachen schon zur Homoiorhizität geführt hat?
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
sinemetu
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